Mammadiagnostik und -intervention
Der Fachbereich Mammadiagnostik und -intervention beschäftigt sich mit der Abklärung von Erkrankungen der weiblichen und männlichen Brust. Je nach Fragestellung und Alter der/des Patienten*in kommen hier unterschiedliche Verfahren zum Einsatz.
Der Bereich ist ein zentraler Bestandteil des zertifizierten Brustzentrums der LMU und einer von 23 deutschlandweiten Standorten im Verbundprojekt des „Deutschen Konsortiums familiärer Brust und Eierstockkrebs“.
Regelmäßige Zertifizierungen des interdisziplinären Brustzentrums und des interdisziplinären Zentrums für familiären Brust- und Eierstockkrebs dokumentieren unseren hohen Standard.
Unsere Klinik bietet Ihnen die modernsten diagnostischen Möglichkeiten für Mammographie, Ultraschall, MRT und Intervention.
Sollten im Laufe der Erkrankung weitere Auffälligkeiten auch außerhalb der Brust auffallen, wie zum Beispiel Veränderungen von Leber oder dem Knochen, bei denen die Entnahme von Gewebeproben oder eine minimalinvasive Behandlung notwendig ist steht Ihnen mit unserem Interventions-Team kompetente Ansprechpartner zur Verfügung.
Bitte haben Sie Verständnis, dass wir reine Vorsorgeuntersuchungen im Alter von 50-69 Lebensjahren nicht selber durchführen können sondern im Rahmen des Mammographiescreenings empfehlen (weitere Informationen finden Sie unter Zentrale Stelle Mammographie-Screening). Ergänzende Ultraschalluntersuchungen führen wir gerne bei Ihnen durch.
Klinische Schwerpunkte
Digitale Mammographie und Tomosynthese
Neben der klinischen Untersuchung ist die Mammographie das wichtigste Verfahren zur Früherkennung von Brustkrebs. Bildgebend diagnostizierte Karzinome sind in der Regel kleiner als tastbare Knoten und haben deswegen eine bessere Prognose. Mehrere Studien konnten zeigen, dass die regelmäßige mammografische Brustuntersuchung im Rahmen des Mammographie- Screenings bei Frauen zwischen 50 und 69 Lebensjahren die Sterblichkeit an Brustkrebs um mehr als 30 % senken kann. Liegen aber Risikofaktoren vor ist eine regelmäßige mammographische Untersuchung bereits im Alter zwischen 40 und 50 Jahren sinnvoll. Bei jungen Frauen unter 40 Jahren sollte aufgrund des Strahlenrisikos eine Mammographie allerdings nur bei Vorliegen von krebsverdächtigen Symptomen durchgeführt werden.
Eine vollständige Mammographieuntersuchung besteht in der Regel aus vier Aufnahmen , die in zwei Ebenen bei jeder Brust durchgeführt werden. Zur besseren Charakterisierung von Auffälligkeiten kann es notwendig sein, dass Zusatzaufnahmen erstellt werden.
Die häufigsten und wichtigsten Zeichen eines Mammakarzinoms in der Mammographie sind Herdbefunde (also zum Beispiel ein Knoten) sowie Micro-Verkalkungen, die nur zuverlässig nur in der Mammographie nachweisbar sind. Deutlich seltener stellen auch Asymmetrien oder Strukturstörung, sogenannter Architekturstörung, einen Hinweis auf ein Mammakarzinom dar.
Die Tomosynthese ist einer Schichtaufnahme der Brust, die die Limitation der Überlagerung von Befunden durch Drüsengewebe reduziert und somit zu einer verbesserten Karzinomentdeckungsrate beiträgt. Bei der Untersuchung ist die Brust wie in der Mammographie komprimiert, die Röntgenröhre bewegt sich aber in einen Bogen während der Bildaufnahme. Bei extrem dichtem Drüsengewebe ist der Effekt leider nicht so deutlich ausgeprägt, hier sind andere Verfahren im Vorteil.
Abbildung 1: Beispiel einer 75-jährigen Frau, tastbare Raumforderung in der linken Brust:v.l. Analog gescannte Mammographie, Low-Energy-Bild KM-MG, Rekombination in der KM-MG
Hochauflösende Sonographie
Eine der wichtigsten Indikationen für die Ultraschalluntersuchung ist die weitere Abklärung klinischer oder mammografisch auffälliger Befunde sowie die ergänzende Untersuchung bei extrem dichtem Drüsengewebe, da hier die Entdeckungsrate (Sensitivität) der Mammographie deutlich eingeschränkt ist. Im Gegensatz zur Mammographie werden hier keine Röntgenstrahlen eingesetzt, sodass diese Methode auch besonders bei jungen Patienten unter 40 und in der intensivierten Früherkennung verwendet wird.
Die Mammasonographie ermöglicht eine Differenzierung von soliden und zystischen Veränderungen sowie typisch gutartigen Veränderungen. Bei Auffälligkeiten ist sie die bevorzugte Methode der bildgesteuerten bioptischen Abklärungen zur weiteren Untersuchung von Gewebeproben in der Pathologie.
Magnetresonanztomographie (MRT) der Brust
Die Kernspintomographie der Brust ist die empfindlichste Methode zur Entdeckung von Veränderungen im Brustdrüsengewebe und benötigt keine Röntgenstrahlen. Leider ist es aber auch das Verfahren mit den meisten Fällen an falsch positiven Befunden, sogenanntem falschem Alarm, der zu häufigen Biopsien gutartiger Veränderungen führt.
Die Krankenkassen übernehmen die MRT Untersuchung bei Patienten
- mit deutlich erhöhtem Mammakarzinom-Risiko im Rahmen des intensivierten Früherkennung-und Nachsorgeprogramms
- bei Patienten die schon einmal an Brustkrebs erkrankt waren und bei denen die Mammografie und der Ultraschall Fragen offen lassen
- bei Patienten die nachgewiesene Krebszellen in den Lymphknoten der Achselhöhle aufweisen, ohne dass man in der Mammographie und der Sonographie ein Mammakarzinom entdecken konnte
Auch wenn die Krankenkassen keine weiteren Untersuchungen übernehmen, kann in einigen Fällen der Einsatz der MRT-Untersuchung sinnvoll sein. So ist zum Beispiel das MRT bei der Frage nach Implantat defekten die empfindlichste Untersuchungsmethode.
Gerade bei sehr jungen Patient*innen ist eine genaue Beurteilung der Tumorausdehnung vor einer Therapie wichtig, hier kann die MRT sinnvolle zusätzliche Information bei meist sehr dichtem Drüsengewebe bieten.
Biopsie der Brustdrüse
Besteht nun ein verdächtiger Befund muss zur weiteren Planung der individuell besten Therapie eine Gewebeprobe erfolgen um die Veränderungen genauer zu charakterisieren. Abhängig von der besten Darstellbarkeit des Befundes wird zur Biopsie vorwiegend der Ultraschall aber auch Mammographie- oder MRT-gesteuerte Methoden eingesetzt.
Nach ausgiebiger Desinfektion und oberflächlicher und tiefer örtlicher Betäubung wird mit einer speziellen Biopsienadel eine Gewebeprobe entnommen und zur weiteren Beurteilung in die Pathologie versendet. Diese minimal invasiven Biopsien entsprechen den aktuellen Leitlinien zur Behandlung von Brustkrebs. Nur in Ausnahmefällen soll eine operative Gewebeprobe zur weiteren Abklärung erfolgen.
Bei den Biopsien von Verkalkungen oder im MRT wird die sogenannte Vakuumbiopsie eingesetzt, die ermöglicht, eine größere Gewebemenge zu gewinnen um eine besonders zuverlässige Beurteilung zu erlauben und Fehlbiopsien (Falsch negativ trotz bösartigem Befund) zu vermeiden.
Nicht jeder Brustkrebs ist gleich. Eine Gewebeprobe ist notwendig, um die für den Patienten beste Therapie zu finden und unnötige medikamentöse Belastungen zu vermeiden.
Intensivierte Früherkennung
Für Patientinnen mit einem Hochrisikoprofil für Brustkrebs besteht ein etabliertes Programm zur intensivierten Früherkennung und Nachsorge in spezialisierten Zentren des Deutschen Konsortiums für familiären Brust- und Eierstockkrebs. Dabei kommt der MR-Mammographie aufgrund der sehr hohen Sensitivität in der Tumordetektion eine besondere Bedeutung zu.
Eine genetische Untersuchung sollte angeboten werden (mindestens 10%ige Mutationswahrscheinlichkeit), wenn in einer Linie der Familie:
- Mindestens 3 Frauen an Brustkrebs erkrankt sind
- Mindestens 2 Frauen an Brustkrebs erkrankt sind, davon 1 vor dem 51. LJ
- Mindestens 1 Frau an Brustkrebs und 1 Frau an Eierstockkrebs erkrankt sind
- Mindestens 2 Frauen an Eierstockkrebs erkrankt sind
- Mindestens 1 Frau an Brust- und Eierstockkrebs erkrankt sind
- Mindestens 1 Frau mit 35 Jahren oder jünger an Brustkrebs erkrankt ist
- Mindestens 1 Frau mit 50 Jahren oder jünger an bilateralem Brustkrebs erkrankt ist
- Mindestens 1 Mann an Brustkrebs und eine Frau an Brust- oder Eierstockkrebs erkrankt sind
Folgende Patientinnen werden in das IFNP aufgenommen:
- Mutation im Hochrisikogen BRCA1 oder BRCA2
- Mutation in einem der moderat penetranten Risikogene, z.B. PALB2, TP53, ATM, BRIP1, BARD1, CHEK2, RAD51C, PTEN
- Rechnerisches Lebenszeitrisiko für Brustkrebs ≥ 30% (anhand eines standardisierten und computerbasierten Risikokalkulationsprogramms bei Patientinnen ohne nachweisbarem Gendefekt)
- Heterozygotenrisiko ≥ 20%
Ein Sonderfall sind Patientinnen nach Mantelfeldbestrahlung des Mediastinums im Kindes- oder Jugendalter (M. Hodgkin), die ebenfalls in das IFNP aufgenommen werden. Diese Frauen haben im Alter von 25-45 Jahren ein bis zu 24-fach erhöhtes Risiko an einem Mammakarzinom zu erkranken im Vergleich zum Alterskollektiv.
Als Ausschlusskriterien aus dem IFNP sind definiert:
- Beidseitige Mastektomie (therapeutisch oder prophylaktisch)
- Systemisch metastasiertes Mamma- oder Ovarialkarzinom
- Rezidiv eines Ovarialkarzinoms
- Nichtteilnahme an dem Programm über einen Zeitraum von mehr als 24 Monaten
- Nach beidseitiger Mastektomie ist eine einmalige postoperative MR-Mammographie zur Beurteilung von evtl. verbliebenem Drüsenrestgewebe indiziert.
Dr. med. Maria Ingenerf
Oberärztin
Mammadiagnostik und -intervention