Glossar Andrologie
Adenohypophyse (Hirnanhangsdrüse)
Die Adenohypophyse liegt an der Schädelbasis unterhalb des Hypothalamus und produziert als wichtige Hormondrüse unter anderem das luteinisierende Hormon (LH) und das Follikelstimulierende Hormon (FSH) . Durch Verletzungen oder Tumore kann es zu einer Störung der Hormonproduktion kommen (siehe auch hypogonadotroper Hypogonadismus).
alpha-Glukosidase
Erniedrigte Konzentrationen der alpha-Glukosidase im Ejakulat sprechen für eine Schädigung des Nebenhodens.
Androgene
Als Androgene werden die Sexualhormone mit virilisierender (männlicher) Wirkung bezeichnet. Hauptandrogen ist das Testosteron.
Andrologie
Untergebiet in der Medizin, das sich mit der Fortpflanzungsfunktion des Mannes und dessen Störungen beschäftigt. Die Zusatzbezeichnung Andrologie wird nach entsprechendem Ausbildungsnachweis Fachärzten der Urologie, Dermatologie und Endokrinologie verliehen.
Androgenbindungsprotein (ABP)
Ermöglicht die Passage des Testosterons aus dem Blut über die Blut-Hoden-Schranke zu den Samenkanälchen um die Spermiogenese zu beeinflussen.
Anti-Müller-Hormon (AMH)
Das AMH ist von großer Bedeutung für die männliche sexuelle Differenzierung während der Embryonalzeit. Das ab der Pubertät vermehrt gebildete Testosteron hemmt die AMH Produktion. Aktuelle Studien zeigen, dass die Serum-AMH Werte bei Männern mit nichtobstruktiver Azoospermie niedriger sind, als bei Männern mit obstruktiver Azoospermie (Muttukrishna et al. 2007). Eine Aussage über das Vorhandensein von Spermatozoen im Hoden ist nicht möglich (Goulis et al. 2009).
Aspermie
Kommt es nach dem Orgasmus zu einem Ausbleiben der Ejakulation, wird dies als trockener Orgasmus, veraltet Impotentia ejaculandi oder Aspermie bezeichnet.
Asthenozoospermie
Finden sich im Spermiogramm weniger als 25% schnell bewegliche (WHO Kategorie a) bzw. weniger als 50% progressiv bewegliche Spermatozoen (WHO Kategorie a+b) wird dies als Asthenozoospermie bezeichnet (WHO-Laborhandbuch 1999). Ursächlich können z. B. neben einem Nikotinabusus auch Infektionen mit Ureaplasma urealyticum und Chlamydia trachomatis sein.
Assistierte Reproduktionstechnik (ART)
Es können prinzipiell drei Strategien der künstlichen Befruchtung unterschieden werden: die Insemination , die In-vitro Fertilisation (IVF) und die intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI). Wenn Sie hierzu mehr wissen wollen, verweisen wir auf das Glossar unserer Gynäkologen (http://www.kinderwunsch-uni-muenchen.de; http://www.ivf-maistrasse.de).
Azoospermiefaktor (AZF)
Der Azoospermiefaktor ist auf dem langen Arm des Y-Chromosom (Yq11) zu finden. Er wird in die drei nichtüberlappende Bereiche AZFa, AZFb und AZFc eingeteilt. Eine Veränderung (Mutation) in einem dieser Bereiche führt zu einer gestörten Spermiogenese, die bei der Hälfte der Patienten zu einer Azoospermie führt (Simoni et al. 2008). Kombinierte Mutationen sind möglich. Bei 38% der Patienten mit Azoospermie und AZFc Mikrodeletion können mittels testikulären Samenextraktion (TESE) Spermatozoen gefunden werden. Studien zeigten, dass bei Veränderungen (Mikrodeletionen) in den Bereichen AZFa oder AZFb dies praktisch unmöglich ist (Hobbs et al. 2003). Aus diesem Grund empfehlen wir bei allen Patienten mit Azoospermie eine genetische Untersuchung. Bei Vorliegen einer AZFa bzw. AZFb Mutation raten wir von einer TESE ab (Link Humangenetik). Auf Grund der Lokalisation auf dem Y-Chromosom wird eine AZF-Mikrodeletion an männliche Nachkommen vererbt.
Azoospermie
Werden nach Zentrifugation des Ejakulats keine Spermatozoen gefunden, wird dies als Azoospermie bezeichnet. Hierbei wird – bei Verschluss der Samenwege – eine obstruktive von einer nicht-obstuktive Azoospermie unterschieden. Grundsätzlich wird von der WHO in diesem Fall ein zweites Spermiogramm innerhalb von 4 Wochen empfohlen. Die Ursachen einer Azoospermie sind vielfältig. Neben angeborenen (kongenitalen) Ursachen, können auch anatomische Veränderungen (z. B. eine vergrösserte Prostata oder Vernarbungen der Harnröhre), hormonelle Störungen (z. B. Hyperprolaktinämie) oder vorangegangene Therapien (z. B. Operationen an der Prostata, Durchtrennung des Samenleiters oder Chemotherapien) zu einer Azoospermie führen. Um eine Therapie planen zu können ist eine ausführliche Diagnostik mittels Anamneseerhebung, körperlicher Untersuchung, Ultraschalluntersuchung, hormoneller und genetischer Abklärung notwendig. Eine retrograde Ejakulation kann eine Azoospermie vortäuschen. Bei Verschluss der Samenwege kann möglicherweise ein operativer Therapieversuch unternommen werden (wie z. B. eine Vasovasostomie oder TURED). Im Falle einer nichtobstruktiven Azoospermie steht die operative Spermiengewinnung aus dem Hoden und Planung einer künstlichen Befruchtung im Vordergrund .
Blut-Hoden-Schranke
Umgibt die Samenkanälchen und schützt die Spermatogenese und die sich entwickelnden Spermatozoen vor dem körpereigenen Immunsystem und vor Giften.
Bulbourethrale Drüsen
Die auch als Cowpersche Drüsen bezeichneten bulbourethralen Drüsen bilden das Präejakulat. Dieses Sekret wird vor der eigentlichen Ejakulation in die Harnröhre abgegeben.
Cystitis Fibrosis Transmembrane Conductance Regulator (CFTR)
Bei Mutationen des CFTR-Gens kann es zu einer Cystischen Fibrose (Mukoviszidose) und Congenitalen bilateralen Aplasie des Vas deferens (CBAVD) kommen. Das Vorliegen einer CFTR-Mutation kann mittels genetischer Untersuchung abgeklärt werden.
Chlamydia trachomatis
Hierbei handelt es sich um ein sexuell übertragbares Bakterium, das in den Zellen nachgewiesen werden kann. Infektionen beim Mann verursachen typischerweise eine Urethritis, verlaufen häufig aber symptomlos. Wird dieser Erreger nachgewiesen, ist eine antibiotische Therapie indiziert. Chronische Entzündungen können zu einer Fertilitätsstörung führen (Wang et al. 2006).
Citrat (Zitronensäure)
Das Citrat wird in der Prostata gebildet und in das Ejakulat sezerniert. Hierbei ist die Konzentartion im Ejakulat ist ein verlässlicher Indikator der Sekretionsleistung der Prostata.
Colliculus seminalis (Samenhügel)
Der Colliculus seminalis ist eine Aufwerfung der prostatischen Harnröhre , in der die Samenleiter (nach Verbindung mit den Kanälchen aus den Samenbläschen , dann als ductus ejaculatorius bezeichnet) münden. Hierbei gelangt das Ejakulat bei der Ejakulation in die Harnröhre. Auf Grund einer Utrikuluszyste kann es zu einem Verschluss in diesem Bereich kommen, mit der Folge einer Azoospermie.
Congenitale bilaterale Aplasie des Vas deferens (CBAVD)
Die CBAVD tritt als isolierte Fehlbildung oder als Manifestation der cystischen Fibrose (Mukoviszidose) auf. Bei Patienten mit einer CBAVD finden sich ein geringes Ejakulatvolumen , eine Azoospermie und niedrige Fruktose im Ejakulat , oft in Kombination mit einer Aplasie, Hypoplasie oder zystischen Dilatation der Samenblasen (Eckardstein et al. 2000). Bei Patienten mit einer CBAVD muss eine Beratung und detaillierte Mutationsanalyse im Gen für die cystische Fibrose (CFTR-Gen) durch den Humangenetiker erfolgen.
Erektile Dysfunktion (Erektionsstörung)
Früher als Impotentia coeundi oder einfach Impotenz bezeichnet, wird dieser Begriff heute zur Beschreibung einer Erektionsstörung verwendet. Hierbei ist die Dauer der Störung entscheidend, so dass kurzzeitig aufgetretene Störungen als normal gelten. Einer erektilen Dysfunktion können organische wie auch psychische Ursachen zugrunde liegen. Die therapeutischen Optionen sind vielschichtig und umfassen eine medikamentöse, hormonelle, gegebenenfalls operative oder sexualtherapeutische Therapie.
Ejaculatio praecox
Bezeichnung für einen vorzeitigen Samenerguss. Hierbei ist die Ursache meist komplex, häufig psychisch bedingt. Als Therapieoptionen kommen neben dem Benutzen lokalanästhetikahaltigen Cremes und sexualtherapeutischen Behandlung auch Medikamente zur Anwendung.
Ejakulat
Medizinischer Begriff für Sperma. Das Ejakulat besteht in der Regel aus dem Sekret der akzessorischen Geschlechtsdrüsen (der Samenbläschen , der Prostata und der bulbourethralen Drüsen), dem so genannten Seminalplasma und den Spermatozoen. Das Seminalplasma enthält unter anderem Prostaglandine, Fruktose, Citrat , Polyamine, Zink, Enzyme (wie die saure Phosphatase und Proteasen) sowie Immunglobuline. Grundsätzlich ist es dem Ejakulat durch alleiniges Betrachten nicht anzusehen, ob Spermatozoen enthalten sind oder nicht. Hierzu ist ein Spermiogramm notwendig. Eine Ejakulatmenge von mehr als 2 Millilitern pro Ejakulation gilt als normal (WHO-Laborhandbuch 1999). Die Ejakulatmenge variiert hierbei mit der Frequenz der Ejakulationen, so dass für die Beurteilung eines Spermiogramms eine sexuelle Karenzzeit von 3-5 Tagen empfohlen wird.
Ejakulation
Medizinischer Begriff für Samenerguss. Hierbei wird beim Orgasmus das Ejakulat stossweise aus dem Penis freigesetzt. Eosin-Test Der Eosin-Test beruht auf der Tatsache, dass Eosin von vitalen Zellen nicht aufgenommen wird. Die zerstörte Zellmembran toter Spermatozoen wird jedoch durchdrungen, wodurch sich diese Zellen spezifisch anfärben. Es sollten mehr als 50% der Spermatozoen vital sein. Epididymis Siehe Nebenhoden . Epididymitis Siehe Nebenhodenentzündung.
Follikelstimulierendes Hormon (FSH)
Ein Sexualhormon, das bei beiden Geschlechtern im Vorderlappen der Hirnanhangsdrüse (Adenohypophyse) gebildet wird. Die Produktion wird über das im Hypothalamus gebildete GnRH gesteuert. Beim Mann wird hierbei die Spermiogenese durch Einwirken auf die Sertolizellen im Hoden reguliert. Bei Funktionsstörungen dieser Zellen steigt das FSH in der Regel an. Dieser Parameter wird in der Standardhormonuntersuchung bestimmt.
Fruktose
Die Fruktose ist die Energiequelle der Spermatozoen und wird testosteronabhängig in den Samenbläschen gebildet. Ein Ejakulat ohne Fruktose spricht für eine Obstruktion der Samenbläschen.
Gameten (Keimzellen)
Oberbegriff für die Geschlechtszellen. Beim Mann werden die Gameten Spermatozoen, bei der Frau Eizellen genannt.
Gonaden (Keimdrüsen)
Als Gonaden werden die Geschlechtsorgane bezeichnet, die sowohl die Sexualhormone, als auch die Gameten (Keimzellen) bilden. Gonaden sind beim Mann die Hoden, bei der Frau die Eierstöcke.
Gonadotropine
Gonadotropine sind die Sexualhormone (vor allem das LH und FSH), welche die Gonaden (Keimdrüsen) stimulieren. Die Gonadotropine werden über das GnRH reguliert.
Gonadotropin Freisetzendes Hormon (GnRH)
Durch das im Hypothalamus gebildete Hormon wird die Bildung von LH und FSH in der Adenohypophyse gesteuert.
Granulozytenelastase
Die Bestimmung der Granulozytenelastase im Ejakulat stellt eine spezifische und sensitive Methode der Entzündungsdiagnostik dar. Gynäkomastie Ein- oder beidseitige Vergrößerung des Brustdrüsenkörpers beim Jugendlichen oder beim Mann. Ursächlich kommen hierbei vor allem hormonelle Störungen und medikamentöse Ursachen in Betracht. Harnröhre Siehe Urethra.
Hirnanhangsdrüse
Siehe Adenohypophyse.
Hoden (Testis)
Die paarig angelegten männlichen Gonaden sind der Bildungsort der Spermatozoen und eine Reihe von Sexualhormonen . Der Hoden entsteht in der Embryonalzeit in der Bauchhöhle und wandert (deszendiert) durch den Leistenkanal in das Skrotum (Hodensack), so dass er außerhalb des Körpers liegt. Dies ist wichtig, da eine Reihe von Enzymen optimal bei einer Temperatur von 35-36°C (unterhalb der Körperkerntemperatur von 37°C) wirken. Störungen bei der Wanderung des Hodens werden als Maldeszensus testis bezeichnet und verursachen häufig eine Fertilitätsstörung. Die Spermatozoen werden in den Hodenkanälchen (Tubuli seminiferi contorti) gebildet und gelangen über die Ductuli efferentes in den Nebenhodenkanal.
Hodentorsion
Kommt es zu einer Verdrehung des Samenstranges , wird vor allem der venöse Abfluss aus dem Hoden unterbunden. Als Folge kommt es zu einer Sauerstoffunterversorgung (Ischämie) des Hodengewebes die, wird sie nicht innerhalb von 6 – 8 Stunden wiederhergestellt, zu einem bleibenden Hodenschaden führt. Bei einer Hodentorsion ist eine notfallmäßige Operation erforderlich, bei der zum einen der Hoden retorquiert (zurückgedreht), zum anderen mit Nähten an der Hodensackinnenseite festgenäht wird (siehe Orchidopexie). Zur Vermeidung einer möglichen Torsion der Gegenseite, wird in einem solchen Fall immer eine beidseitige Orchidopexie empfohlen.
Hodentumor
Es gibt unterschiedliche Arten von Hodentumoren, wobei nicht jeder Tumor bösartig sein muss. Bei infertilen Männern gibt es ein erhöhtes Auftreten (Inzidenz) von Hodentumoren, so dass immer eine Abklärung mittels Ultraschall und Abtasten des Hodens erfolgen sollte. Wird eine Auffälligkeit am Hoden diagnostiziert, wird eine operative Freilegung des Hodens empfohlen. Hierzu wird über einen kleinen Schnitt in der Leiste das Gewebe untersucht und bei Nachweis eines bösartigen Tumors der Hoden entfernt. Grundsätzlich ist die Heilungrate bei bösartigem Nachweis als sehr günstig einzuschätzen. Für mehr Informationen zum Thema Hodentumor verweisen wir auf das aktuelle Manual des Tumorzentrums München (PDF-Datei).
Hydrozele
Beschreibt eine Flüssigkeitsansammlung um den Hoden. Sie kann angeboren sein und auf einen inkompletten Verschluss der Leiste beim Durchwandern des Hodens beruhen. Möglich ist aber auch eine sekundäre Entstehung bei Entzündung, Trauma, Torsion oder Tumorleiden . In der Regel sollte eine Hydrozele beobachtet werden. Eine operative Entfernung der raumbildenden Hodenhüllen ist nur bei Beschwerden z. B. auf Grund der Hydrozelengrösse indiziert.
Hypogonadismus
Beschreibt eine Unterfunktion der Gonaden (Keimdrüsen) , wobei sowohl die Spermiogenese als auch die Hormonproduktion des Hodens betroffen sein können. Ist primär der Hoden geschädigt führt dies zu einem Ansteigen der Gonadotropine , das als hypergonadotroper Hypogonadismus (primärer Hypogonadismus) bezeichnet wird. Kommt es zu einer Störung der FSH- und LH-Sekretion aus der Adenohypophyse – zum Beispiel auf Grund von Tumoren oder Verletzungen – kann beim Mann eine Unterfunktion der Hoden resultieren. Dies wird als hypogonadotroper Hypogonadismus (sekundärer Hypogonadismus) bezeichnet. Auch eine gestörte GnRH-Stimulation der Adenohypophyse bei Patienten mit Kallmann-Syndrom führen zum Bild eines hypogonadotropen Hypogonadismus (tertiärer Hypogonadismus).
Hypothalamus
Der Hypothalamus ist ein Teil des Zwischenhirns. Neben einer Vielzahl von Funktionen werden Hormone wie das GnRH gebildet, welches die Freisetzung von LH und FSH aus der Adenohypophyse reguliert. Durch genetische Störungen wie beim Kallmann-Syndrom kann die Funktion der Hypophyse beeinträchtigt sein.
Inhibin B
Hemmt die Freisetzung des Follikel-stimulierenden Hormons (FSH) aus der Adenohypophyse. Hierbei kommt Inhibin A vor allem in den Eierstöcken, Inhibin B im Hoden vor. Eine Aussage über das Vorhandensein von Spermatozoen im Hoden ist nicht möglich, aber die Hodenfunktion kann durch die Bestimmung des Inhibin B abgeschätzt werden (Anawalt et al. 1996). Hierbei korreliert die Spemienkonzentration und Hodenvolumen positiv mit den gemessenen Inhibin B Konzentrationen. Die Konzentration korreliert negativ zum FSH (Kumanov et al. 2006).
Intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI)
Bei diese Methode der assistierten Reproduktionstechnik (ART) wird das Spermatozoon mit einer Mikropipette direkt in die Eizelle hinein übertragen. Wenn Sie hierzu mehr wissen wollen, verweisen wir auf das Glossar unserer Gynäkologen (http://www.kinderwunsch-uni-muenchen.de; http://www.ivf-maistrasse.de).
Impotenz
Der veraltete Begriff Impotenz hat mehrere Bedeutungen. Bei Männern bezeichnet die Impotentia generandi die Zeugungsunfähigkeit (Infertilität , Sterilität) des Mannes. Die Impotentia coeundi – auch Impotenz im eigentlichen Sinne – wird heute unter dem neutralen Begriff der erektilen Dysfunktion zusammengefasst. Unter der Impotentia ejaculandi wird das Ausbleiben des Samenergusses verstanden (siehe Aspermie).
Infertilität
Als Infertilität bezeichnet man die Zeugungsunfähigkeit von Nachkommen. Die Ursache liegt hierbei jeweils zu ca. 40% beim Mann und bei der Frau und zu ca. 20% bei beiden Geschlechtern. Deshalb sollte – nach den Empfehlungen der Fachgesellschaften – zur Abklärung eines unerfüllten Kinderwunsches immer sowohl eine gynäkologische, als auch andrologische Untersuchung erfolgen. Es kann eine primäre von einer sekundären Infertilität Infertilität unterschieden werden, wenn bereits eine Schwangerschaft induziert wurde oder nicht.
Insemination
Eine Methode der assistierten Reproduktionstechnik (ART) . Hierbei wird das Ejakulat nach Aufbereitung direkt in die Gebärmutter der Frau eingebracht. Hierbei wird unterschieden zwischen homologer Insemination, bei der das Ejakulat des Ehemannes oder Partners verwendet wird und heterologen Insemination (Übertragung des Ejakulats eines anderen Mannes). Wenn Sie hierzu mehr wissen wollen, verweisen wir auf das Glossar unserer Gynäkologen (http://www.kinderwunsch-uni-muenchen.de; http://www.ivf-maistrasse.de).
In-vitro-Fertilisation (IVF)
Bei dieser Methode der assistierten Reproduktionstechnik (ART) werden zu einer oder mehreren außerhalb des Körpers in Kulturmedien befindlichen Eizellen bewegliche Spermatozoon zugefügt. Wenn Sie hierzu mehr wissen wollen, verweisen wir auf das Glossar unserer Gynäkologen (http://www.kinderwunsch-uni-muenchen.de; http://www.ivf-maistrasse.de).
Keimzellen
Siehe Gameten.
Keimdrüsen
Siehe Gonaden.
Kallmann-Syndrom
Hierbei kommt es zu einer gestörten GnRH-Sekretion im Hypothalamus mit der Folge eines hypogonadotropen Hypogonadismus . Typischerweise ist das Riechvermögen der Patienten eingeschränkt (Anosmie).
Kryptozoospermie
Ist die Konzentration der Spermatozoen so gering, das unter dem Mikroskop erst nach Zentrifugation Spermatozoen gefunden werden, wird dies als Kryptozoospermie bezeichnet.
Klinefelter-Syndrom
Beim Klinefelter-Syndrom liegt eine nummerische Chromosomenaberation der Geschlechtschromosomen bei Männern vor. Hierbei befindet sich in allen Zellen (47, XXY) oder in einem Teil der Körperzellen (mos 47 XXY / 46 XY) ein zusätzliches X-Chromosom. Das Vorliegen eines Klinefelter-Syndroms kann mittels genetischer Untersuchung abgeklärt werden. Charakteristischerweise kommt es in den Hoden von Klinefelter Männern zu einer starken Bindegewebsvermehrung (Fibrose) der Samenkanälchen mit dem Bild einer nichtobstruktiven Azoospermie. Trotzdem kann fokal eine Spermatogenese vorliegen, so dass prinzipiell eine operative Spermienasservierung zu diskutieren ist. Bei positivem Nachweis kann anschließend eine ICSI erfolgen (Wikström et al. 2008). Wenn Sie mehr zu diesem Thema wissen wollen, verweisen wir auf die Homepage der Deutschen Klineelter Syndrom Vereinigung e. V. (http://www.klinefelter.de).
Koitus interruptus
Der Geschlechtsverkehr wird so unterbrochen, dass die Ejakulation außerhalb der Vagina erfolgt.
Kryokonservierung
Als Kryokonservierung wird das Einlagern von Materialien und Gewebe im flüssigen Stickstoff bei -196°C bezeichnet.
Kryptozoospermie
Wenn die Konzentration der Spermatozoen im Ejakulat so gering ist, das unter dem Mikroskop primär keine Zellen zu finden sind, muss eine Zentrifugation erfolgen. Werden im gewonnenen Sediment vereinzelt Spermatozoen beschrieben, wird dies als Kryptozoospermie bezeichnet.
Leydigzellen
Die Leydigzellen des Hodens bilden das Testosteron. Die Hormonproduktion unterliegt der Regulation durch das luteinisierende Hormon (LH).
Libido
Synonym zur Lust auf Sexualität. Ursache einer eingeschränkten Libido kann ein erhöhter Prolaktinspiegel sein.
Luteinisierendes Hormon (LH)
Ein Sexualhormon, das bei beiden Geschlechtern im Vorderlappen der Hirnanhangsdrüse (Adenohypophyse) gebildet wird. Die Produktion wird über das im Hypothalamus gebildete GnRH gesteuert. Beim Mann wird hierbei die Bildung von Testosteron in den Leydigzellen des Hodens stimuliert.
Maldeszensus testis
Kommt es in der Embryonalzeit zu einer Störung der Wanderung des Hodens, durch den Leistenkanal in das Skrotum so wird dies als Maldeszensus testis bezeichnet. Hierbei kann der Hoden im Bauchraum oder im Leistenkanal liegen. Wird ein Maldeszensus testis zu spät erkannt, beziehungsweise spät therapiert kann eine Fertilitätsstörung auftreten.
MAR-Test (Mixed-antiglobulin-reaction Test)
Der MAR-Test dient zum Nachweis von Spermatozoenantikörpern auf der Spermatozoenoberfläche.
Mumps
Verursacher der Infektionskrankheit ist das Mumpsvirus, welcher die Speicheldrüsen und bei jungen Männern die Hoden (siehe Orchitis) befällt. Sind die Hoden betroffen ist eine Fertilitätsstörung häufig. Die Mumpsimpfung gehört zu den von der Ständige Impfkommission (STIKO) empfohlenen Impfungen.
Mycoplasma hominis
Mycoplasma hominis können zu einer Infektion der ableitenden Samenwege – Urethrits, Prostatitis oder Nebenhodenentzündung – führen Weidner et al. 1999). Hierbei sind asymptomatische Krankheitsverläufe häufig. Eine Infektion kann durch verschiedene Mechanismen eine Infertilität beim Mann bedingen. So kann eine direkte Schädigung durch die Erreger oder deren Sekretionsprodukte die Fertilitätsfähigkeit der Spermatozoen reduzieren (Comhaire et al. 1999, Weidner et al. 1999). Weiter können durch eine Infektion ein- oder beidseitige Obstruktionen der ableitenden Samenwege (Urethra , Samenleiter , Nebenhoden ), eine Antikörperbildung gegen Spermatozoen und Erektionsstörungen bedingen (Purvis et al. 1993). Die Behandlung erfolgt durch Gabe eines Antibiotikums.
Nebenhoden (Epididymis)
Der dem Hoden seitlich aufsitzende Nebenhoden besteht vor allem aus dem Nebenhodengang (Ductus epididymidis) der aus den Samenkanälchen des Hodens entsteht und in den Samenleiter (Ductus deferens) mündet. Der Nebenhoden dient vor allem der Reifung und Lagerung der Spermatozoen. Der Hoden und Nebenhoden bilden eine funktionelle Einheit. Bei Erkrankungen sind Sie daher oft gemeinsam betroffen.
Nebenhodenentzündung (Epididymitis)
Die akute Nebenhodenentzündung manifestiert sich vor allem durch Schmerzen am Skrotum, sowie lokale Schwellung und starke Druckempfindlichkeit. Weiter können Fieber und ein allgemeines Krankheitsempfinden auftreten. Häufig kommt es zu einer Beteiligung des Hodens (Orchitis). Bei Männern im fortpflanzungsfähigen Alter stehen Neisseria gonorrhoeae und Chlamydia trachomatis im Vordergrund (Weidner et al. 1999). Chronische Formen können aufgrund der Narbenbildung zu einer Obstruktion führen.
Neisseria gonorrhoeae
Neisseria gonorrhoeae sind die Erreger der Gonorrhoe (auch als Tripper bekannt). Vor allem durch Geschlechtsverkehr übertragen führt eine Infektion nach einer Inkubationszeit von 2 bis 10 Tagen zu einer akuten Urethritis mit eitrigem Ausfluss aus der Harnröhre. Eine Infektion kann durch verschiedene Mechanismen eine Infertilität beim Mann bedingen. So kann eine direkte Schädigung durch die Erreger oder deren Sekretionsprodukte die Fertilitätsfähigkeit der Spermatozoen reduzieren (Comhaire et al. 1999, Weidner et al. 1999). Weiter können durch eine Infektion ein- oder beidseitige Obstruktionen der ableitenden Samenwege (Urethra, Samenleiter, Nebenhoden), eine Antikörperbildung gegen Spermatozoen und Erektionsstörungen bedingen (Purvis et al. 1993). Die Behandlung erfolgt durch Gabe eines Antibiotikums. (siehe Merkblatt Behandlung Urogenitaler Infektionen) Wenn Sie hierzu mehr wissen wollen, verweisen wir auf die Homepage der Deutschen STD-Gesellschaft.
Normozoospermie
Bisher war eine Anzahl von mehr als 20 Millionen Spermatozoen pro Milliliter als Normozoospermie bezeichnet worden (WHO-Laborhandbuch 1999). Entsprechend der neuen WHO-Klassifikation wird die Spermatozoengesamtzahl bewertet. Hierbei wird eine Konzentration von mehr als 40 Millionen Spermatozoen pro Ejakulat als Normalbefund definiert.
Oligozoospermie
Bezeichnet eine im Spermiogramm gemessene Spermatozoenkonzentration von weniger als 40 Millionen Spermatozoen pro Ejakulat.
Oligoasthenoteratozoospermie (OAT)
Hierunter wird das häufig gemeinsame Vorliegen einer Oligozoospermie, Asthenozoospermie und Teratozoospermie bezeichnet (siehe Spermiogramm).
Orchidopexie
Operatives Verfahren, bei der nach Freilegung des Hodens , der Hoden an der inneren Hodensackseite festgenäht wird. Diese Operation wird notfallmäßig beim Vorliegen einer Hodentorsion angewendet.
Orchitis (Hodenentzündung)
Nach durchgemachter Orchitis mit Hodenfunktionsstörung gibt es keine Therapie zur Verbesserung der Ejakulatparameter. Deshalb kommen Verfahren zur assistierten Fertilisation zur Anwendung. Im Falle einer Azoospermie kann ein TESE-Versuch durchgeführt werden. Bei Testosteronmangel kann eine Substitution erforderlich werden.
Peroxidase-Methode
Im Ejakulat können die enthaltenen Rundzellen mittels der Peroxidase-Methode differenziert werden. Hierbei werden die weißen Blutkörperchen spezifisch gefärbt und können somit von den Spermatogenesezellen unterschieden werden.
Prolaktin
Das Hormon Prolaktin reguliert vor allem bei der Frau während der Schwangerschaft das Wachstum der Milchdrüsen und während der Stillzeit die Milchproduktion. Durch Hemmung des Dopamins (sogenannter Neurotransmitter) wird durch Prolaktin beim Mann nach dem Orgasmus die Refraktärphase ausgelöst (Phase der verminderten Erregbarkeit). Symptomatisch kann sich ein erhöhter Prolaktinspiegel unter anderem durch eine Störung der Libido, durch eine erektile Dysfunktion und durch eine eingeschränkte Spermienqualität bemerkbar machen. Häufig sind Patienten aber auch symptom- und beschwerdefrei. Verschiedene Ursachen können zu erhöhten Prolaktinwerten führen. Leicht erhöhte Werte können durch körperlichen oder psychischen „Stress“ ausgelöst werden, bei veranlagten Patienten reicht hierbei z. B. die Ankündigung eine Blutentnahme aus. Organisch bedingt kann ein Prolaktinom ursächlich sein.
Prolaktinom
Prolaktinomproduzierende Hypophysenadenome (Prolaktinome) sind die häufigste Ursache einer organisch bedingten Prolaktinerhöhung. Zu unterscheiden sind hierbei Mikro- und Makroprolaktinome. Letztere können unter anderem zu einer Beeinträchtigung der Sehnerven führen. Im Vordergrund steht die medikamentöse Therapie durch einen erfahrenen Endokrinologen. Ein operatives Vorgehen ist angesichts der wirksamen medikamentösen Behandlungsverfahren heute nur noch selten gegeben (Saeki et al. 1998).
Prostata (Vorsteherdrüse)
Die Prostata umfasst den oberen Harnröhrenanteil vor dem willkürlich beeinflussbaren Schließmuskel (Musculus sphicter externus). Im Colliculus seminalis münden die Ductuli ejaculatorii in die Urethra. Die Prostata produziert ca. 10-30% des Ejakulatvolumens und sezerniert unter anderem Citrat .
Prostatitis
Entzündung der Prostata, meistens durch Bakterien ausgelöst. In der Regel kommt es zu einer aufsteigenden Infektion entgegen des Urinflusses (von außen über die Harnröhre in die Prostata). Ursächlich können Harnröhrenengen, ein Diabetes mellitus, Dauerkatheterisierungen oder eine Immunsuppression sein. Typische Symptome sind ein erschwertes oder schmerzhaftes Urinieren, Schmerzen im Damm, hohes Fieber mit Schüttelfrost und ein ausgeprägtes Krankheitsgefühl. Es werden akute von chronischen Entzündungen unterschieden. Zur Abklärung gehören eine mikrobiologische Untersuchung des Urins, des Exprimates und der Harnröhre mittels Abstriche. Weiter sollte eine Abklärung der Ursache folgen. In der Regel kann eine Prostatitis mit Bettruhe und konsequenter, testgerechter Antibiose (Therapie mit Antibiotika) über mindestens 14 Tage erfolgreich behandelt werden. Bei Infertilitätspatienten verlaufen die Entzündungen der ableitenden Samenwege häufig klinisch stumm.
Retrograde Ejakulation
Als Folge eines insuffizienten Schlusses des Blasenhalses während der Ejakulation kommt es bei der retrograden Ejakulation teilweise (Ejakulatvolumen vermindert) oder vollständigen (Aspermie) zu einer Ejakulation in die Blase. Als Ursache können Operationen im Bauchraum oder der Prostata , eine Blutzuckererkrankung, Beckenverletzungen, angeborene Missbildungen oder Medikamente sein.
Rundzellen
Bezeichnet die im Ejakulat enthaltenen weißen Blutzellen (Leukozyten) und Spermatogenesezellen. Eine Unterscheidung zwischen beiden Zellen kann mittels Peroxidasefärbung erfolgen. Hierbei werden die weißen Blutzellen spezifisch angefärbt.
Samenbläschen
Die Samenbläschen produzieren etwa 65-75% des Ejakulatvolumens. Hierbei wird testosteronabhängig vor allem Fruktose und Prostaglandine in die Samenwege (Ductus ejaculatorius) abgegeben.
Samenleiter (Ductus deferens)
Der Samenleiter entwickelt sich aus den Nebenhoden und dient als Leitung der Spermatozoen. Zusammen mit dem Samenstrang zieht er durch den Leistenkanal und verläuft weiter hinter der Harnblase. Er mündet nach Vereinigung mit einem Kanal aus dem Samenbläschen als so genannter Ductus ejaculatorius im Utrikulus seminalis der prostatischen Harnröhre.
Samenkanälchen (Tubuli seminiferi contorti)
An den Wänden der Samenkanälchen (Tubuli seminiferi contorti) der Hoden befinden sich die Sertolizellen und Spermatogonien. Die in der Spermiogenese gebildeten Spermatozoen werden in das Lumen der Kanälchen abgegeben und zum Nebenhoden weitergeleitet.
Samenstrang (Funiculus spermaticus)
Im Samenstrang verlaufen die Leitungsstrukturen des Hodens. Neben der arteriellen Versorgung (über die Arteria testicularis) und dem venösen Abfluss (über den plexus pampiniformis) des Hodens und Nervenfasern beinhaltet dieser vor allem den Samenleiter. Der Samenstrang verläuft unter anderem im Leistenkanal.
Sexualhormonbindendes Globulin (SHBG)
Das SHBG bindet im Blut das unter anderem das Testosteron und hat somit einen hemmenden Einfluss auf dessen Wirkung. Das Vorliegen einer Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) kann zu erhöhten, bei Patienten mit Dickleibigkeit (Adipositas) zu niedrigen SHBG Werten führen. Die Bestimmung des SHBG ist zur Berechnung des freien Testosterons erforderlich.
Sexuell übertragbare Krankheiten (Sexually transmitted diseases; STD)
Geschlechtskrankheiten werden In den meisten Fällen durch sexuellen Kontakt übertragen. Das Risiko einer Ansteckung steigt mit einem häufigen Partnerwechsel und lässt sich nur durch Safer Sex und den konsequenten Gebrauch von Kondomen beim Geschlechtsverkehr reduzieren. Als klassische Erreger gelten in den hiesigen Breiten die Erreger der Gonorrhoe (Neisseria gonorrhoeae), weiter Mykoplasmen, Ureaplasmen und Chlamydien. Grundsätzlich können Infektionen der ableitenden Samenwege (Urethra, Samenleiter, Nebenhoden) durch verschieden Mechanismen eine Infertilität beim Mann bedingen. So kann eine direkte Schädigung durch die Erreger oder deren Sekretionsprodukte die Fertilitätsfähigkeit der Spermatozoen reduzieren (Comhaire et al. 1999, Weidner et al. 1999). Weiter können durch eine Infektion ein- oder beidseitige Obstruktionen der ableitenden Samenwege (Urethra, Samenleiter, Nebenhoden), eine Antikörperbildung gegen Spermatozoen und Erektionsstörungen bedingen (Purvis et al. 1993). Die Behandlung erfolgt durch Gabe eines Antibiotikums. Wenn Sie hierzu mehr wissen wollen, verweisen wir auf die Homepage der Deutschen STD-Gesellschaft.
Sertoli-cell-only-Syndrom (SCO-Syndrom)
Beim Sertoli-cell-only-Syndrom befinden sich in den Samenkanälchen nur Sertoli-Zellen, die Zellen der Spermatogenese fehlen. Hierbei kann es fokal oder total vorliegen.
Sertolizellen
Zellen im Hodengewebe die als Stützzellen der Hodenkanälchen dienen und die Blut-Hoden-Schranke bilden. Die Sertoli-Zellen bilden das Androgenbindungsprotein (ABP) und das Inhibin B. Weiter wird in der Embryonalentwicklung das Anti-Müller-Hormon (AMH) produziert, welches für die Rückbildung der Müller-Gänge verantwortlich ist. Die Sertolizellen werden selbst über das Follikel-stimulierende Hormon (FSH) der Adenohypophyse reguliert.
Skrotum (Hodensack)
Im Skrotum liegen die Hoden und Nebenhoden, die von mehreren Hüllen umgeben sind. Diese Hüllen stellen eine Fortsetzung der Schichten der vorderen Bauchwand dar.
Spermatogonie
Spermatogonien sind die Stammzellpopulation im Keimepithel des Hodens. Sie sind die Ursamenzellen aus deren Entwicklung die Spermatozoen entstehen.
Spermatozele
Hierbei handelt es sich um eine flüssigkeitsgefüllte Aussackung des Nebenhodenganges. Spermatozelen sind meist asymptomatisch, bei Größenzunahme kann ein ziehender Schmerz vorhanden sein. Eine Beeinflussung der Fertilität liegt meist nicht vor. Bei Symptomen kann eine operative Therapie diskutiert werden.
Spermatozoon
Ist der medizinische Ausdruck für das Spermium. Spermatozoen entstehen in der Spermiogenese aus Spermatogonien.
Spermiogenese / Spermatogenese
Nach der Pubertät können Spermatogonien zu Spermatocyten 1. Ordnung differenzieren. Nach einer weiteren Teilung (Meiose I, Haploidisierung) werden diese zu Spermatocyten 2. Ordnung, die sich erneut Teilen (Meiose II, Äquationsteilung) und zu Spermatiden werden. Die Spermatide reifen zu Spermatozoen. Dieser Vorgang dauert etwa 64 Tage.
Spermiogramm
Im Spermiogramm wird das Ejakulat unter dem Mikroskop untersucht. Hierbei werden die Spermatozoen nach unterschiedlichen Kriterien beurteilt. Gemäß der aktuellen WHO-Klassifikation von 2009 ist hierbei nicht mehr die Konzentration der Spermatozoen pro Milliliter, sondern pro Ejakulat ausschlaggebend. Eine Konzentration von weniger als 40 Millionen Spermatozoen pro Ejakulat wird als Oligozoospermie bezeichnet. Ist die Konzentration der Spermatozoen so gering, das unter dem Mikroskop erst nach Zentrifugation Spermatozoen gefunden werden, wird dies als Kryptozoospermie beschrieben. Werden auch nach Zentrifugation keine Spermien gefunden liegt eine Azoospermie vor. Weiter wird die Beweglichkeit (Motilität) der Spermatozoen bewertet. Hierbei werden aktuell 3 Kategorien definiert; WHO a beschreibt die schnell und langsam beweglichen Spermatozoen (normal > 50%), WHO b bezeichnet die sich rein im Kreis beweglichen, WHO c die unbeweglichen. Finden sich im Spermiogramm weniger als 50% motile Spermatozoen gemäß WHO a wird dies als Asthenozoospermie bezeichnet. Nach einer speziellen Anfärbung der Spermatozoen wird die Form und Ausbildung bewertet (so genannte Morphologie). Hierbei sollten als Untergrenze mindestens 15% normal ausgebildete Spermatozoen vorliegen. Ist dies nicht der Fall wird von einer Teratozoospermie gesprochen. Liegen die beschriebenen Befunde kombiniert vor, so wird der Begriff Oligoasthenoteratozoospermie – kurz OAT – verwendet. Weiter werden im Ejakulat der pH-Wert, eine Vitalfärbung mit Eosin und zur Infektabklärung eine Identifikation der weißen Blutkörperchen mittels Peroxidase-Methode durchgeführt. Bei speziellen Fragestellungen können Zusatzuntersuchungen wie die Bestimmung der Fruktose-, Citrat-, Granulozytenelastase- oder alpha-Glukosidasekonzentration sowie immunologische Untersuchungen (MAR-Test) indiziert sein.
Subfertilität
Unter Subfertilität wird eine eingeschränkte Zeugungsfähigkeit verstanden. Hierbei kann grundsätzlich die Fähigkeit ein Kind zu zeugen erhalten sein, z. B. mit einem anderen Partner.
Ureaplasma urealyticum
Ureaplasmen können zu einer Infektion der ableitenden Samenwege – Urethritis, Prostatitis oder Nebenhodenentzündung – führen (Weidner et al. 1999). Hierbei sind asymptomatische Krankheitsverläufe häufig. Eine Infektion kann durch verschiedene Mechanismen eine Infertilität beim Mann bedingen. So kann eine direkte Schädigung durch die Erreger oder deren Sekretionsprodukte die Fertilitätsfähigkeit der Spermatozoen reduzieren (Comhaire et al. 1999, Weidner et al. 1999). Weiter können durch eine Infektion ein- oder beidseitige Obstruktionen der ableitenden Samenwege (Urethra, Samenleiter, Nebenhoden), eine Antikörperbildung gegen Spermatozoen und Erektionsstörungen bedingen (Purvis et al. 1993). Ureaplasma urealyticum kann auf Spermatozoen immobilisierend wirken und ursächlich einer Asthenozoospermie sein (Paavonen et al. 1999). Die Behandlung erfolgt durch Gabe eines Antibiotikums.
Urethra (Harnröhre)
Die männliche Urethra hat eine Länge von ca. 25 cm und befördert den Urin und das Ejakulat über den Meatus urethrae (Harnröhrenöffnung) nach außen. Das Ejakulat gelangt über die Ductus ejaculatorii im Colliculus seminalis in den oberen Teil der Urethra.
Urethritis (Entzündung der Harnröhre)
Klassisches Symptom ist ein Ausfluss aus der Urethra. Erreger einer Harnröhrenentzündung können Chlamydien, Ureaplasma und Neisserien sein.
Urogenitale Infektion
Entzündungen im urogenitalen sind für ca. 15% der Fertilitätsstörungen ursächlich. Von Bedeutung sind hierbei vor allem Entzündungen des Hodens (Orchitis) und des Nebenhodens (Epididymitis) sowie der Prostata (Prostatitis) und der Harnröhre (Urethritis).
Utrikuluszyste
Angeborene Flüssigkeitsabkapselungen im Bereich des Colliculus seminalis bezeichnet man als Utrikuluszyste. Bei Obstuktion der Ductus ejaculatorii kann eine transurethrale Resektion (TURED) zu einer Verbesserung der Ejakulatparameter führen (Meacham et al. 1993).
Varikozele
Die Bildung von Krampfadern am Hoden wird als Varikozelen bezeichnet. Hierbei kommt es zu einem erweiterten Venengeflecht im Skrotum aufgrund insuffizienter Venenklappen, meist linksseitig. Bei ca. 20% aller erwachsenen Männer kann eine Varikozele nachgewiesen werden. Die Notwendigkeit einer Operation bei infertilen Männern wird kontrovers diskutiert und muss individuell entschieden werden.
Vorsteherdrüse
Siehe Prostata.
Teratozoospermie
Bezeichnet das Vorliegen von weniger als 15% normal geformte Spermatozooen im Ejakulat (WHO Laborhandbuch 1999).
Testosteron
Das Testosteron ist ein wichtiges Sexualhormon. Hauptbildungsort sind die Leydigzellen des Hodens, die über das LH reguliert werden und die Nebennierenrinde, bei Frauen ferner die Eierstöcke. Das Testosteron kommt in unterschiedlichen Konzentration bei beiden Geschlechtern vor. Im Blut wird das Testosteron vor allem an das SHBG und das Albumin gebunden, so dass nur ein kleiner ungebundener (freier) Teil an den Zielorganen wirken kann. Im Hoden wird das Testosteron über das ABP zu den Samenkanälchen transportiert, wo es auf die Spermiogenese wirkt. Symptome eines Mangels können Erektionsstörungen, eine Abnahme der Libido , eine depressive Stimmungslage, Hitzewallungen und ein Nachlassen der Muskelkraft sein. Das Gesamt-Testosteron und das freies Testosteron sind miteinander gut korreliert, so dass Messungen des freien Testosterons routinemäßig nicht notwendig sind. Ist eine Substitution erforderlich, kann dies über Spritzen, Pflaster oder Gele erfolgen.
X-Chromosom
Das X-Chromosom ist neben dem Y-Chromosom das zweite Geschlechtschromosom und bewirkt die Ausbildung eines weiblichen Individuums (46, XX). Beim Klinefelter-Syndrom liegt eine nummerische Chromosomenaberation der Geschlechtschromosomen bei Männern vor. Hierbei befindet sich in allen Zellen (47, XXY) oder in einem Teil der Körperzellen (mos 47 XXY / 46 XY) ein zusätzliches X Chromosom.
Y-Chromosom
Das Y-Chromosom ist neben dem X-Chromosom das zweite Geschlechtschromosom und bewirkt die Ausbildung eines männlichen Individuums (46, XY). Der Azoospermiefaktor ist auf dem langen Arm des Y-Chromosom (Yq11) zu finden. Eine Veränderung (Mutation) in einem dieser Bereiche führt zu einer gestörten Spermiogenese, die bei der Hälfte der Patienten zu einer Azoospermie führt (Simoni et al. 2008).
Young-Syndrom
Das Young-Syndrom ist durch die Kombination einer obstruktiven Azoospermie und chronischer sinubronchialer Symptomatik gekennzeichnet. Bei unerfülltem Kinderwunsch ist eine operative Spermienasservierung (Link Leistungsangebot) das therapeutische Verfahren der Wahl.