Die Auswertung der Daten ergab auch: Jene Patient:innen, die nach der Therapie längere Zeit Kortison erhielten (zum Beispiel zur Behandlung anderer Nebenwirkungen), hatten eine erhöhte Infektrate. Andererseits reduzierte die vorbeugende Gabe von Antibiotika die Zahl der schweren Infektionen bei den Betroffenen mit hohem Score erheblich. Bei den Patient:innen mit niedrigem Score zeigte sich dieser Nutzen nicht. „Das heißt, wir können mit unserem Score individuell abschätzen, wer im Zuge der CAR-T-Zelltherapie Antibiotika bekommen sollte und wer nicht“, betont Marion Subklewe. Ein großer Vorteil, denn jede Antibiotika-Gabe schädigt die Darmflora, die für ein funktionierendes Immunsystem wichtig ist.
Schlussendlich mussten Patient:innen mit hohem Score länger im Krankenhaus zur Behandlung bleiben als Patient:innen mit niedrigem Score. Vor allem aber schritt ihr Krebs, trotz CAR-T-Zelltherapie, schneller voran und sie starben insgesamt öfter an ihrer Erkrankung als Betroffene mit niedrigem Score. Schwere Infekte sind offenbar auch mit einer höheren Sterblichkeit der Patient:innen assoziiert. Ein Online-Score Rechner wurde bereits in Zusammenarbeit mit der German Lymphoma Alliance (GLA) programmiert (siehe Link unten).
„Insgesamt kristallisiert sich der klinische Nutzen des CAR-HEMATOTOX zunehmend heraus“, sagt Kai Rejeski. Ein hoher Score bedeutet ein hohes Komplikations- und Sterblichkeitsrisiko, ein niedriger Score eben nicht. „Hochrisikopatient:innen profitieren wahrscheinlich von einer anti-infektiven Prophylaxe und sollten engmaschig überwacht werden“, erklärt der Arzt weiter, „bei Niedrigrisikopatient:innen könnte man hingegen Antibiotika einsparen und in Zukunft könnten diese Patient:inen die CAR-T-Zelltherapie eventuell ambulant erhalten.“ Das allerdings müssen weitere Studien klären.