Komplextät und Kosten in der Palliativversorgung
Komplexität und Kosten in der Palliativversorgung in Deutschland
Hintergrund
Die Intensität einzelner Symptome und Probleme unserer Patient:innen und ihrer Angehörigen sowie deren gleichzeitiges Auftreten bestimmen das Ausmaß der Komplexität einer Patientensituation. Die aktuelle Vergütung der Versorgung auf einer Palliativstation erfolgt nach dem Fallpauschalensystem (sog. DRGs) und richtet sich damit nach der Hauptdiagnose des/der Patient:in. Die Hauptdiagnose ist jedoch in der Palliativmedizin kein guter Indikator für den Bedarf an Ressourcen und die damit assoziierten Kosten. Die Komplexität der Situation der Patient:innen und ihrer Angehörigen hingegen spiegelt auch den Ressourcenbedarf wider. Sie sollte die Verteilung von Ressourcen in der palliativmedizinischen Betreuung und deren Finanzierung daher mehr bestimmen als die Art der Erkrankung oder die Prognose.
Eine Klassifikation zur Erfassung der Komplexität der Patientensituation und der damit verbundenen Kosten ist eine sogenannte "casemix-Klassifikation". Die bestehenden beziehungsweise sich in Entwicklung befindlichen casemix-Klassifikationen aus Australien und England können aufgrund der Unterschiede hinsichtlich Struktur und Finanzierung der verschiedenen Gesundheitssysteme nicht ohne weiteres auf Deutschland übertragen werden. Die zur Erstellung bzw. Adaptation einer solchen Klassifikation notwendigen Daten zu patienten- und kostenbezogenen Faktoren für die Palliativversorgung fehlen in Deutschland bisher.
Ziele und methodisches Vorgehen
Das Ziel der Studie war die Entwicklung einer deutschen Version der Phasenbeschreibungen, die kulturell an die deutsche Versorgungspraxis adaptiert ist. Weiterhin sollte- ein besseres Verständnis für die Bedeutung und Verstehbarkeit der übersetzten Phasendefinitionen in verschiedenen Settings der spezialisierten Palliativversorgung in Deutschland gewonnen werden und
- die Interrater-Reliabilität des entwickelten Instruments in der deutschen Palliativversorgung getestet werden.
- In einem ersten Schritt wurden kognitive Interviews iterativ in 3 Zyklen mit 15 Expert:innen aus der spezialisierten Palliativversorgung geführt. Befragt wurden Ärzt:innen, Pflegende in den Settings Palliativstation, Palliativdienst und spezialisierte ambulante Palliativversorgung (SAPV)).
- Darauffolgend wurde in 3 deutschen Palliativstationen die Interrater-Reliabilität der entwickelten Phasenbeschreibungen untersucht. Dafür haben zwei an der Versorgung beteiligte Kliniker (Ärzt:innen, Pflegende und Mitarbeitende aus psychosozial/ therapeutischen Berufen), unabhängig voneinander bei Patient:innen Palliativphasen zugeordnet.
Wir arbeiten in diesem Projekt mit den Gesundheitsökonomen Prof. Dr. Reiner Leidl und Dr. Matthias Vogl vom Helmholtz Zentrum München, Dr. Bernd Oliver Maier vom St. Josefs Hospital in Wiesbaden und Dr. Fliss Murtagh vom Cicely Saunders Institute, King´s College London, zusammen.
Förderung
anonyme Stiftung
Laufzeit März 2015 - März 2017
Prof. Dr. med. Claudia Bausewein PhD MSc, Projektleitung
Prof. Dr. med. Eva Schildmann MSc, Studienkoordinatorin
Dr. Farina Hodiamont M.A., wissenschaftliche Mitarbeiterin