Ernährungsmedizin
Was ist Ernährungsmedizin
Die Ernährungsmedizin ist eine fächerübergreifende medizinische Disziplin, die aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse über Physiologie und Pathophysiologie der menschlichen Ernährung zur Prävention, Heilung und Linderung von Krankheiten nutzt. Hierzu wurde am Klinikum der Universität München unter der Leitung von Frau Prof. Mayerle (Medizinische Klinik und Poliklinik II) im Jahr 2018 das interdisziplinäre Zentrum für Ernährungsmedizin (IZDE) gegründet. Die Patienten werden von einem Team aus derzeit sechs Diätassistenten/-innen betreut. Das Pflegepersonal und die Ärzte der Stationen werden vom Ernährungsteam regelmäßig geschult. An einem monatlich stattfindenden Jour Fixe nehmen neben den Ernährungsmedizinern und Diätassistenten bei Bedarf die interdisziplinären Kooperationspartner wie Vertreter der Pflege, der Apotheke oder des Entlassmanagements teil.
Expertise am LMU Klinikum
Das interdisziplinäre Zentrum für Ernährungsmedizin (IZDE) hat zum Ziel, die Versorgung unserer Patienten unter ernährungsmedizinischen Gesichtspunkten zu optimieren. Wir verbinden den Anspruch einer universitären spitzenmedizinischen Versorgung mit dem Ziel einer individualisierten und auf die Bedürfnisse der Patienten, der Angehörigen und der Zuweiser zugeschnittenen Betreuung. Hierfür steht für stationäre und ambulante Patienten ein Team aus speziell ausgebildeten Diätassistenten und Ernährungsmedizinern zur Verfügung.
Team
Unsere Angebote
• Erhebung des Ernährungsstatus zur frühzeitigen Erkennung einer Mangelernährung
• Erhebung der Ernährungsgewohnheiten
• Analyse der Körperzusammensetzung mittels bioelektrischer Impedanzanalyse (BIA) und Handkraft-Messungen
• Individuelle stationäre und ambulante Ernährungsberatung bei verschiedenen Erkrankungen und Bereitstellung von Patienteninformationsmaterialien
• Einleiten und Überwachen einer künstlichen Ernährungstherapie
• Ernährungsmedizinische Konsile für alle Fachbereiche
• Unterstützung der Speisenversorgung
• Interdisziplinäre Zusammenarbeit mit allen relevanten Fachbereichen
Unsere Angebote richten sich vorwiegend an erwachsene Patientinnen und Patienten. Für pädiatrische Fälle wenden Sie sich bitte an die Haunersche Kinderklinik.
Auswahl an ernährungsmedizinischen Schwerpunkten am LMU Klinikum
Zu Erkrankungen des Gastrointestinaltraktes zählen unter anderem die akute und chronische Pankreatitis (Pankreas), Verdauungsprobleme (Endoskopie), Fettleber & Leberzirrhose (Hepatologie), chronisch entzündliche Darmerkrankungen und die Zöliakie.
Mit einer individuellen auf die Erkrankung abgestimmten Ernährung kann man viele dieser Erkrankungen positiv beeinflussen sowie den Ernährungszustand beibehalten oder verbessern, um den Körper allgemein zu stärken. Bei einigen Erkrankungen wie beispielsweise der Zöliakie ist eine Ernährungstherapie die Therapie der Wahl, um Beschwerden zu lindern und die Krankheit zu heilen.
Verschiedenste Erkrankungen können dazu führen, dass eine Operation im Gastrointestinaltrakt mit der Entfernung wichtiger Verdauungsorgane (z.B. Speiseröhre, Magen, Dünn- oder Dickdarm, Bauchspeicheldrüse) notwendig ist. Durch die veränderte Verdauungssituation kann es je nach Operationsart zu Problemen wie Gewichtsverlust, Durchfall, Fettverdauungsstörung oder Insulinpflichtigkeit kommen. Durch eine angepasste Ernährung kann man diese Folgeerscheinungen lindern und einem Gewichtsverlust und Mangelerscheinungen vorbeugen.
Wir unterstützen Sie gerne bei allen Fragen rund um die Ernährung nach Operationen im Verdauungstrakt sowie bei Folgeerscheinungen dieser großen Operationen.
Eine bedarfsgerechte Ernährung ist für ältere beziehungsweise chronisch kranke Menschen eine wichtige Voraussetzung für Gesundheit und Wohlbefinden. Sowohl ein Nährstoffmangel als auch eine übermäßige Ernährung führen früher oder später zu funktionellen und gesundheitlichen Beeinträchtigungen. Viele ältere Menschen leiden häufig gleichzeitig an mehreren Erkrankungen, die durch die Ernährung positiv beeinflusst werden können (z.B. Bluthochdruck, Herz- und Kreislauferkrankungen, Nierenversagen).Gerne unterstützen wir Sie bei allgemeinen Fragen zu einer bedarfsgerechten Ernährung, aber auch zu Mangelernährung, Osteoporose, Sarkopenie oder Adipositas im Alter.
Bestimmte Lebensmittel bzw. deren Bestandteile können Unverträglichkeiten oder Allergien auslösen. Diese können in allen Altersklassen auftreten. Sie zeigen sich durch körperliche Beschwerden im Magen-Darm-Trakt (Bauchschmerzen, Blähungen, Verstopfungen, Durchfälle, etc.), aber auch außerhalb des Verdauungstraktes können Symptome wie Hautreaktionen und Kopfschmerzen auftreten. Erst nach einer eindeutigen Diagnose einer Nahrungsmittelallergie bzw. -unverträglichkeit kann eine Ernährungstherapie erfolgen. Zur Diagnose eignen sich Verfahren wie Bluttest (IgE), Pricktest, Doppelblindprovokation oder H2- Atemtest.
Da Eliminationsdiäten (Auslassdiäten) ein Risiko für Mangelernährung darstellen, muss auf eine ausgewogene, bedarfsgerechte Ernährung besonders geachtet werden. Eine gute Diagnostik sowie eine professionelle Ernährungsberatung mit ggf. medikamentösen Maßnahmen sind unabdingbar, um einen optimalen Therapieerfolg sicherzustellen.
Gerne unterstützen wir Sie bei Ihren Fragen zu einer bedarfsgerechten Ernährung.
Nach einer Transplantation mit entsprechender Einnahme von Medikamenten (Immunsuppressiva) können diverse Umweltkeime bei einer geschwächten körperlichen Abwehr teilweise lebensbedrohliche Infektionen hervorrufen. Ziel ist es, ein mögliches zusätzliches Infektionsrisiko über die Ernährung zu minimieren. Wir unterstützen Sie gerne bei der Durchführung einer keimreduzierten, ausgewogenen und bedarfsgerechten Ernährung im Alltag.
Ein dauerhaft hohes Körpergewicht mit einem sehr hohen Körperfettanteil führt zu einem erhöhten Risiko für unterschiedliche Gesundheitsprobleme und Folgeerkrankungen wie beispielsweise Fettstoffwechselstörungen, Typ-2-Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, einige Krebsarten und Fettleber. Ein Lebensstil mit überkalorischer Ernährung und Bewegungsmangel sind in erster Linie für Übergewicht und Adipositas verantwortlich.
Zur Bewertung des Gewichts dient der Body-Mass-Index (BMI). Er ist der Quotient aus Körpergewicht und Körpergröße zum Quadrat (kg/m²). Übergewicht ist der Oberbegriff für alle Gewichtsklassen mit einem BMI > 25 kg/m². Ab einem BMI > 30 kg/m² wird das Übergewicht detaillierter in Schweregrade der Adipositas unterteilt.
Expertise am LMU Klinikum:
Wir unterstützen Sie gerne mit langjähriger Erfahrung bei der Umsetzung einer dauerhaft energiereduzierten Ernährung mit ausreichender Sättigung und gleichzeitiger Deckung aller lebensnotwendigen Nährstoffe, um das Körpergewicht zu reduzieren sowie anschließend zu stabilisieren. Wir bieten sowohl ambulante als auch stationäre Beratungen an. Möglich ist beispielsweise eine Erstberatung im Rahmen eines stationären Aufenthaltes und nach Entlassung die ambulante Weiterbetreuung. Eine ambulante Betreuung sowohl zur Gewichtsreduktion als auch vor und nach bariatrischer Operation ist sowohl in Einzel- als auch in Gruppenberatungen möglich.
Eine Krebserkrankung kann das Leben der Betroffenen stark beeinträchtigen. Aufgrund von Stoffwechselveränderungen und einem teils stark erhöhten Energiebedarf kommt es häufig zu einem ungewollten Gewichtsverlust und einer Mangelernährung. Aber auch Nebenwirkungen der Krebstherapien wie Durchfall, Appetitlosigkeit, Geschmacksveränderungen, Übelkeit, Erbrechen oder Mundtrockenheit können die Nahrungsaufnahme stark beeinträchtigen. Weiterhin können Betroffene viele wissenschaftlich nicht belegte Ernährungsempfehlungen bei Krebs im Internet oder in Büchern finden, die oft verunsichern und die Nahrungsaufnahme zusätzlich erschweren.
Wir wollen Sie in dieser schwierigen Phase Ihres Lebens gerne tatkräftig unterstützen und Ihnen helfen, eine geeignete Ernährung für sich zu finden, um die Lebensqualität zu erhalten bzw. zu steigern.
Zu den häufigsten Stoffwechselerkrankungen zählen Diabetes mellitus, erhöhte Blutfette (Hypercholesterinämie, Hypertriglyceridämie), Gicht oder Funktionsstörungen der Schilddrüse (Unter- oder Überfunktion). Bei der Entstehung dieser Erkrankungen spielen Lebensstilfaktoren wie ungesunde Ernährung, Übergewicht / Adipositas, zu wenig Bewegung und Rauchen eine bedeutende Rolle. Gerne helfen wir Ihnen durch eine Umstellung der Ernährung und Optimierung des Lebensstils einen positiven Einfluss auf Ihre Erkrankung zu nehmen.
Mukoviszidose
Mukoviszidose, auch unter dem Begriff CystischeFibrose (CF) bekannt, ist eine angeborene schwere Stoffwechselerkrankung. Aufgrund bestimmter Gendefekte, die den Salzhaushalt beeinflussen, entsteht bei den Betroffenen ein zäher Schleim, der die Funktion vieler Organe beeinflusst. Besonders problematisch neben Funktionseinschränkungen der Bauchspeicheldrüse, Leber, Fortpflanzungsorgane und Darm sind die auftretenden Lungenschäden und damit verbundene Komplikationen.Im Verlauf der Erkrankung, bei der sich die Stoffwechselfunktionen immer weiter verschlechtern, kommt es zu Blähungen, Stuhlunregelmäßigkeiten und Untergewicht, da die Nahrung nicht richtig verarbeitet werden kann.Im Erwachsenenalter können zudem Leberprobleme, Diabetes mellitus, Osteoporose, Pankreatitiden sowie ein weiterer Gewichtsverlust in den Vordergrund rücken, begleitet von Mikronährstoffdefiziten von essentiellen Fettsäuren, fettlösliche Vitamine, Mineralstoffe sowie Spurenelementen.Gerne unterstützen wir Sie bei allgemeinen Fragen zu einer bedarfsgerechten Ernährung sowie bei ernährungsrelevanten Fragen zur Pankreasenzymeinnahme, Ernährung bei Diabetes mellitus und Lebererkrankungen.
Phenylketonurie (PKU)
Die PKU ist eine angeborene Störung des Aminosäurestoffwechsels. Der vererbte Defekt des Enzyms Phenylalaninhydroxylase hat zur Folge, dass die Aminosäure Phenylalanin nicht abgebaut werden kann und dadurch in hohen Konzentrationen im Blut ansteigt (Anstieg der Phe- Werte).Zur Vermeidung hoher Phe-Werte ist eine "lebenslange Diät" mit ausreichender Energiezufuhr, Eiweißreduktion, Phenylalaninberechnung und Zugabe von phenylalaninfreien Aminosäuremischungen notwendig. Zur Gewährleistung einer weiterhin hohen Lebensqualität und Ausbleiben von Symptomen unterstützen wir Sie gerne bei der Umsetzung der Ernährung.