iCoViP: Internationale Sammlung virtueller Patienten

COVID-19 drängte Universitäten in aller Welt dazu, ihre Lehrpläne rasch auf Online-Formate umzustellen. Die Auswirkungen auf die medizinische Ausbildung waren sogar noch bedeutender, da der Patient*innenkontakt und die Verfügbarkeit von Patient*innen, die nicht mit COVID-19 in Verbindung standen, sehr begrenzt waren und wir eine zehnfach höhere Nutzung und Nachfrage nach virtuellen Patienten (VPs) aus verschiedenen Ländern innerhalb und außerhalb Europas erlebten. VPs sind interaktive, Fälle, die geeignet sind, die Problemlösung und die klinische Entscheidungsfindung zu fördern, was wichtige Fähigkeiten sind, die Medizinstudierende beherrschen müssen, um professionell arbeiten zu können.

Gespräche mit Lehrenden sowie Rückmeldungen von Studierenden während des Sommersemesters 2020 zeigten den klaren Wunsch nach einer weiteren Nutzung der VPs nach der Rückkehr zum Präsenzunterricht, der Behandlung zusätzlicher Symptome und Krankheiten und abwechslungsreichen Präsentationen, um die Studierenden auf Patientenbegegnungen in einer sicheren und anpassungsfähigen Lernumgebung vorzubereiten, die "deliberate practice" erleichtert.

Unser Hauptziel ist es, eine qualitativ hochwertige mehrsprachige VP-Sammlung für Medizinstudierende und junge Berufstätige bereitzustellen. Die Sammlung ermöglicht ein adaptives und bewusstes Üben von klinischer Entscheidungsfindung in verschiedenen Kontexten und Komplexitäten und unterstützt Mobilitätsaktivitäten und Sprachtraining für Medizinstudenten und junge Fachkräfte.

Unser zweites Ziel ist es, das Bewusstsein für VPs und ihre curriculare Integration unter Lehrenden zu schärfen. Und unser drittes Ziel ist es, unsere Partnerschaft auch nach dem Förderzeitraum aufrechtzuerhalten und eine starke Zusammenarbeit zu etablieren, um die VP-Sammlung weiterzuentwickeln und andere bei der Integration von VPs in ihre Lehrpläne zu unterstützen. Unser interdisziplinäres Konsortium umfasst sechs Partner aus Frankreich, Deutschland, Polen, Portugal und Spanien, was uns ermöglicht, eine breite Perspektive aus verschiedenen Ländern, Gesundheits- und Bildungssystemen einzubeziehen. Die Projektteilnehmer verfügen über alle erforderlichen Fähigkeiten und Erfahrungen, um sich dieser Herausforderung zu stellen und den Bedarf mit umfassenden Fachkenntnissen in den Bereichen Bildung und Didaktik, Medizin und Gesundheitswesen, IT, Forschung und Verwaltung zu decken.

Zu den Ergebnissen unseres Projekts gehören:

• Eine Sammlung von 200 VPs in Französisch, Englisch, Deutsch, Polnisch, Portugiesisch und Spanisch, die auf einem Kompetenzrahmen basieren, der sich an nationalen und internationalen Standards und Anforderungen orientiert und die bereits vorhandenen VPs ergänzt.
• Ein Leitfaden für Lehrende, wie die VP-Sammlung in Curricula in verschiedenen virtuellen und Blended-Learning-Szenarien integriert werden kann, basierend auf einer qualitativen Literaturrecherche.
• Evaluierungsergebnisse und Daten von Lernenden aus einer Pilotimplementierung der VP-Sammlung an Partnereinrichtungen.

Bewusstes Üben mit der VP-Sammlung durch Studierende und junge Berufstätige und eine sinnvolle Integration durch Lehrende werden die Motivation und Kompetenz in klinischer Entscheidungsfindung erhöhen. Der internationale und interdisziplinäre Charakter des Projekts wird dazu beitragen, die Lernenden besser auf ein Studium oder eine Tätigkeit im Ausland oder die Betreuung internationaler Patient*innen vorzubereiten.

Medizinische Fakultäten können ihr Studienprogramm verbessern, indem sie ihren Studierenden flexiblere und modernere Lernmöglichkeiten bieten. Dies wird ihnen helfen, sich besser auf Herausforderungen wie die COVID-19-Pandemie einzustellen, aber auch die steigende Nachfrage und die Anforderungen an digitalen und gemischten Unterricht zu erfüllen. Wir gehen davon aus, dass diese Veränderungen zunächst auf lokaler und regionaler Ebene stattfinden und durch unsere Verbreitungs- und Vernetzungsaktivitäten auch Auswirkungen auf nationaler und internationaler Ebene haben werden.

iCoViP ist kofinanziert von der Europäischen Union.