Vorbereitung einer Dünndarmtransplantation und Warteliste
Vor Aufnahme auf die Wartelisten sollte ein irreversibles intestinales Versagen mit wesentlichen Komplikationen vorliegen (siehe Indikationen für eine Dünndarm- oder Multiviszerale Transplantation).
Die Frage, ob die Listung für eine isolierte Dünndarmtransplantation, für eine kombinierte Leber- und Dünndarmtransplantation oder für eine Multiviszeraltransplantation erfolgt, ist abhängig von der jeweiligen Leberfunktion bzw. sonstigen individuellen pathologischen und anatomischen Gegebenheiten, die eventuell eine Mehrorgantransplantation notwendig machen können (siehe Indikationen für eine Dünndarm- oder Multiviszerale Transplantation).
Ein Arzt aus dem Transplantationszentrum führt vor Aufnahme auf die Warteliste mit dem Patienten ein ausführliches Aufklärungsgespräch, welches folgende Punkte umfasst:
- Risiken und Aussichten der Transplantation
- Operativtechnische Vorgehensweise und mögliche Risiken des Eingriffs
- Medizinische, soziale und psychische Auswirkungen
- Immunsuppression (Medikamente zur Unterdrückung der körpereigenen Abwehrkräfte) und deren Nebenwirkungen
- Notwendigkeit und Häufigkeit regelmäßiger Kontrolluntersuchungen nach erfolgter Transplantation
Eine Aufnahme auf die Warteliste kann nicht erfolgen bei Vorliegen von bösartigen Erkrankungen (Krebs), die nicht vollständig geheilt werden konnten. In diesem Fall würde die nach der Transplantation notwendige Immunsuppression zu einem verstärktem Tumorwachstum führen. Zurückhaltung ist bei älteren Patienten, fortgeschrittenen Herz-Kreislauferkrankungen, ausgeprägter Nierenschädigung, einer fehlenden Patientenkooperation, sowie psychische Erkrankungen (z.B. schwere Depressionen oder Psychosen) geboten.
Während der Wartezeit sollte an folgende Punkte gedacht werden:
- regelmäßige Überprüfung der Indikation zur Transplantation im Rahmen von ambulanten Kontrolluntersuchungen (idealerweise alle 2-4 Wochen)
- Sofortige Mitteilung des Patienten an das Transplantationszentrum, falls er seine Zustimmung zur Transplantation zurückziehen möchte.
- Sofortige Meldung beim Transplantationszentrum, falls ein temporärer (vorübergehender) Hinderungsgrund für die Transplantation vorliegt (z.B. Krankheit, familiäre Gründe oder eine nicht verschiebbare Reise)
- Der Patient sollte immer über seinen Status auf der Warteliste (T für „transplantabel“ /NT für „derzeit nicht transplantabel“) informiert sein.
Ein Patient, der als transplantabel auf der Warteliste geführt wird, muss vom Zeitpunkt seiner Meldung bei Eurotransplant immer, Tag und Nacht, telefonisch über Mobilfunk oder Festnetz erreichbar sein. Dies kann entscheidend für eine Transplantation sein. Ein nicht erreichbarer Patient verpasst womöglich die Chance auf eine Transplantation und damit auf ein „zweites Leben“. Aus diesem Grunde ist es auch außerordentlich wichtig, dass der Patient jede Änderung seiner Telefonnummern sofort dem Transplantationszentrum mitteilt.
Vor Aufnahme auf die Warteliste ist es wichtig zu klären, ob der Patient aus medizinischer Sicht (abgesehen von seiner schweren Darmerkrankung) für die Transplantation geeignet ist. Diese muss mit einem vertretbaren Risiko durchgeführt werden können.
Neben der eingehenden Untersuchung des Herz- und Kreislaufsystems wird auch die Funktion der Lungen getestet und der gesamte körperliche Zustand wird analysiert. Zusätzlich ist eine detaillierte Gefäßdarstellung mittels Angio-Computertomographie des Abdomens notwendig, um die Operation von technischer Seite zu planen. Bei eingeschränkter Aussagefähigkeit erfolgt zusätzlich eine angiographische Gefäßdarstellung der Abdominalgefäße zur technischen Operationsplanung. Umfangreiche Untersuchungen des Blutes dienen zum Ausschluss latenter Tumorerkrankungen und chronischer Infektionen.
Auch psychiatrische und psychosomatische Erkrankungen werden untersucht, beurteilt und gegebenenfalls behandelt. Sind alle Untersuchungen abgeschlossen, werden die Ergebnisse zusammengestellt und dem Transplantationszentrum übergeben. Dort entscheidet ein Gremium aus Gastroenterologen, Chirurgen und Anästhesisten, ob der Patient – falls dies sein Wunsch ist - auf die Warteliste aufgenommen werden kann und soll.
Während der Wartezeit müssen regelmäßig, je nach Zustand des Patienten, etwa alle 2-4 Wochen, Kontrolluntersuchungen im Transplantationszentrum durchgeführt werden. Zudem ist eine gute Kommunikation mit dem behandelnden Hausarzt bezüglich parenteraler Ernährung notwendig.
Sollte sich aus diesen Untersuchungen eine Veränderung des Status des Patienten ergeben (z. B. wegen einer Infektion kurzfristig nicht transplantabel oder wegen einer erheblichen Verbesserung des Zustandes eine Streichung von der Liste), wird dies zwischen den Spezialisten des Transplantationszentrums und dem Patienten ausführlich besprochen. Patienten können auch während der Wartezeit einen Beitrag zum Erfolg der zukünftigen Transplantation leisten: Der Verzicht auf Alkohol und Nikotin verhindert das weitere Fortschreiten von Organschäden. Das Vermeiden von größeren Menschenansammlungen vermindert die Gefahr grippaler Infekte - vor allem im Winter.
Trotzdem sollten vorübergehende Erkrankungen, wie z. B. ein fieberhafter Infekt oder eine Bronchitis, Magengeschwür oder eine Verletzung durch einen Unfall unverzüglich dem Transplantationszentrum gemeldet werden. Das Transplantationszentrum kann dann die Schwere dieser Erkrankung bewerten und den Patienten gegebenenfalls als nicht transplantabel melden. Während dieser Nicht-Transplantabel-Zeit erhält der Patient keine Organangebote. Wenn sich diese NT-Zeit auf einen Zeitraum von weniger als 4 Wochen beschränkt, führt dies zu keinem Verlust der Wartezeit.