Darmkrebsmonat März: Ihre Fragen - unsere Antworten
Vorsorge und Prävention
Mit mehr als 60.000 Neuerkrankungen pro Jahr ist Darmkrebs eine der häufigsten Krebsarten in Deutschland. Das wichtigste Ziel der Früherkennungsuntersuchung zur Darmkrebsvorsorge ist, dass das Auftreten der Krankheit verhindert wird. Das kann gelingen, wenn Vorstufen dieses Krebses frühzeitig erkannt und entfernt werden, noch bevor die ersten Anzeichen von Darmkrebs auftreten. Ist bereits Darmkrebs entstanden und wird er früh entdeckt, sind die Chancen, ihn zu heilen, deutlich besser als später. Er lässt sich dann auch schonender behandeln.
Bereits 2002 wurde die Vorsorgekoloskopie (Darmspiegelung) als Bestandteil der gesetzlichen Krebsvorsorge eingeführt. Darmkrebs entsteht fast immer aus sogenannten Dickdarmpolypen, die über die Zeit langsam wachsen und sich zu Darmkrebs entwickeln können. Die Darmspiegelung ist die sicherste Methode zur Vorbeugung und Entdeckung von Darmkrebs: Sie kann diesen nicht nur erkennen, sondern sogar verhindern, dass bösartige Gewebeveränderungen entstehen.
In den letzten zehn Jahren wurden durch die Darmspiegelung deutschlandweit rund 180.000 Darmkrebsfälle verhindert. Die Vorsorgekoloskopie wird Männern ab 50 und Frauen ab 55 Jahren empfohlen. Das unterschiedliche Alter ist daher begründet, dass Darmkrebs bei Männern deutlich häufiger auftritt als bei Frauen. In Deutschland liegt die altersstandardisierte Neuerkrankungsrate bei Männern bei 46 pro 100.000 pro Jahr, bei Frauen dagegen nur bei 28.
Wenn Patient:innen keine Darmspiegelung wünschen, können sie ab dem 50. Lebensjahr einen Stuhltest durchführen lassen. Der Stuhltest kann kleinste Mengen Blut im Stuhl nachweisen und damit erste Hinweise auf einen Darmtumor oder Polypen geben.
Sollten in der Familie bereits häufiger Darmkrebsfälle vorgekommen sein, besteht ein erhöhtes Darmkrebsrisiko. In diesem Fall sind Früherkennungsuntersuchungen auch schon vor dem 50. Lebensjahr sinnvoll. Als Faustregel gilt, dass die Untersuchung zehn Jahre vor dem Erkrankungsalter der betroffenen Verwandten stattfinden sollte.
Die meisten Darmkrebserkrankungen entstehen infolge von Zellveränderungen, die während des Lebens neu erworben wurden und haben daher keine erbliche Ursache. Es liegt also zumeist keine spezielle familiäre Veranlagung vor, weshalb man auch von einem sporadisch auftretenden Darmkrebs spricht. Umweltfaktoren und Lebensstil spielen eine wesentliche Rolle. So ist gezeigt worden, dass Rauchen und übermäßiger Alkoholkonsum mit einem erhöhten Risiko für Darmkrebs einhergehen. Auch viele für den westlichen Lebensstil typische Lebens- und Ernährungsgewohnheiten fördern die Erkrankung: Wer zu viel Fett und rotes Fleisch isst, wenig Ballaststoffe, Obst und Gemüse zu sich nimmt oder übergewichtig ist, der erhöht sein Darmkrebsrisiko.
Erbliche Krebserkrankungen machen nur etwa fünf bis zehn Prozent der Darmkrebserkrankungen aus. Hierbei führt eine bestimmte vererbbare Genveränderung zu einem erhöhten Risiko für die Entstehung bestimmter Krebsarten. Neben dem sporadischen und erblichen Darmkrebs gibt es noch eine dritte Gruppe, der familiär gehäuft auftretende Darmkrebs. In Familien dieser Gruppe tritt Darmkrebs etwas häufiger auf als in der Allgemeinbevölkerung. Man spricht von familiärem, nicht aber von erblichem Dickdarmkrebs. Familienangehörige sollten sich aufgrund des erhöhten Risikos früher untersuchen lassen.
Sollten in der Familie bereits häufiger Darmkrebsfälle vorgekommen sein, besteht ein erhöhtes Darmkrebsrisiko. In diesem Fall sind Früherkennungsuntersuchungen auch schon vor dem 50. Lebensjahr sinnvoll. Sind Verwandte ersten Grades – also Eltern, Geschwister oder Kinder – an Darmkrebs erkrankt, ist das eigene Darmkrebsrisiko etwa doppelt so hoch wie bei Menschen ohne familiäre Vorbelastung. In diesem Fall wird empfohlen, sich ca. zehn Jahre früher als die Betroffenen untersuchen zu lassen. Das heißt: Wenn ein Verwandter ersten Grades mit 55 an Darmkrebs erkrankt ist, sollten Sie sich spätestens mit 45 Jahren erstmalig untersuchen lassen. Außerdem gilt: Je jünger die Verwandten waren, als bei ihnen Darmkrebs festgestellt wurde, desto höher ist das eigene Darmkrebsrisiko. Sind Verwandte zweiten Grades – also Großeltern, Onkel, Tanten oder Enkel – an Darmkrebs erkrankt, ist das Risiko an Darmkrebs zu erkranken ebenfalls erhöht, allerdings in geringerem Maße als bei Verwandten ersten Grades. Das eigene Darmkrebsrisiko ist übrigens auch erhöht, wenn Verwandte „nur“ Darmkrebsvorstufen (Adenome) hatten.
Menschen mit einer erblichen Belastung für Darmkrebs sollten sich neben dem „normalen“ Darmkrebs-Screening nach einem speziellen Früherkennungsprogramm erkundigen. Wer glaubt, familiär belastet zu sein, kann sich in einem der sechs „Zentren für familiären Darmkrebs”, die mit maßgeblicher Förderung der Deutschen Krebshilfe initiiert wurden, informieren und beraten lassen.
Falls mehrere, direkt miteinander verwandte Familienmitglieder an Darmkrebs oder anderen Krebsarten erkrankt sind, verschiedenen Generationen angehören und der Krebs in jungem Alter auftritt (< 50 Jahre), sollten Sie sich auf eine erbliche Tumorekrankung untersuchen lassen (Humangenetische Beratung). Erste Anlaufstelle hierfür ist Ihr Hausarzt, der Sie dann gegebenenfalls an spezialisierte Institutionen weiterleiten kann. In diesem Fall kann auch eine Untersuchung von sehr jungen Personen sinnvoll sein.
Sie sollten versuchen, den Darm bis zur Untersuchung möglichst sauber zu bekommen, da die Untersuchung bei Stuhlverschmutzung nicht aussagekräftig ist. Genaue Anweisungen erhalten Sie hierzu von dem untersuchenden Arzt. Die Protokolle zur Vorbereitung können etwas variieren. Um Ihnen die Untersuchung so angenehm wie möglich zu machen, bekommen Sie kurz vor Beginn der Darmspiegelung ein Mittel intravenös verabreicht (meist Propofol). Voraussetzung hierfür ist, dass Sie nüchtern zur Untersuchung erscheinen.
Generell zahlen die Krankenkassen Darmkrebsvorsorgeuntersuchungen ab einem Alter vom 50 Jahren, bei familiärer Vorbelastung aber auch schon früher. Die Vorsorgekoloskopie (Darmspiegelung) wird Männern ab 50 und Frauen ab 55 Jahren empfohlen. Das unterschiedliche Alter ist dadurch begründet, dass Darmkrebs bei Männern deutlich häufiger auftritt als bei Frauen.
Nicht nur ältere Menschen erkranken an Darmkrebs. In den letzten Jahrzehnten hat die Inzidenz bei jungen Menschen rapide zugenommen. Nach aktueller Datenlage wird Darmkrebs bis zum Jahr 2030 wahrscheinlich die häufigste Krebstodesursache im Alter von 20 bis 49 Jahren sein. Die Gründe dafür sind noch nicht vollständig verstanden. Umweltfaktoren und Lebensstil (Rauchen, Süßstoffe, Fette, künstlich verarbeitete Lebensmittel) haben aber einen deutlichen Einfluss auf das Darmkrebsrisiko junger Personen.
Diagnose
Häufig macht Darmkrebs im frühen Stadien keine Beschwerden. Daher lassen sich Vorstufen oder frühe Stadien meist nur durch eine Vorsorgekoloskopie (Darmspiegelung) diagnostizieren. Bestimmte Symptome können auf Darmkrebs hinweisen und sollten unbedingt weiter abgeklärt werden:
- Sichtbare Blutspuren beim Toilettengang
- Veränderte Stuhlgewohnheiten: Durchfall, Verstopfung oder auch beides
- Krampfartige Bauchschmerzen und Stuhldrang, häufig ohne anschließende Stuhlentleerung
- Blutarmut (Anämie) durch unbemerkten Blutverlust
- Ungewollter Gewichtsverlust und Schwächegefühl
Die genannten Zeichen treten häufig auch bei gutartigen Darmerkrankungen auf. Sie sollten aber auf jeden Fall abgeklärt werden.
Zur Sicherung der Diagnose reicht eine endoskopische Untersuchung mit Probenentnahme (Biopsie) aus. In Abhängigkeit von der Lokalisation des Tumors schließen sich dann noch weitere Untersuchungen wie Sonographie, Kernspintomographie (MRT) und Computertomographie (CT) an.
Mittlerweile ist gezeigt worden, dass das Gesamtrisiko an Krebs zu erkranken bei Patient:innen mit Zöliakie erhöht ist; jedoch beschränkt sich dieser Risikoanstieg auf Patient:innen, die die Zöliakiediagnose erst nach dem 40. Lebensjahr erhalten haben. Zudem besteht das Risiko hauptsächlich im ersten Jahr nach der Diagnose. Am ehesten erkranken Zöliakiepatient:innen an hämatologischen, lymphoproliferativen und gastrointestinalen Krebsarten. Unter den verschiedenen Krebsarten wurden auch erhöhte Risiken für Leber- und Bauchspeicheldrüsenkrebs gefunden, nicht jedoch für Magen- oder Darmkrebs.
Wählen Sie nach Möglichkeit einen Arzt oder eine Ärztin Ihres Vertrauens: Er oder sie kann die weitere Behandlung koordinieren. Am besten ist es den Hausarzt als Koordinator einzubinden. Er kennt Sie meist am besten und kann Ihnen die Termine beim Spezialisten organisieren. Die Heilungschancen bei Darmkrebs sind heutzutage sehr gut und es gibt keinen Grund zu verzweifeln. Aber jeder Mensch geht unterschiedlich mit einer Krebsdiagnose um. Wenn Sie sich danach fühlen, sprechen Sie mit Angehörigen, Freunden und Ärzten über Ihre Sorgen. Das kann helfen die Diagnose zu verarbeiten.
Bereiten Sie sich auf die anstehenden Arztgespräche vor: Notieren Sie Ihre Fragen vorab. Wenn Sie möchten, können Sie auch einen Angehörigen oder eine Freundin, einen Freund bitten, mitzukommen. Manchmal kann es auch sinnvoll sein, eine zweite ärztliche Meinung einzuholen. Bei Bedarf können Sie sich professionelle Unterstützung durch Krebsberatungsstellen oder Psychoonkologen suchen, oder eine Selbsthilfegruppe kontaktieren. Dies alles kann auch zentral über ein Darmkrebszentrum wie das am LMU Klinikum koordiniert und organisiert werden.
Patient:innen haben oft verschiedene Ängste – vor der Therapie, vor einem Rückfall, vor der Zukunft und besonders sorgen sie sich um das Wohl ihrer Familie. Abhängig davon wie nah Sie dem Betroffenen stehen, suchen Sie das offene Gespräch. Hier können Sie erfragen, worüber die betroffene Person gerne sprechen möchte und welche Unterstützung sie sich wünscht.
In diesem Video erzählt eine unserer Patientinnen, wie bei ihr Darmkrebs entdeckt wurde und wie sie behandelt wurde.
Therapie und Heilung
Künstliche Intelligenz (KI) ist in vielen Bereichen der Medizin auf dem Vormarsch, auch in der Darmkrebsvorsorge und Therapie. So kann sie zum Beispiel bei der Detektion von Polypen im Darm, aus denen Darmkrebs entstehen kann, hilfreich sein. Es gibt unterschiedliche Wege, KI bei einer Darmspiegelung zu nutzen. Etwa 35 Prozent mehr Vorläuferläsionen (Polypen), die kleiner als ein Zentimeter sind, können durch spezielle KI-Features entdeckt und entfernt werden. Das ist eine erhebliche Verbesserung der diagnostischen Genauigkeit. Zudem kann künstliche Intelligenz bei der Operationsplanung komplexer chirurgischer Eingriffe hilfreich sein.
Prinzipiell gilt: Je früher der Krebs entdeckt wird, desto besser sind die Heilungschancen. In einem frühen Stadium sind die Heilungschancen heutzutage exzellent. Dank moderner Medizin sind aber auch in fortgeschrittenen Stadien sehr gute Therapierfolge zu erzielen. So können zum Beispiel auch Patient:innen mit Leber-, Lungen- oder Bauchfellmetastasen durch verschiedene, sich ergänzende Therapieformen langfristig vom Krebs befreit werden.
Dank innovativer Therapiekonzepte, die durch das Zusammenwirken verschiedener Fachrichtungen (Chirurgie, Gastroenterologie, Onkologie, Strahlentherapie und Radiologie) entstehen, kann heutzutage sogar ein beträchtlicher Anteil von Darmkrebspatienten mit Fernmetastasen geheilt werden. So können zum Beispiel auch Patient:innen mit Leber-, Lungen- oder Bauchfellmetastasen durch verschiedene, sich ergänzende Therapieformen langfristig vom Krebs befreit werden. Hierzu ist es jedoch erforderlich, dass die Patient:innen an einem auf Darmkrebs und dessen Metastasen spezialisierten Zentrum behandelt werden. Hier werden in Tumorkonferenzen, an denen alle wichtigen Fachrichtungen teilnehmen, maßgeschneiderte Therapieformen für jeden einzelnen Patienten entworfen.
Patient:innen mit lokal begrenztem bzw. nicht metastasiertem Darmkrebs haben exzellente Aussichten auf Heilung. Da sich Lebermetastasen in Anzahl, Lokalisation und Tumorart sehr stark unterscheiden, kann man keine pauschale Aussage bezüglich des Überlebens treffen. Ein Viertel aller Darmkrebspatienten weist bei Erstdiagnose bereits Metastasen auf und bis zu 50 Prozent der Patient:innen entwickeln im Laufe ihrer Erkrankung Fernmetastasen. Daher ist es umso wichtiger, sich an einem Zentrum behandeln zu lassen, das auch auf die Behandlung von Metastasen spezialisiert ist, damit auch im fortgeschrittenen Stadium ein langfristiges Überleben möglich ist.
Weitere Informationen
Darmkrebszentrum am LMU Klinikum
Das Darmkrebszentrum am LMU Klinikum behandelt ca. 300 Patient:innen mit Darmkrebs im Jahr. Es ist von der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) mehrmals zertifiziert worden; die Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie am LMU Klinikum ist eines von drei bundesweit ausgezeichneten Chirurgischen Exzellenzzentren für die Behandlung von Darmerkrankungen. Im LMU Klinikum arbeiten international bekannte Spezialist:innen aus den Fachbereichen Chirurgie, Gastroenterologie, Onkologie, Strahlentherapie, Radiologie, Pathologie, sowie Anästhesie und Intensivmedizin eng zusammen.
Darmkrebstelefon
Das Darmkrebszentrum am LMU Klinikum bietet ein Darmkrebstelefon für Zuweiser:innen und Patient:innen an. Diese können unter der Telefonnummer 089 4400-78800 Termine in den verschiedenen Sprechstunden (z.B. Chirurgie, Onkologie) oder für spezielle Untersuchungen (z.B. Koloskopie) vereinbaren. Das Telefon ist montags bis freitags von 8 bis 15:30 Uhr besetzt.
Ansprechpartner:
Priv.-Doz. Dr. med. Florian Kühn
Darmkrebszentrum am LMU Klinikum, CCC München