Knochenmarktransplantation bzw. Blutstammzelltransplantation: Hämatopoetische Zelltransplantation
Die Knochenmarktransplantation ist ein etabliertes, gut erprobtes Behandlungsverfahren. Weltweit wurden bisher mehr als 50.000 Knochenmark- bzw. Blutstammzelltransplantationen durchgeführt und jährlich kommen über 5.000 hinzu. In der Medizinischen Klinik und Poliklinik III am LMU Klinikum werden seit 1979 hämatopoetische Transplantationen durchgeführt. Mit einer Kapazität von 12 Betten gehört die Einheit für hämatopoetische Zelltransplantation (HZT-GH) im LMU Klinikum, Campus Großhadern zu den großen deutschen Transplantationszentren: Jährlich werden hier bis zu 100 Patienten mit verschiedenen Erkrankungen allogen transplantiert.
Die allogene hämatopoetische Transplantation ist das Verfahren mit dem höchsten kurativen Potential für eine Reihe von bösartigen und nicht bösartigen Erkrankungen. Dies bedeutet, dass eine langfristige Remission oder eine Heilung erzielt werden kann. Neben der herkömmlichen Methode, Knochenmark durch mehrfache Punktionen aus dem Beckenkamm des Spenders in Vollnarkose zu entnehmen, besteht seit ca. 15 Jahren auch die Möglichkeit, Blutstammzellen aus dem peripheren Blut des Spenders nach Stimulation mit einem Wachstumsfaktor zu gewinnen. Sowohl Blutstammzellen aus dem Knochenmark als auch aus dem peripheren Blut können für eine hämatopoetische Zelltransplantation verwendet werden.
Findet sich kein passender Spender in der Familie, dürfen wir die nationale und internationale Suche nach einem fremden Knochenmark- oder Blutstammzellspender einleiten.
Dies geschieht in enger Zusammenarbeit mit der Stiftung Aktion Knochenmarkspende Bayern in Gauting.
Steht kein HLA-identischer Familienspender und auch kein HLA kompatibler Fremdspender für eine Knochenmark- bzw. Blutstammzellspende zur Verfügung, können in unserer Einheit auch Transplantationen mit Blutstammzellen aus Nabelschnurblut (Cord Blood) oder von einem nur halb passenden Verwandten (haploidentisch) angeboten werden.
Indikationen
Je nach Erkrankungsstadium und Allgemeinzustand können Patienten mit den folgenden Erkrankungen transplantiert werden, insbesondere auch dann, wenn eine herkömmliche chemotherapeutische Behandlung nicht erfolgversprechend ist.
Indikationen zur allogenen hämatopoetischen Transplantation
- SAA - schwere aplastische Anämie
Schwere Verlaufsform oder erfolglose immunsuppressive Therapie - PNH - paroxys. noct. Hämoglobinurie
Schwere Verlaufsformen
- AML - akute myeloische Leukämie
In Abhängigkeit von Risikoprofil und Remissionsstatus - ALL - akute lymphatische Leukämie
In Abhängigkeit von Risikoprofil und Remissionsstatus - MDS - myelodysplastische Syndrome
Bei Hochrisikopatienten (IPSS ≥int. 2)
Bei Niedrigrisikopatienten und schwerer Thrombozytopenie - CML - chron. myeloische Leukämie
Bei Versagen auf Therapie mit Tyrosinkinase-Inhibitoren - OMF – Osteomyelofibrose
Bei Risikopatienten - MM – multiples Myelom
Bei Hochrisikopatienten - CLL – chron. lymphatische Leukämie
Bei Hochrisikopatienten - NHL – Non-Hodgkin Lymphome
Bei ausgewählten Hochrisikopatienten
Station M21
Die eigentliche Transplantation wird auf der Station M21 durchgeführt.
Die Station ist eine Intensivstation und befindet sich neben dem Hauptbettenhaus des Klinikums auf der Ebene U1 und verfügt über 12 Einzelzimmer mit der Möglichkeit einer zentralen intensivmedizinischen Überwachung und Therapie.
M 21 ist eine Station mit sogenannter Umkehrisolation: Sie sind mit besonderen Einrichtungen zur Vermeidung von außen eingeschleppten Krankheitserregern, insbesondere von Viren und Pilzsporen, ausgestattet. Die Stationen dürfen nur über eine Schleuse betreten werden, in der man die Straßenkleidung ablegt und saubere Kleidung und Schuhe, die vom Klinikum gestellt werden, anzieht, sowie die Hände sorgfältig desinfiziert. Zum Schutz der Patienten ist Personen mit ansteckenden Krankheiten sowie Haustieren das Betreten der Intensivstationen nicht gestattet. Auch Kinder unter 14 Jahren dürfen die Intensivstationen leider nicht betreten, denn bei Kindern ist nicht jeder Infekt offensichtlich, und es können ungewollt Krankheiten auf die Station eingeschleppt werden.
Außerdem verfügt die Station gesonderten Aufenthaltsbereich für unsere Patienten und Angehörige mit Küche und Kühlschrank. Innerhalb der Intensivstationen ist jedes Patientenzimmer nochmals durch eine Schleuse geschützt, in der jeder, der das Zimmer betreten will, vorher nach nochmaliger Händedesinfektion eine Kopfhaube, Mundschutz und Handschuhe anlegen muss. Jedes Zimmer ist mit gefilterter, keimfreier Luft im Überdruck belüftet und hat ein Bad mit Toilette. Die Wasserhähne im Bad sind mit Filtern versehen, das Wasser ist somit keimfrei. Die Fenster in den Patientenzimmern müssen stets geschlossen bleiben.
Grundsätzlich ist Besuch unter Beachtung der o.g. Verhaltensregeln unbedingt erwünscht! Alle Besucher werden beim Betreten der Stationen von uns eingewiesen.
Team
PD Dr. med. Johanna Tischer
Oberärztin der José Carreras Transplantationsstation M21
- Das ärztliche Team der Transplantationseinheit besteht aus 9 Ärztinnen und Ärzten, die in einem Drei-Schichtsystem Tag und Nacht für die Versorgung unserer Patienten zur Verfügung stehen.
- Jedes Pflegeteam der Stationen L21 und M21 besteht aus 30 Krankenschwestern und -pflegern, die langjährig in der Behandlung von Patienten mit Blut- und Krebserkrankungen Erfahrung haben. Durch das ärztliche Team und das Pflegeteam, die eng zusammenarbeiten, werden unsere Patienten rund um die Uhr intensiv betreut.
- In der Betreuung der Patienten wird das Team von Psycho-Onkologen Atem- und Maltherapeuten, Krankengymnasten und Diätberatern unterstützt.
Die KMT-Ambulanz und -Koordination sowie die ECP-Einheit (extracorporale Photophorese) werden oberärztlich geleitet von Frau PD Dr. Tischer und sind integrale Bestandteile der Einheit für hämatopoetische Zelltransplantation/KMT im LMU Klinikum, Campus Großhadern. Hier werden unsere Patienten und Spender vor und nach einer allogenen Transplantation betreut.
Nicht zuletzt sind Information, interdisziplinäre Zusammenarbeit und eine kollegiale Kommunikation mit unseren Kolleginnen- und Kollegen aus gleichen oder anderen Fachbereichen wichtige Bestandteile unseres Therapiekonzeptes.