Tourette-Syndrom
Bei manchen Menschen ist es eine Art Schluckauf. Bei anderen Betroffenen dreht sich der plötzlich der Kopf. Wieder andere geben Laute von sich. Wer mit dem Tourette-Syndrom lebt, hat eine neuropsychiatrische Erkrankung, die auch Tic-Störung genannt wird. Diese Tics können sich motorisch oder verbal äußern. Motorische Tics sind zum Beispiel unwillkürliche Muskelzuckungen oder Bewegungen. Verbale Tics zeigen sich durch unabsichtliche Lautäußerungen. In Deutschland sind ca. 40 000 Menschen davon betroffen, dreiviertel davon sind männlich. Meistens beginnen die Symptome schon im Grundschulalter.
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Typisch für das Tourette-Syndrom ist das gleichzeitige Auftreten von motorischen und vokalen Tics über einen Zeitraum von mehr als einem Jahr. Tics können sehr vielfältig und variabel sein und sich im Laufe der Zeit verändern. Manche Betroffene können ihre Tics zeitweise unterdrücken, manchen gelingt das sogar stundenlang. Tics kündigen sich häufig durch ein Spannungsgefühl an.
Motorische Tics können zum Beispiel sein:
Augenzwinkern, Mund aufreißen
- Hüpfen oder sich drehen
- Anspannen der Bauchmuskeln
- Zupfen der Haare
- Klopfen mit dem Fuß
Vokale Tics können zum Beispiel sein:
- Plötzliche Lautäußerungen
- Bestimmte Wörter oder Selben werden immer wiederholt
- Sexuelle Beschimpfungen oder Wörter
Um den Wissensstand über Tic-Störungen und das Tourette-Syndrom zu erweitern, gibt es verschiedene Forschungsprojekte, an denen Betroffene teilnehmen können.
Sie haben Fragen dazu? Dann nehmen Sie gerne Kontakt mit uns auf, wir beantworten sie gerne.
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Wissenschaftler vermuten, dass eine Störung in den Hirnzentren vorliegt, in denen die Bewegungsabläufe geregelt werden. Dies könnte durch Veränderungen in bestimmten Genen hervorgerufen werden oder auch im Zusammenhang mit Veränderungen im Immunsystem. Eher selten entwickelt sich ein Tic aufgrund anderer Störungen.
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Zunächst muss geklärt werden, ob es sich um ein Tourette-Syndrom handelt oder ob eine körperliche Erkrankung (z.B. Wilson Erkrankung (=Kupferspeichererkrankung)) zugrunde liegt und ob weitere psychiatrische Begleiterkrankungen bestehen (z.B. ADHS, Zwangsstörung, Depression). Nach Anamnese und körperlicher Untersuchung werden spezifische Fragenbögen (YGTSS, YBOCS) und Untersuchungsmethoden (MRT, Blutentnahme) eingesetzt.
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Nach der Diagnose wird gemeinsam mit dem Patienten ein individuelles Therapiekonzept erstellt.
In unserer Klinik stehen folgende Therapiemöglichkeiten zur Verfügung:
- Psychopharmakologische Therapie
- Andere medikamentöse Therapien
- Unterstützung bei der Vermittlung spezifischer verhaltenstherapeutischer Verfahren wie Habit Reversal oder Exposure and Response Prevention
- Tiefe Hirnstimulation in Kooperation mit der Neurochirurgie am Standort Großhadern
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Als Universitätsklinikum sind wir auch an internationalen Forschungsprojekten beteiligt, an denen Betroffene teilnehmen können. Weitere Informationen darüber finden Sie unter folgenden Links:
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Weiterführende Informationen, Hilfsangebote und Materialien sind auch über folgende Gesellschaften/Seiten erhältlich:
Kontakt bei weiteren Fragen
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Tourette-Ambulanz (Sprechzeiten Dienstag: 9:00 - 12:00 Uhr)
80336 München