Hyperthermie
Die Hyperthermie ist ein Therapieverfahren in der Behandlung von Patienten mit bösartigen Tumorerkrankungen, das in unserem Zentrum ausschließlich in Kombination mit Chemo- und/oder Strahlentherapie eingesetzt wird.
Das Kompetenzzentrum Hyperthermie hat sich zum Ziel gesetzt, die biologischen und immunologischen Grundlagen dieser Therapiemodalität ebenso zu erforschen wie die Wirksamkeit bei bestimmten Tumorerkrankungen. Hierfür behandeln wir Patienten im Rahmen von klinischen Studien oder definierten Fallserien.
Dazu wurde eine Arbeitsgruppe (ARGE) Hyperthermie ins Leben gerufen, die sich aus Vertretern der gesetzlichen Krankenkassen und Vertretern des Kompetenzzentrums Hyperthermie des LMU Klinikums zusammensetzt.
Leitung
Prof. Dr. med. Lars Lindner Sekretariat: Jeanny Lang
Die Hyperthermie ist eine Methode zur gezielten Überwärmung von Tumoren mittels elektromagnetischer Wellen. Diese Therapiemethode wird am LMU Klinikum, Campus Großhadern seit 1986 bei bestimmten bösartigen Tumorerkrankungen in Kombination mit systemischer Chemotherapie oder lokaler Strahlentherapie eingesetzt. Eine alleinige Hyperthermiebehandlung ist nicht sinnvoll. Während einer Hyperthermiebehandlung wird der Tumor gezielt auf 40-44°C erwärmt. Dies erfolgt durch Einkopplung von elektromagnetischen Wellen.
Die Arbeitsgemeinschaft Hyperthermie (ARGE Hyperthermie), bestehend aus Vertretern der gesetzlichen Krankenkassen und des LMU Klinikums, hat im April 2009 die Gründung des Kompetenzzentrums Hyperthermie am LMU Klinikum beschlossen.
Das Kompetenzzentrum Hyperthermie koordiniert die Behandlung von Patienten, die eine Kombinationstherapie mit Hyperthermie erhalten sollen. Die Qualitätssicherung erfolgt nach den Richtlinien der Europäischen Gesellschaft für Hyperthermie in der Onkologie (ESHO). Durch das Kompetenzzentrum Hyperthermie wird eine einheitliche Hyperthermiebehandlung in den teilnehmenden Zentren Bayerns gewährleistet. Über die Möglichkeit der Behandlung fragen Sie bitte einen unserer ärztlichen Ansprechpartner.
Zur Überwärmung des Körpers werden Radiowellen verwendet. Im menschlichen Körper sind verschiedene leitfähige Gewebearten mit vielen Ionen vorhanden. Wassermoleküle im Gewebe weisen ein elektrisches Dipolmoment auf, das in den elektromagnetischen Wechselfeldern von Radiowellen zu Schwingungen der Wassermoleküle bzw. Beschleunigung der Ionen führt. Daher lässt sich wasserhaltiges Gewebe durch Einkopplung von Radiofrequenzstrahlung erwärmen.
Die Leitfähigkeit der Gewebearten hängt von der verwendeten Frequenz ab. Deshalb weisen verschiedene Frequenzen unterschiedliche Eindringtiefen im Körper auf. So werden hohe Frequenzen im Körper zwar sehr stark absorbiert, haben aber keine große Eindringtiefe. Niedrige Frequenzen weisen eine hohe Eindringtiefe auf, lassen sich aber aufgrund ihrer großen Wellenlänge im menschlichen Körper nicht auf den Tumor fokussieren. An den Grenzflächen der unterschiedlichen Gewebearten mit ihren unterschiedlichen Leitwerten kann es zu Reflexionen kommen. Dadurch entstehen unerwünschte Überwärmungen, so genannte „hot spots“, die zu Verbrennungen führen können.
Die Applikation der Radiowellen kann prinzipiell auf unterschiedliche Weise erfolgen: Bei der von uns eingesetzten Methode erfolgt die Bestrahlung des Tumors von außen mittels eines Antennensystems (radiative Methode). Die Ankopplung der elektromagnetischen Wellen erfolgt über ein Wasserkissen, genannt Wasserbolus, das nicht leitfähiges Wasser enthält. Einerseits verhindert man damit, dass die Energie im Bolus umgesetzt wird, andererseits kann das Wasser zur Kühlung der Hautoberfläche genutzt werden.
Das von uns eingesetzte radiative Hyperthermiesystem verwendet Frequenzen zwischen 70 und 220 MHz mit einer Wellenlänge von 5 bis 30 cm. Die Wellenlänge ist maßgeblich für die Fokussierbarkeit der Radiowellen im Körper.
Das Antennensystem, welches im so genannten Applikator untergebracht ist, wird mittig um das Zielgebiet platziert. Durch Steuerung der Frequenz und der Phasen der eingestrahlten elektromagnetischen Wellen und deren Amplituden können Fokus und Eindringtiefe festgelegt werden.
Die erreichte Temperatur im Therapiegebiet ist die wesentliche Komponente der Wirksamkeit der Hyperthermie (Issels R, 1991).
1. Synergistische Wirkung von Hyperthermie und Chemo-/Strahlentherapie:
Im Temperaturbereich 40-42,5°C erfolgt eine Sensibilisierung der Tumorzellen für die Chemo- sowie Radiotherapie. Im gut durchbluteten Gewebe führt die Erwärmung zu einer Steigerung der Durchblutung und damit zu einer Erhöhung der lokalen Wirkstoffkonzentration der Chemotherapie.
2. Zelltod:
Eine Erhöhung der Temperatur in biologischen Zellen auf über 42,5°C führt zum Zelltod (Nekrose) durch Denaturierung der Proteine. Solche Temperaturen werden während der Hyperthermietherapie in wenig durchblutetem Tumorgewebe erreicht.
3. Hitzeschockprotein-Produktion:
Unterhalb des nekrotischen Bereichs (40-42,5°C) werden durch Wärmestress Hitzeschockproteine an der Tumorzelloberfläche und intrazellulär gebildet. Hierdurch wird möglicherweise eine Immunantwort des Körpers gegen die Tumorzellen induziert.
Die angestrebten Temperaturen hängen von der eingesetzten Hyperthermiemethode ab. Bei der regionalen Tiefenhyperthermie und Oberflächenhyperthermie wird eine möglichst homogene intratumorale Temperatur von 40 bis 44°C über einen Zeitraum von 60 min angestrebt. Gleichzeitig soll eine starke Überwärmung des gesunden Gewebes („hot spots“) vermieden werden. Maßgeblich für die Effektivität der Behandlung ist die im Therapiegebiet gemessene Temperatur.
Regionale Tiefenhyperthermie - RHT
Die RHT ist eine Methode zur Überwärmung von tiefliegenden, ausgedehnten aber lokal begrenzten Tumoren. Die Überwärmung erfolgt durch Einstrahlung von elektromagnetischen Wellen mittels eines Antennensystems. Die RHT in Kombination mit Radio- und/oder Chemotherapie wird am Klinikum Großhadern seit 1986 durchgeführt.
Teilkörperhyperthermie - PBH
Ziel der Teilkörperhyperthermie (PBH, »part body hyperthermia«) ist, die Körperregionen Becken oder Abdomen möglichst homogen zu erwärmen. Dabei werden die elektromagnetischen Felder auf einen größeren Bereich als bei der RHT ausgeweitet und eine simultane Bildgebung mittels Kernspintomographen (MRT) durchgeführt. Diese Methode wird aktuell bei uns bis zur Installation eines neuen Therapiegerätes nicht angeboten.
Lokale Oberflächenhyperthermie - LHT
Diese Hyperthermiemethode wird eingesetzt zur Erwärmung von oberflächlich liegenden Tumoren mit einer maximalen Tumortiefe von 5 cm. Dabei wird der Applikator auf das Therapiegebiet aufgelegt.
Interstitielle Hyperthermie - IHT (nicht angeboten am LMU Klinikum, Campus Großhadern)
Diese Methode wird eingesetzt, um Kleintumoren (Durchmesser < 2 cm), wie Gehirn- und Prostatatumoren, zu behandeln. Dabei wird ein Applikator in den Tumor eingeführt und lokal eine starke Überwärmung erzeugt.
Ganzkörperhyperthermie - WBH (nicht angeboten am LMU Klinikum, Campus Großhadern
Ziel dieser Methode ist die Erhöhung der Körperkerntemperatur auf bis zu 41,8°C. Grundsätzlich wird diese Methode bei Patienten mit Leber- bzw. Lungenmetastasen als ein experimenteller, palliativer Therapieansatz betrieben. Die WBH wird aufgrund hoher Komplikationsraten selten durchgeführt.
An einigen Kliniken wird die WBH in einem niedrigeren Temperaturbereich von 39–40°C eine sogenannte „fever-like hyperthermia“, ohne Erwärmung des Kopfes in relativ komplikationsarmer Anwendung als palliative Therapie durchgeführt.
Das Ansprechen auf eine kombinierte RHT-Behandlung korreliert mit der im Tumor erreichten Temperaturverteilung.
Falls es medizinisch möglich ist, werden für den ersten oder zweiten Behandlungszyklus unter CT-Kontrolle ein bis zwei Kunststoffkatheter in den Tumor implantiert. In diese Katheter werden bei der Therapie Thermosonden eingesetzt, die die Temperatur direkt überwachen.
Bei Tumoren im Becken bzw. Abdomen kann die Temperatur über Blase, Vagina und/oder Rektum gemessen werden. Eine Korrelation solcher Temperaturmessungen mit einem Ansprechen wurde für pelvine Tumoren (Prostata, Zervix, Rektum) gezeigt.
Trotz variabler Hitzeempfindlichkeit verschiedener Zelltypen ermöglichen die kumulativen Äquivalenzminuten bei 43°C „cem43°C“ eine thermische Dosisberechnung für überwärmtes Gewebe unter klinischen Bedingungen. Diese Dosisberechnung entspricht eher einer biologischen als einer rein physikalischen Dosis, entsprechend der Einheit Gray in der Strahlentherapie. Der Vorteil der kumulativen Äquivalenzminuten ist, dass mit dieser Angabe, insbesondere bei höheren Temperaturen, ein zytotoxischer Effekt ähnlich gut wie in der Radiotherapie vorhergesagt werden kann. Dabei gilt die Faustformel, dass 60–90 min bei 43°C zu einer Inaktivierung von 90% der Zellen führen.
Indextemperaturen
Die so genannte Indextemperatur TX beschreibt die Temperatur, die in mindestens x Prozent des Tumorvolumens erreichte wurde. Die häufig verwendete Indextemperatur ist dabei die T90, die eine der erreichten niedrigeren Temperaturen beschreibt. Die maximale Tumortemperatur ist meist nur in einem sehr kleinen Prozentsatz des Volumens vorhanden und hat, genau wie die T20, nur sehr wenig Einfluss auf die Wirksamkeit der Therapie. Allerdings kann sie, vor allem bei Verwendung invasiver Temperaturmessung, mit dem Grad der Nebenwirkungen korrelieren. Sowohl die T50 als auch die T90 werden oft bei der Auswertung von Studien mit herangezogen, da diese deutlich mit den klinischen Ergebnissen korrelieren.
Neben der direkten zytotoxischen Wirkung der Hyperthermie (Temperaturbereich ≥42,5°C) besteht zusätzlich ein strahlen- und chemosensibilisierender sowie indirekt möglicherweise ein immunmodulatorischer Effekt im hyperthermierten Gewebe, der bereits bei milder Temperaturerhöhung wirkt (39–42°C) und in präklinischen Studien nachgewiesen werden konnte.
Folgende Tumorerkrankungen werden am Klinikum der Universität München behandelt:
Weichteilsarkom
Weichteilsarkome sind seltene bösartige Tumoren des Bindegewebes, z. B. der Muskulatur und Fett. Am LMU Klinikum, Campus Großhadern konnte die Wirksamkeit der regionalen Tiefenhyperthermie bei Weichteilsarkomen in Kombination mit Chemotherapie gegenüber der alleinigen Chemotherapie hinsichtlich des krankheitsfreien Überlebens und des Therapieansprechens in einer randomisierten Phase III Studien nachgewiesen werden.
Diese Studie bestätigte außerdem die Durchführbarkeit der Thermochemotherapie bei geringerer Nebenwirkungsrate. Die Ergebnisse der Studie werden in den aktuellen europäischen (ESMO) und US-amerikanischen (NCCN) Therapieleitlinien kommentiert.
Rektumkarzinom
In Zusammenarbeit mit der Klinik für Strahlentherapie (Prof. Belka) am LMU Klinikum und unter Federführung der Universität Erlangen (Prof. Fietkau /PD. Dr. Ott) wurde eine Phase-I/II-Studie zur Behandlung von Patienten mit lokal fortgeschrittenem Rektumkarzinom und Rektumkarzinom-Rezidiven gestartet.
Brustwandrezidive des Mammakarzinoms
Bei einem Rezidiv eines Mammakarzinoms kann nur eine reduzierte Strahlendosis eingesetzt werden. Als Zusatz zur Radiotherapie wird daher die Hyperthermie zur Erhöhung der Therapieeffizienz eingeführt. Inzwischen existieren mehrere Publikationen, die eine Wirksamkeit der Oberflächenhyperthermie in der Therapie dieser Patientinnen belegen.
So konnte im Rahmen einer randomisierten englisch/kanadischen Studie eine Verbesserung der Ansprechraten durch diese Kombinationstherapie nachgewiesen werden. An der Duke University (Durham, USA) wurde eine randomisierte Studie mit oberflächlichen Tumoren (vor allem Mammakarzinomen) durchgeführt. Im Vergleich zur alleinigen Radiotherapie war bei der Thermoradioherapie die Rate an Patientinnen mit Vollremission ihrer Erkrankung signifikant höher. Noch deutlicher ist der Vorteil für bereits vorbestrahlte Patientinnen.
In einer Phase-III-Studie wurden Patientinnen mit rezidivierenden Mammakarzinomen behandelt. Eine höhere Temperatur oder höhere thermische Dosis korrelierte statistisch signifikant mit der Rate an Vollremissionen.
Malignes Melanom
Oberflächlich liegende Melanome lassen sie sich mit Hyperthermie in Kombination mit Radiotherapie technisch gut behandeln. In einer randomisierten Phase-III-Studie mit metastasierten oder rezidivierenden Melanomen wurde die Wirksamkeit der Kombination von Strahlentherapie mit lokaler Hyperthermie überprüft. Gegenüber der alleinigen Strahlentherapie konnte ein besseres klinisches Ansprechen und eine höhere Überlebensrate nachgewiesen werden.
Tumoren im Kindesalter
In einer Studie der Deutschen Gesellschaft für pädiatrische Onkologie und Hämatologie in Deutschland wurden 34 Sarkompatienten im Kindesalter mit Chemotherapie in Kombination mit Hyperthermie behandelt. Bei 25 Patienten mit lokal fortgeschrittenen Tumoren konnten in 12 Fällen eine Tumorfreiheit erreicht werden. Eine Tumorkontrolle von 7 bis 64 Monaten konnte erreicht werden.
In einer weiteren Phase-II-Studie wurden 39 Kindern mit Keimzelltumoren und Sarkomen mit Hyperthermie in Kombination mit Hyperthermie behandelt. Nach Abschluss der Therapie konnte bei 20 Patienten eine komplette Tumorfreiheit und bei 10 Patienten eine partielle Remission erreicht werden. Bei 14 von 28 operierten Tumoren wurde die Operation signifikant vereinfacht.
(Klein-) Kinder werden an der Universitätsklinik Düsseldorf (OA Dr. R. Wessalowski) mit regionaler Hyperthermie behandelt. In Einzelfällen ist eine Behandlung von Jugendlichen an unserem Zentrum möglich.
AKTUELLE STUDIEN
Rektumkarzinom: HyRec
In Zusammenarbeit mit der Klinik für Strahlentherapie (Prof. Belka) am Klinikum der Universität München und unter Federführung der Universität Erlangen (Prof. Fietkau/PD. Dr. Ott) wurde eine Phase-I/II-Studie zur Behandlung von Patienten mit lokal fortgeschrittenem Rektumkarzinomen und Rektumkarzinom-Rezidiven gestartet. Die Patienten erhalten eine Radiochemotherapie (Oxaliplatin + 5-FU/Capecitabin und Bestrahlung) mit zweimaliger RHT-Behandlung pro Woche. (Insgesamt 10 RHT-Behandlungen pro Patient)
GEPLANTE STUDIEN
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Die European Society for Clinical Oncology (ESHO) und die Interdisziplinäre Arbeitsgruppe Hyperthermie (IAH) als Organ der Deutschen Krebsgesellschaft haben die Qualitätsrichtlinien für den Einsatz der Regionalen Hyperthermie definiert. Maßgeblich für die Qualitätsrichtlinien ist, dass die verwendeten Systeme in der Lage sind, auch tiefliegende Tumoren zu erwärmen. Wir empfehlen daher dringend, sich nach der Einhaltung der ESHO-Qualitätsrichtlinien vor Beginn einer Hyperthermiebehandlung zu erkundigen.
Qualitätsrichtlinien für die Durchführung einer Hyperthermiebehandlung
1. Kombinationstherapie: die Hyperthermiewirkung ist nur in Kombination mit Radiotherapie oder Chemotherapie nachgewiesen.
2. Festlegung des Zielgebietes anhand CT- oder MRT-Bildgebung, um eine Fokussierung des elektromagnetischen Feldes auf dem Tumor vornehmen zu können.
3. Mechanische Patientenlagerung: Es muß eine genaue Angabe im Rahmen der Therapieeinstellung über die Positionierung des Patienten im Applikator bzw. eine genaue Angabe über die Positionierung des Applikators auf dem Patientenkörper gemacht werden.
4. Behandlungsplanung zur Optimierung des Bestrahlungsfeldes anhand von Phantommessungen.
5. Aufgrund der unterschiedlichen physikalischen Materialeigenschaften des den Tumor umgebenden Gewebes (Knochen, Fett, Muskelgewebe) und der Blutversorgung, ist die im Tumor erzielte Temperatur von den anatomischen Gegebenheiten der Tumorlage abhängig. Außerdem kann unerwünschte Erwärmung an den Grenzflächen zum Tumor (Hot spots) entstehen. Deshalb ist eine Behandlungsplanung vor der Therapiedurchführung bei ungünstiger Tumorlage empfehlenswert.
6. Durchführung der Temperaturmessung anhand von Temperaturmesssonden intratumoral, falls dies medizinisch bei eingeschränktem Risiko möglich ist oder paratumoral, in unmittelbarer Nähe des Zielgebietes. Bei der intratumoralen Temperaturmessung muss die Position der Tumorkatheter im Tumor anhand von bildgebenden Systemen überprüft werden.
7. Die Temperaturmessung muss mindestens minütlich stattfinden.
8. Dokumentation der durchgeführten Hyperthermiebehandlungen: Therapiebeginn, Therapieende, gemessene Patientenparameter wie Blutdruck, Herzfrequenz, Blutdruck, verabreichte Medikamente
9. Durchführung der Behandlung durch einen Ingenieur oder Physiker. Ebenso kann eine MTA unter Aufsicht eines Ingenieurs oder Physikers die Behandlung durchführen.
Die regionale Tiefenhyperthermie in Kombination mit Chemotherapie bzw. mit Radiotherapie wird zur Behandlung bei folgenden Tumorerkrankungen angewendet:
- Weichteilsarkomen (Bindegewebekrebs)
- Rektumkarzinomen (Endarmkrebs)
- Brustwandrezidiven des Mammakarzinoms
Die 2010 in Lancet Oncology publizierten Daten unserer Arbeitsgruppe haben die Überlegenheit der regionalen Tiefenhyperthermie in Kombination mit Chemotherapie im Vergleich zur Chemotherapie alleine bei Patienten mit Weichteilsarkomen gezeigt.
Eine Kombination von regionaler Tiefenhyperthermie mit Strahlentherapie wurde in mehreren klinischen Studien der Arbeitsgruppe von Dr. Jones (Duke University/Durham) und Dr. Rietbroek (Amsterdam) in der Behandlung von Mammakarzinomen und Melanomen mit Erfolg eingesetzt.
Die Anzahl der nötigen RHT-Behandlungen pro Patient hängt vom Studienprotokoll und der zugrundeliegenden Erkrankung ab. So werden bei Weichteilsarkomen zwei RHT-Behandlungen pro Zyklus appliziert, insgesamt also16 RHT-Behandlungen pro Patient. Bei Brustwandrezidiven des Mammakarzinoms werden insgesamt 12 RHT-Behandlungen pro Patient appliziert.
Die Verweildauer im Hyperthermiesystem beträgt 90 Minuten pro Behandlungseinheit. Dies beinhaltet eine 30-minütige Aufwärmphase, in der die angelegte Leistung sukzessive erhöht wird und eine 60-minütige Therapiedauer.
Wasserhaltiges Gewebe wird durch die Einkopplung von elektromagnetischen Wellen erwärmt. Die verwendete Frequenz (typisch: 70-220 MHz) bestimmt die Eindringtiefe und die Größe der erwärmten Region. Die verwendeten Hyperthermiesysteme (sogenannte Applikatoren) bestehen aus einem oder drei Ringen von jeweils vier steuerbaren Antennen, und werden mittig um das Tumorareal platziert. Durch Steuerung der technischen Antennenparameter (Frequenz, Phase) können Fokus und Eindringtiefe festgelegt werden.
Je nach Therapieprotokoll und zugrundeliegender Erkrankung muss der Patient pro Therapiezyklus bis zu 5 Tage in der Klinik verbringen.
Dies ist je nach Therapieprotokoll und zugrundeliegender Erkrankung unterschiedlich. In der Regel handelt es sich um 3- bis 5-tägige Chemotherapie.
Die Behandlungskosten werden von den Krankenkassen nicht generell übernommen, sondern nur für Behandlungen bestimmter Tumorerkrankungen an Kliniken, die die Qualitätsrichtlinien der ESHO (European Society for Hyperthermic Oncology) erfüllen und die mit den gesetzlichen Krankenkassen entsprechende Verträge vereinbart haben.
Dies beinhaltet folgende Tumorerkrankungen:
- Weichteilsarkom (bösartige Tumoren der Weichgewebe)
- Rektumkarzinom (Enddarmkrebs)
Im Rahmen der Arbeitsgemeinschaft Hyperthermie (ARGE-Hyperthermie) werden die Hyperthermiebehandlungskosten in Bayern an folgenden Kliniken von den Krankenkassen übernommen:
Leitung
Prof. Dr. med. Lars Lindner (Sekretariat: Jeanny Lang)
Medizintechnik
Dipl.-Ing. Sultan Abdel-Rahman
Dokumentation
Tetyana Roshchyna
Videos zur Hypertermie auf dem YouTube-Kanal des LMU Klinikums
Prof. Michael von Bergwelt, Direktor der Medizinischen Klinik III, erklärt die Kombination aus Überwärmung von Tumoren und Chemotherapie und wie diese den Behandlungserfolg bei Patienten mit Weichteilsarkomen verbessert.
Die regionale Überwärmung von Tumoren im Temperaturbereich von 40°- 43° Celsius in Kombination mit einer prä- und postoperativen Chemotherapie verbessert im Vergleich zur alleinigen Chemotherapie das Langzeitüberleben von Patienten mit bösartigen Weichgewebstumoren (Weichteilsarkome)
Netzwerk und Kooperation
LMU Klinikum, Campus Großhadern
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Dipl.-Ing. Sultan Abdel-Rahman