Doppelte Herztransplantation bei Kindern in Großhadern
Jedes 100. Kind kommt mit einem Herzfehler auf die Welt. Die kleinen Patienten sind häufig bereits als Säuglinge auf komplexe Operationen oder sogar Herztransplantationen angewiesen. Bei Kindern und Jugendlichen ist die Zahl von Spenderorganen noch kritischer als bei Erwachsenen. Daher sind die Wartezeiten oft sehr lange, mit entsprechenden Folgen für die jungen Patientinnen und Patienten und die betroffenen Familien. Denn die Kinder brauchen die Unterstützung der Eltern, vermissen ihre Geschwister und Freunde, die sie oft nicht besuchen können, und müssen auf Kindergarten, Sportverein und Schule verzichten. Für zwei junge Patientinnen der Kinderkardiologie am LMU Klinikum Großhadern hat das Warten jüngst ein erfreuliches Ende genommen. Felizia, 1 Jahr, und Romina, 9 Jahre, erhielten jeweils in der zweiten Juli-Hälfte ein neues Herz. Beiden war vor rund einem Jahr ein Kunstherz, ein sogenanntes Berlin Heart eingesetzt worden, das vorübergehend die Herzfunktion unterstützen kann. Allerdings ist das kein Dauerzustand, es besteht immer die Gefahr einer Infektion.
Operiert haben die beiden Kinder Prof. Dr. Jürgen Hörer, Chefarzt der Sektion Chirurgie angeborener Herzfehler und Kinderherzchirurgie am LMU Klinikum und Leiter der Klinik für Chirurgie Angeborener Herzfehler und Kinderherzchirurgie am Deutschen Herzzentrum München, sowie Privat-Dozent Dr. Sebastian Michel, Oberarzt der Herzchirurgischen Klinik am LMU Klinikum Großhadern. München zählt zu den bedeutendsten Kinderherzchirurgischen Zentren in Europa. Die Zusammenarbeit des Deutschen Herzzentrums München, Klinik an der Technischen Universität München, sowie dem LMU Klinikum München in Großhadern bietet das gesamte Spektrum operativer und kardiologischer Expertise für Kinder und Jugendliche. Das bestätigt Privat-Dozent Dr. Michel: „Wir operieren mit einem gemeinsamen Team an beiden Standorten und tauschen uns gegenseitig aus, was eine einmalige Situation für uns Chirurgen darstellt, da wir dadurch alle unser Spektrum erweitert haben.“
Die transplantierten Kinder bleiben vorerst auf der Intensivstation und werden dort gemeinsam von den erfahrenen Intensiv-Pflegekräften und -Ärzt:innen sowie dem Team von Prof. Dr. Nikolaus Haas, Leiter Abteilung Kinderkardiologie und Pädiatrische Intensivmedizin am LMU Klinikum, betreut. „Wir freuen uns, dass es beiden so kurz nach der Transplantation so gut geht“, sagt Haas. „Wir fordern aber in diesem Zusammenhang auch alle auf, sich frühzeitig zu diesem Thema Gedanken zu machen und sich für eine Organspende zu entscheiden. Sie können Leben retten.“
Bereits vor einem Jahr ist es gelungen, bei zeitgleich stattfindenden Operationen einem Kind und einem Jugendlichen ein neues Herz einzusetzen. Auch diese beiden sind mit einem Herzunterstützungssystem Berlin Heart längere Zeit versorgt worden und sind inzwischen wieder zurück in ihrer häuslichen Umgebung bei ihren Familien.
Bei aller Freude über eine gelungene Transplantation denken wir stets daran, dass ein Spenderorgan immer auch mit dem oft unerträglichen Verlust eines geliebten Kindes einhergeht. Daher sind wir den Spendern und ihren Familien zutiefst dankbar für ihre Zustimmung, dass schwer kranken Kindern mit dem gespendeten Organ ein neues Leben ermöglicht werden kann!
Kontakt:
PD Dr. Sebastian Michel
LMU Klinikum - Herzchirurgische Klinik und Poliklinik Sektion für Chirurgie angeborener Herzfehler und Kinderherzchirurgie
81377 München