Mammakarzinom
Individualisierte Strahlentherapie
Die heutige Herausforderung bei der Bestrahlung von Mammakarzinomen besteht darin, für die unterschiedlichen Risikogruppen und entsprechend der Anatomie der Frauen ein individualisiertes, strahlentherapeutisches Konzept zu finden. Hier sind wir führend in Entwicklung, Fortschritt und klinischer Implementation der erforderlichen Technologien in ihrer gesamten Breite.
Klassischerweise erfolgt die Therapie als tangentiale Bestrahlung der Brust in Rückenlage. Die Bestrahlung in Bauchlage hat sich aus verschiedenen Gründen bis heute nicht als vorteilhaft durchsetzen können.
Bei anatomischen Besonderheiten der Brustwand, wie zum Beispiel einer Trichterbrust oder bei der Mitbehandlung von Lymphknoten hinter dem Brustbein, kann eine andere Technik vorteilhaft sein, nämlich die „Rotationsbestrahlung“, fachlich abgekürzt als IMRT oder VMAT. Diese Technik sollte aufgrund der höheren Niedrigdosisbelastungen nur in spezifischen Einzelfällen verwendet werden.
Im Rahmen der differenzierten Strahlentherapie bieten wir standardmäßig hypofraktionierte Konzepte an. Auch bei Rezidivsituation werden Brachytherapieverfahren geprüft.
Warum wird bei Brustkrebs nachbestrahlt?
Bei der Operation von Brustkrebs wird heute im Regelfall nur der Tumor mit kleinen Randsäumen entfernt (Brusterhaltende Therapie). Im benachbarten Gewebe können jedoch mikroskopische Tumorzellnester verbleiben. Diese werden durch die Strahlentherapie vernichtet. Immunologische Grundlagenforschung der Strahlenklinik des LMU Klinikums legt zusätzlich nahe, dass die Strahlentherapie die a getöteten Brustkrebszellen für das Immunsystem weit besser erkennbar macht. Es gelingt somit dem Immunsystem möglicherweise besser, verbliebene Tumorzellen in der Brust oder auch an anderen Stellen im Körper zu finden und zu vernichten.
Nebenwirkungen
Insgesamt sind Nebenwirkungen selten und milde. Es können Reizungen der Haut auftreten, die häufig als „Verbrennungen“ bezeichnet werden. Diese Hautrötung entspricht einer Entzündungs- und Immunreaktion auf die Strahlung und bedarf meist keiner therapeutischen Intervention. In der Regel heilt diese Nebenwirkung nach Ende der Therapie schnell und folgenlos ab. Selten kommt es bei einer sehr großen Brust oder bei Mitbestrahlung des Lymphabflusses zu etwas deutlicheren Hautreizungen. Im Regelfall kann mit einfachen Hautpflegemaßnahmen Linderung verschafft werden. Bei intensiven Reizungen sollten Sie immer mit dem behandelnden Arzt Kontakt aufnehmen.
Bestrahlung mit Herz- und Lungenschonung
Der Schonung des Herzens kommt insbesondere bei der linksseitigen Brustkrebserkrankung eine erhebliche Bedeutung zu. Dies gilt besonders bei jungen Frauen und wenn zusätzlich eine Chemotherapie erfolgt. Eine Studie der Universität München – besonders in der Zusammenschau mit anderen Studien – zeigt´eindeutig, dass eine herzschonende Strahlentherapie das Risiko für ischämische Herzerkrankung deutlich reduziert. Dies gilt besonders für Frauen mit Risikofaktoren für Herz-Kreislauf Erkrankungen oder Vorerkrankungen.
Was kann man selber tun?
Das wichtigste ist, Ruhe zu bewahren. Brustkrebserkrankungensind zwar häufig, aber mit modernen Verfahren extrem gut behandelbar. Wichtig ist zu wissen, dass nur das Zusammenspiel aller Methoden am Ende optimale Ergebnisse erbringt. Versuchen Sie die einströmende Informationsflut aus dem Internet und von vielen „wohlmeinenden“ Personen zu begrenzen und besprechen Sie ihre Fragen mit den behandelnden Ärztinnen und Ärzten. Schreiben Sie ihre Fragen auf und lassen Sie nicht locker, bis Sie für sich eine Erklärung haben.
Warum Behandlung an einer Universitätsklinik?
Sie
- haben die freie Arztwahl und dürfen sich Ihre Strahlentherapie aussuchen.
- erwarten für sich eine optimale Therapie mit minimalen Nebenwirkungen insbesondere bei einer Erkrankung mit hohen Heilungschancen.
Modernste Verfahren, große Expertise
Ein spezieller Fokus liegt auf der größtmöglichen Schonung des Herzens bei linksseitigen Tumoren, jüngeren Frauen und nach potenziell herzbelastender Systemtherapie. Die Bestrahlung erfolgt in tiefer Inspiration und Atemanhaltetechnik. Die technische Herausforderung besteht darin, den Atemanhalt zu kontrollieren und die Strahlung gegebenenfalls automatisch zu unterbrechen.
Die Strahlentherapie der Universität München setzt dazu ein berührungsfreies Überwachungssystem (Oberflächenscanner Catalyst™) ein, das bislang nur an wenigen europäischen Zentren etabliert ist. Mit keinem anderen Verfahren lässt sich die Herzbelastung derzeit technisch weiter minimieren. Das System wird bei uns auch zur Lagekontrolle bei Bestrahlung in freier Atmung genutzt.
Im Falle eines metastasierten Mammakarzinoms stehen selbstverständlich alle radioonkologischen Verfahren, inklusive Radiochirurgie bei Hirn- und Lungenmetastasen sowie Brachytherapie bei Lebermetastasen, routinemäßig zur Verfügung.
„Die exzellente Kooperation mit unseren Strahlentherapeuten erlaubt es uns, unseren Patientinnen moderne, interdisziplinäre Therapiekonzepte bei frühem und fortgeschrittenem Brustkrebs anzubieten. Gemeinsam arbeiten wir daran, Über-, aber auch Untertherapien zu vermeiden.“
Prof. Nadia Harbeck, Leitung Brustzentrum und Onkologische Tagesklinik, Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe