Kinderorthopädie & -traumatologie
Das Muskuloskelettale UniversitätsZentrum München (MUM) der Ludwig-Maximilians-Universität hat eine eigene Kinderorthopädische Ambulanz, die auf die Bedürfnisse der Kinder zugeschnitten ist. Das Team hat sich auf alle fachlichen sowie organisatorischen Belange von Kindern spezialisiert um auch ein kindgerechtes Umfeld zu schaffen.
Unsere Leistungen
- Aufgrund der Kooperationen und der Lokalisation am Universitätsklinikum Großhadern können sämtliche Erkrankungen des kindlichen Bewegungsapparats behandelt werden. Durch die Zusammenarbeit mit der pädiatrischen Intensivstation des Hauses können auch schwerstkranke Patienten (zum Beispiel mit Herzfehlern) in einem sicheren Umfeld therapiert werden. Auch die Zusammenarbeit mit der Kinderpalliativstation der LMU ermöglicht es uns, auf speziellere Belange einzugehen.
- Der Schwerpunkt Kinderorthopädie hat zu Beginn des Jahres 2007 als erste Institution in Deutschland die Weiterbildungsbefugnis zur Zusatzweiterbildung "Kinderorthopädie" erhalten. Es ist damit gewährleistet, dass ein intensiver Austausch zwischen den Leitern des Schwerpunktes Kinderorthopädie und auszubildenden Ärzten statt findet, was wiederum unseren kleinen Patienten zu Gute kommt.
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Es besteht eine kinderorthopädische Ambulanz, die in einem integrativen Modell in der Kinderklinik des Klinikums Großhadern ihren Platz hat. Geleitet wird diese von PD Dr. med Ferdinand Wagner und Dr. Christian Ziegler. Die Neuroorthopädie ist im Speziellen durch Dr. med Yasmin Bakhshai vertreten. Weitere tatkräftige Unterstützung erhalten wir durch Stefan Werth (Empfang), Christine Brückner (Sekretariat) sowie Bärbel Jagdfeld und Radovan Petrovic (Pflege).
Die kinderorthopädische Ambulanz kann problemlos über öffentliche Verkehrsmittel (U-Bahnanschluss) sowie mit dem Pkw angesteuert werden, wobei im Klinikgelände in unmittelbarer Nähe der Ambulanz reservierte Parkplätze zur Verfügung stehen. Die Aufnahme der Patienten erfolgt dezentral direkt in der Kinderambulanz.
Von einem kindgerecht gestalteten großen Warteraum mit angeschlossenem Spielplatz im Freien können 3 Behandlungsräume aufgesucht werden. Es steht ein eigener Sonografieraum zur Verfügung, für Patienten mit Gangstörungen kann in einem großen Untersuchungsraum eine klinische Ganganalyse durchgeführt werden.
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Kinder, die eine operative oder konservative stationäre Behandlung benötigen, werden auf der interdisziplinären Kinderstation des Klinikums versorgt, die darüber hinaus auch eine Kinderintensivstation besitzt. Eine gemeinsame Mutter-Kind-Unterbringung ist gewährleistet, bei älteren Kindern besteht zudem die Möglichkeit, die Eltern in einem Gästehaus innerhalb des Klinikums übernachten zu lassen. Die Pflege der Kinder ist in Händen von spezialisierten Kinderkrankenschwestern.
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Die Operationen werden ausschließlich in den orthopädischen Operationssälen des Operationstrakts durchgeführt. Dies garantiert die in der Kinderorthopädie so wichtige höchste Sterilitätsstufe. Auch können wir den Kindern hierbei die Hightech-Medizin zukommen lassen, die in der Erwachsenenorthopädie schon länger verankert ist. Dies scheint uns besonders bei arthroskopischen Eingriffen sowie bei Spezialeingriffen sinnvoll, bei denen man auf Navigationsgeräte zurückgreifen kann. Die Narkose wird hierbei von Anästhesisten durchgeführt, die langjährige Erfahrung in der Kinderanästhesie und postoperativen Schmerztherapie haben.
Weitere Infos
Es besteht eine enge Kooperation mit dem Dr. von Haunerschen Kinderspital der LMU München (Kinderheilkunde und Kinderchirurgie) sowie dem dort ansässigen integrierten sozialpädiatrischen Zentrum (iSPZ) am Campus Innenstadt. Zusätzlich besteht eine sehr enge Kooperation mit der Stiftung ICP München, welche eine spezialisierte Einrichtung für Menschen mit neurologischen Erkrankungen, wie z.B. der spastischen Zerebralparese darstellt.
Krankheitsbilder
Das Muskuloskelettale Universitätszentrum München hat sich zum Ziel gesetzt, möglichst viele entwicklungsbedingte, überlastungsbedingte oder traumatologisch-bedingte Erkrankung der Hüfte im Rahmen der aktuell sinnvollsten medizinischen Möglichkeiten gelenkerhaltend zu behandeln. Sämtliche Optionen, inklusive der konservativen Therapie aber auch den altersentsprechend angepassten operativen Therapieoptionen kommen bei uns zum Einsatz. Auch die Beckenosteotomie nach Ganz (Periazetabuläre Osteotomie, PAO) und die Bernese-Type Tripleosteotomie nach Tönnis über nur einen Hautzugang stehen uns hier zur Verfügung.
Um hier sämtliche Möglichkeiten anbieten zu können haben wir ein Team aus Spezialisten der Kinderorthopädie, Beckenchirurgie und Sportorthopädie zusammengestellt, um in jedem Alter den optimalen Therapieansatz wählen zu können. Auf die genauen therapeutischen Optionen wird nochmals im Abschnitt Gelenkerhaltende Hüftchirurgie eingegangen. Durch die Zusammenarbeit mit unserer pädiatrischen Intensivstation, dem iSPZ des Haunerschen Kinderspitals und der Stiftung ICP München e.V. können wir auch eine gute Versorgung für schwerstkranke Patienten und Patienten mit Cerebralparese anbieten.
Bei der kongenitalen Hüftdysplasie sowie Hüftluxation im Neugeborenenalter handelt es sich um eine Reifungsverzögerung der Hüftpfannen welche eine Minderüberdachung und/oder eine Dezentrierung des Hüftkopfes zur Folge haben. Dies kann in der Neugeborenenphase in der Regel ohne eine Operation gut behandelt werden, sofern sie früh entdeckt wird.
In Zusammenarbeit mit unseren Geburtshilflichen Abteilungen findet hier schon in den ersten Lebenstagen ein standardisiertes Ultraschall-Neugeborenenscreening bei Kindern mit Risikoprofil statt. Ein erhöhtes Risiko für eine Hüftdysplasie haben zum Beispiel Kinder welche im Mutterbauch in einer speziellen Geburtslage positioniert waren oder deren Eltern ebenfalls wegen einer Hüftdysplasie behandelt wurden.
Die meistens konservative Therapie Behandlung beinhaltet in der Regel das Tragen einer sogenannten Tübinger-Schiene oder Pavlik-Bandage für mehrere Wochen. Mittels Ultraschall kann der Verlauf der sogenannten nach Reifung in regelmäßigen Abständen sicher beurteilt werden.
Sollte dies keinen Erfolg bringen, ist ggf. eine Extensionsbehandlung und anschließende Beckenbeingipsbehandlung notwendig. Zum Teil kann hier mittels röntgenstrahlungsfreien bildgebenden Verfahren wie die Kernspintomographie (MRT) die sichere Rezentrierung der Hüfte verifiziert werden. Selten ist in schweren Fällen eine Operation notwendig. Da wir in der glücklichen Lage sind auf erfahrene Kinderanästhesisten zurückzugreifen, kann dies auch bei kleinen Kindern in einem sicheren Umfeld geschehen. Ebenso kann, wenn notwendig, die postoperative Überwachung auf der Kinderintensivstation des Hauses erfolgen.
Die klassische Beckenosteotomie des Kindesalters, die Beckenosteotomie nach Salter wird regelmäßig bei uns angewendet, sofern bei älteren Kindern ein korrigierender Knocheneingriff notwendig ist. Ein Beckenbeingips ist bei älteren Kindern und auch bei Patienten mit Cerebralparese selten notwendig. Hier haben sich bei uns individuell angepasste Lagerungselemente bewährt in welchen die Kinder nach der Operation liegen und so früh physiotherapeutisch beübt werden können.
Auf die weiteren therapeutischen Optionen - abgestuft nach Alter der Patienten und je nach Schweregrad der Hüftdysplasie - wird nochmals im Abschnitt Gelenkerhaltende Hüftchirurgie eingegangen.
Neben dem sehr häufigen und harmlosen Hüftschnupfen (Coxitis fugax) ist beim hinkenden Kind sowie bei Hüftschmerzen oft an zwei Hüfterkrankungen zu denken.
Dabei handelt es sich zum einen um den sogenannten Morbus Perthes-Legg-Calvé. Dieser stellt eine Minderdurchblutung der Hüfte und aufgrund dessen einen Zerfall des Hüftkopfes dar. Hier ist neben den regelmäßigen Kontrollen in den meisten Fällen sehr intensive Physiotherapie notwendig um die Hüftkopfform im Laufe dieser stadienhaft verlaufenden Erkrankung möglichst rund und physiologisch zu erhalten. Je nach Alter des Kindes, der Symptome und ggf. auch der Mitbeteiligung der Hüftpfanne, ist hier oft auch eine Operation notwendig. Hierbei kommen unsere standardisierten Verfahren der Hüftkopfumstellung sowie der Beckenosteotomie zum Einsatz wie sie auch bei der Hüftdysplasie durchgeführt werden.
Des Weiteren muss an die sogenannte Epiphysiolysis capitis femoris (ECF) gedacht werden. Hierbei handelt es sich um ein Abrutschen des Hüftkopfes (Epiphyse / Caput femoris) von der Wachstumsfuge (Epiphysenfuge) des Schenkelhalses. Hier gibt es eine chronische Form (ECF lenta) und eine akute Form (ECF acuta). Insbesondere letztere ist mit einem Schenkelhalsbruch gleichzusetzen und ist rasch zu behandeln um das Risiko einer Hüftkopfdurchblutungstörung zu minimieren. In den meisten Fällen genügt hier die einfache In-situ-Fixation des Hüftkopfes mittels einer sogenannten kanülierten Schenkelhalsschraube. Da prinzipiell immer das Risiko des Abrutschens auf der gegenüberliegenden Seite besteht, wird in der Regel auch die Gegenseite verschraubt. Die Schrauben werden in der Regel bis zum Wachstumsabschluss belassen, sollten aber dann entfernt werden.
Bei schwereren chronischen Formen ist die simple Verschraubung oft nicht ausreichend. Auch hier muss, wie bei anderen Erkrankungen des Hüftgelenkes, eine zusätzliche Umstellungsosteotomie des Schenkelhalses (zum Beispiel nach Imhäuser) erfolgen.
Der Klumpfuß ist ein typisches Krankheitsbild, welches bei Neugeborenen und somit auf geburtshilflichen Stationen zu finden ist. Wir entdecken diese häufig bei unseren standardisierten Hüft-Screenings in der Zusammenarbeit mit unserem Perinatal-Zentrum. Hierbei handelt es sich um eine mehrdimensionale Fehlstellung des Rückfußes sowie des Vorfußes mit Verkürzung der Wade (Pes equinovarus excavatus et adductus).
Bei frühzeitiger Behandlung kann hier relativ simpel mit der international standardisierten Ponseti-Technik therapiert werden. Hier erfolgt über mehrere Wochen die Anlage von sogenannten Seriengipsen. Diese werden ca. wöchentlich gewechselt bis eine gewisse Redression der Deformität erreicht ist. Als letzter Schritt muss in den aller meisten Fäl¬len eine perkutane Achillessehnentenotomie (Durchtrennung der Achillessehne über einen kleine Stich) und anschließende Anlage eines letzten Redressions¬gipses erforderlich. Dies geschieht bei uns in der Regel in Analgosedierung, sodass das Kind den Eingriff nicht spürt. Eine allgemeine Vollnarkose ist in den wenigsten Fällen notwendig. Dieses Procedere hat den Vorteil, dass die sehr kleinen Kinder nur kurze Nüchternphasen erleben müssen und die Überwachung nach dem Eingriff nur sehr kurz erfolgen muss. Der letzte Seriengips muss für etwa 3 – 4 Wochen getragen werden. Danach erfolgt das Tragen einer sogenannten Denis-Browne-Schiene (siehe Abb.) für 3 – 4 Monate Tag und Nacht, dann bis zum 4. Lebensjahr zur Nacht und in den Schlafphasen.
In dieser Zeit ist oft eine kontinuierliche Physiotherapie zur Dehnung der Wade sinnvoll um ein erneutes Auftreten des Klumpfußes zu vermeiden (= Rezidiv/Rückfall). Wir führen daher drei- bis sechsmonatliche Kontrollen in unserer Kinderambulanz durch. Sollte ein erneuter Klumpfuß (Rezidiv) drohen, kann zum einen die Anpassung einer speziellen Unterschenkelnachtorthese hilfreich sein. Eine erneute Seriengipsanlage kann auch bei älteren Kindern noch durchgeführt werden.
In manchen Rezidiv-Fällen ist jedoch die operative Intervention notwendig. Meist ist eine Kombination aus jeweils relativ kleinen Eingriffen, welche in einer Sitzung vorgenommen werden können und je nach individuellen Bedarf angepasst werden sinnvoll. Ein typische Kombination ist die Versetzung der Tibialis anterior-Sehne am Vorfuß und ein Plantarfaszien-Release nach Steindler ggf. mit intramuskulärer Wadenverlängerung nach Baumann. Die Kinder erhalten hier einen Gehgips, welcher für 6 Wochen getragen werden muss. Im Anschluss erfolgt dann normalerweise die erneute Unterschenkelschienenbehandlung zur Nacht und Physiotherapie.
Größere Eingriffe, wie früher üblich, sind in der Regel heute nicht mehr notwendig. Wenn aber doch sinnvoll, besteht in unserem Zentrum auch hier ein standardisiertes Vorgehen zur Verfügung, welches wir durch die Behandlung unserer internationalen Patienten mit oft schon schweren Fehlstellungen ständig modernisieren und anpassen.
Der flexible Knick-Senkfuß ist eines der häufigsten Gründe für Besuche beim Kinderorthopäden. Der flexible Knick-Senkfuß ist in der Regel eine normale Variante der Entwicklung. Im Kleinkindesalter, also sobald Kinder beginnen zu stehen und zu laufen, ist das Fußgewölbe noch nicht vollständig ausgebildet. Der Fuß entwickelt sich dann bis etwa zum 10. Lebensjahr in die allseits bekannte Form. In vielen Fällen werden hier zur Beruhigung der Eltern Einlagen verschrieben. Eine ungerechtfertigte Einlagenversorgung birgt jedoch auch das Potenzial die natürliche Entwicklung des Fußes zu behindern. In der Regel sind diese daher nur bei schmerzhaften Knick-Senkfüßen notwendig.
Sollte der Knick-Senkfuß über das 10. Lebensjahr hinweg schmerzhaft sein, kann die Möglichkeit einer sogenannten subtalaren extraartikulären Schraubenarthrorise (SESA) genutzt werden. Hier wird mittels einer Schraube eine „Blockade“ der Beweglichkeit zwischen Fersenbein (= Calcaneus) und Sprungbein (=Talus) hervorgerufen. Der noch wachsende Fuß formt sich dann in die normale Richtung. Nach ca. 2 1/2 Jahren kann dann die Schraube wieder entfernt werden. Im Rahmen der SESA wird in unserem Hause meist ein Softcastgips angelegt. Mit diesem kann sofort belastet werden. Die Softcastgipse werden nach 10 – 14 Tagen abgenommen. Im weiteren Verlauf erfolgt ein weiterer Kontrolltermin nach 6 Wochen. Nach einer Röntgenkontrolle ist dann meist die Sportfreigabe wieder möglich.
Oben zeigt sich ein deutlicher Knick-Senkfuß. Unten zeigt sich der korrigierte Zustand nach einer minimal-invasiven subtalaren extraartikulären Schraubenarthrorise (=SESA) mit angehobener Talusachse und verbessertem Längsgewölbe.
Auch wenn dies prinzipiell eine sehr einfache Methode ist und sehr häufig angewandt wird, ist hier eine vorsichtige Indikationsstellung geboten und sollte nicht leichtfertig angewandt werden. Entsprechend der genauen Deformität und patientenspezifischen Problemen muss auf diese Methode verzichtet werden. In schwereren Fällen kommt dann in unserer Klinik standardmäßig die sogenannten tarsale Tripleosteotomie nach Hamel (TTO) zur Anwendung. Diese bedeutet zwar eine Knochendurchtrennung an 3 Stellen des Fußes (Kalkaneusverschiebeosteotomie, Kalkaneushalsverlängerung und Os-cuneiforme-mediale- Flexionsosteotomie), stellt aber die „biologischste Lösung“ dar. Für diese Operation muss teilweise ein Knochenspan aus dem Beckenkamm entnommen werden. Nach dem Eingriff erfolgt eine Gipsanlage für 6 Wochen, in welcher nur an Unterarmgehstützen gelaufen werden kann. Die Belastung des entsprechenden Fußes ist in dieser Zeit nicht erlaubt, sodass dieser Eingriff meist nur auf einer Seite durchgeführt wird. In schwierigen Fällen kann auch ein Rollstuhl für diese Zeit verordnet werden. Bei der Operation eingebrachte Drähte werden in der Regel nach 3 – 6 Wochen entfernt. Dies kann einfach im Rahmen eines Ambulanztermins problemlos ohne Narkose erfolgen.
Aufgrund unserer Zusammenarbeit mit der Neugeborenenstation des Hauses (Klinikum Großhadern, Dr. von Haunersches Kinderspital und Gynäkologie Innenstadtklinik) besteht eine ausgiebige Erfahrung mit sämtlichen angeborenen und erworbenen Fußdeformitäten. Dies sind zum einen die häufigen Hacken- und Sichelfüße, welche direkt nach Geburt zu erkennen sind und meist konservativ mit einer Gips- oder Schienentherapie behandelbar sind.
DerTalus verticalis, auch genannt angeborener Plattfuß kann ebenfalls mit einer Gipsredressionsbehandlung nach Dobbs behandelt werden. Diese entspricht im Wesentlichen der entgegengesetzten oben beschriebenen Gipsmethode nach Ponseti und wird deswegen auch reversed-Ponseti genannt. In manchen Fälle ist nach Gipstherapie neben der Achillotenotomie eine offene Reposition des Talonaviculargelenkes notwendig.
(A) Zeigt einen beidseitigen angeborenen Knick-Senk-Fuß im Sinne eines Talus verticalis. (C) Zeigt das intraoperative Bild nach mehrwöchiger Gipstherapie und nun offener Reposition des Talonaviculargelenkes. Das Ergebnis muss mit einem Draht fixiert werden, welcher nach 4-6 Wochen entfernt wird. (C) Ergebnis mit 3 Lebensmonaten. (D) In der Regel werden in den ersten 3 Monaten Orthesen Tag und Nacht getragen, dann nur noch zur Nacht und zu den altersentsprechend üblichen Schlafphasen.
Aufgrund unseres großen neuropädiatrischen Krankheitsgutes sehen wir neurogene Klumpfüße und Knick-Senkfüße (= aufgrund von Nervenerkrankungen). Hier können zunächst einfache Orthesenversorgungen hilfreich sein. Durch unsere enge Zusammenarbeit mit mehreren erfahrenen Orthopädietechnikern können auch langfristige Schienenbehandlungen und Orthesen an die Ansprüche des täglichen Lebens angepasst werden. Oft sind aber auch simple Sehnentransfers oder intramuskuläre Verlängerungen eine sinnvolle operative Option. Meistens schließt sich nach solchen Eingriffen eine Gipsbehandlung an. In sehr seltenen Fällen ist auch im jungen Alter schon ein knöcherner Eingriff notwendig. Dies muss immer in enger Abstimmung mit der Gesamtsituation, den Eltern und dem umgebenden Therapeutenteam erfolgen. Uns stehen hier sämtliche operative Möglichkeiten zur Verfügung.
Die Kindertraumatologie hat im Rahmen der Kinderorthopädie einen besonderen Stellenwert, da immer an eine Wachstumsfugenverletzung des Kindes gedacht werden muss. Dies setzt eine genaue Kenntnis des Wachstumsfugenverlaufs und der Anatomie der kindlichen Knochen und Gelenke voraus. Zusätzlich muss Erfahrung bzgl. des enormen Wachstums- und Korrekturpotenzials bei Frakturen im Kindesalter bestehen. In sehr vielen Fällen muss im Gegensatz zu Erwachsenen Patienten bei Frakturen keine Operation durchgeführt werden und eine einfache Gipstherapie ist ausreichend. Oft kann alleinig eine einfache Einrenkung und anschließende Gipstherapie des Bruches ohne Hautschnitt erfolgen.
Sollte es zu einer Operation kommen, sind meistens minimal invasive Verfahren wie K-Draht-Osteosynthese oder elastisch stabile intrameduläre Nägel (ESIN) möglich. Die offene Einrenkung (Reposition mit Hautschnitt) ist in den meistens Fällen nicht notwendig.
Sollte es nach Unfall zu einer chronischen Deformierung der Extremität kommen kann in vielen Fällen zunächst abgewartet werden ob sich eine Spontankorrektur einstellt. In bestimmten Fällen ist jedoch auch eine frühe operative Korrektur sinnvoll. Als einfachste Methode können hier temporäre Epiphysiodesen (zeitweise Wachstumsfugenblockungen) zur Anwendung kommen. Diese sind in einem separaten Abschnitt zusammengefasst (Siehe nächster Punkt).
In bestimmten Fällen muss oft eine Knochenosteotomie (Knochendurchtrennung und Rekonstruktion der korrekten Knochenachse) erfolgen. Dies geschieht meistens mit einer sogenannten Plattenosteosynthese. In sehr komplexen Fällen kann auch eine patientenspezifische Instrumentierung (PSI) benutzt werden, in welchen nach MRT- oder CT-Rekonstruktion eine 3D-Schnittschablone gedruckt wird, welche dann während der Operation die Osteotomieebenen vorgibt. Hierdurch kann eine exaktere Rekonstruktion stattfinden und intraoperative Röntgenstrahlung minimiert werden.
Sollte eine einfache Osteotomie aufgrund des schon langen Vorliegens und der komplexen Natur einer Deformität notwendig sein, kann auch auf einen sogenannten Taylor-Spatial-Frame (TSF) zurückgegriffen werden. Dies erfordert zwar die Notwendigkeit eines externen Fixateurs (FixEx), welcher über mehrere Monate getragen werden muss. Mittels einer Computersoftware kann hier eine genaue Achseinstellung und Derotation von Knochendeformitäten erfolgen. Die Notwendigkeit eines TSF ergibt sich meist dadurch, dass aufgrund seit langer Zeit der Fehlstellung bereits Gefäße, Nerven und Sehnen verkürzt sind, welche naturgemäß während der Operation nicht verlängert werden können. Im Rahmen der langsamen Korrektur durch den Taylor-Spatial-Frame können diese über die Zeit langsam gedehnt werden und „mitwachsen“, ohne dass es zu einem Durchblutungsschaden oder Nervenschaden kommt. Gleiches gilt für Verlängerungsmarknägel (Nuvasive Precice). Hier können zum einen simple Verlängerungen eine Extremität aber auch Kombinationen mit bis zu einem gewissen Maße komplexere Fehlstellungen korrigiert werden.
Fallbeispiele
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a) Beispiel eines Cubitus varus (Achsfehler des Ellenbogens mit Abkippung nach „Innen“) nach fehlverheiltem Ellenbogenbruch (suprakondyläre Humerusfraktur).
b) Röntgenbild vor Operation.
c und d) 3D-gedruckte individuell angefertigte Operationsschablone mit welcher die zur Korrektur notwendigen Knochenschnitte exakt angefertigt und die für Einbringung der angewendeten Winkelplatte Zieldrähte gesetzt werden (PSI = patient-specific implant, Medacta).
e) Röntgenbild nach Operation und vollständig geradem Ellenbogen.
f) Bild 2 Monate nach Operation. Es zeigt sich auch bei Belastung ein klinisch gerader Ellenbogen.
Der Junge hatte deutliche Schmerzen aufgrund der fehlstellungsbedingten Überlastung. Die zuvor bestandenen Schmerzen waren nach ca. 9 Monaten verschwunden.
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EOS low-dose Röntgenaufnahmen eines 16-jährigen Patienten welcher im Kriegsgebiet mit etwa 9 Jahren eine Schussverletzung am Kniegelenksnahen Oberschenkel erlitten hatte. Daraus resultierte eine ausgiebige Beinverkürzung mit Rotations- und Achsfehler des Beines. Aufgrund des „Abstehens“ des Beines konnte der Patient kaum Unterarmgehstützen benutzen.
Rechts ist eine Teilkorrektur mittels Taylor-Spatial-Frame abgebildet. Das aktuelle Restlängendefizit ist mittels Orthese ausgeglichen. Der Patient kann nun voll belasten und ist ohne weitere Hilfsmittel mobil. Als nächster Schritt folgt der operative Beinlängenausgleich mit einem Verlängerungsnagel.
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A) Kontinuierliche Beinverlängerung beim Ausgewachsenen mittels Marknagel. Dieser enthält ein Magnetgetriebe welches über einen Magneten verlängert wird. 3 – 4 Mal täglich wird der Magnet vom Patienten selbst angelegt.
B) Auch komplexere Fehlstellungen können mit einer Verlängerungsmarknagelung angegangen werden. Hier wurde eine Beinlängendifferenz in Kombination mit einer komplexen Kniegelenksfehlstellung korrigiert. Dazu wure zusätzlich zur Verlängerung und Achskorrektur des Oberschenkelknochens gleichzeitig auch eine aufklappende Umstellung des Schienbeinkopfes vorgenommen.
C) Patientin mit einem fibulären Längsdefekt (nach Achtermann und Kalamchi Typ Ia) und dadurch einer Beinlängendifferenz von 40 mm zuungunsten der li. Seite. Hier wurde ebenfalls mittels Verlängerungsmarknagel (Nuvasive Precice) korrigiert.
Beinlängendifferenzen, X-Beine und O-Beine sind ein sehr häufiges Phänomen bei Kindern und Jugendlichen. In vielen Fällen ist von einer Normvariante auszugehen, welche nicht behandlungsbedürftig ist. Sollte jedoch ein gewisses Ausmaß überschritten werden, kann mit wachstumslenkenden Verfahren interveniert werden.
Mittels kleinen Plättchen oder Klammern können die Wachstumsfugen an definierten Stellen für einige Zeit geblockt werden. Sobald sich eine ausgeglichene Deformität eingestellt hat, werden diese wieder entfernt. Hierbei nimmt man sich das natürliche Wachstum der Wachstumsfugen zu Hilfe, so dass auf eine Knochendurchtrennung und komplexe Rekonstruktion der Beine oder Arme verzichtet werden kann.
Dies hat den großen Vorteil, dass die durchgeführte Operation unbedeutend kleiner vonstattengeht. Die Kinder dürfen das betroffene Bein sofort belasten und sind nach 2 – 6 Wochen wieder sportfähig. Gleiches kann auch bei Beinlängen¬differenzen durchgeführt werden. Auch hier ist ab einem gewissen Ausmaß eine Wachstumsfugenblockung sinnvoll um zum einen das langfristige Tragen von Einla¬genversorgungen und späteren Gelenk- und Rückenproblemen vorzubeugen.
Von besonderem Wert in unserer Klinik ist die Möglichkeit auf die sogenannte biplanar radiography (EOS) zurückzugreifen. Hier kann mit geringeren Röntgendosen (micro dose, low dose) eine Verlaufskontrolle ohne erhebliche Strahlenbelastung durchgeführt werden. Außerdem gibt uns dies die Möglichkeit 3D-Rekon-struktionen durchzuführen. Aufgrund unserer speziellen Ausstattung können hier auch neuroorthopädische Patienten zum Beispiel mit spastischer Zerebralparese auch im Sitzen gut diagnostiziert werden um hier entsprechend notwendige Maßnahmen ableiten zu können.
Fallbeispiele
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Patientin mit ausgeprägtem X-Bein, welches mittels temporärer Epiphyseodese begradigt werden konnte
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Fall eines 11-jährigen Jungen, der sich zunächst aufgrund eines Risses der vorderen Kreuzband (VKB) vorstellte. In einem gemeinsamen Eingriff mit unserem Knie-Team erfolgte zusätzlich die Implantation einer Epiphysiodesenplatte am distalen medialen Femur um gleichzeitig das bestehende X-Bein zu korrigieren.
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6-jähriger Junge mit einem Crus varum congenitum links, Crawford Typ II. Die bestehende für das Alter erhebliche Beinlängendifferenz von 3,5cm wurde aktuell mit einer temporären Epiphyseodese behandelt. Ob weitere Korrekturen im Verlauf des Wachstums notwendig sind bleibt abzuwarten.
Im Rahmen unseres Skoliosezentrums unter der Leitung von Prof. Christof Birkenmaier, PD Bernd Wegener, Dr. Ziegler und PD Dr. Wagner haben wir für sämtliche Eventualitäten Konzepte entwickelt. Zum einen besteht als großer Pfeiler die konservative Korsetttherapie. Sollte es wirklich eine Operation zu empfehlen sein, können wir auf neueste OP-Techniken zurückgreifen. Diese sind insbesondere für kleinere Kinder anwendbar, welche noch im Wachsen sind. Im Rahmen der Versorgung von Kindern mit Zerebralparesen und neurologisch bedingten Skoliosen besteht hier eine große Expertise in unserem Haus. Für genaue Details verweisen wir auf den Link zu unserem Skoliosezentrum.
Unter Neuroorthopädie verstehen wir die Behandlung besonderer komplexer orthopädischer Krankheitsbilder. Diese treten auf bei neuromuskulären Erkrankungen sowie angeborenen und / oder erworbenen cerebralen Bewegungsstörungen. Dabei behandeln wir unter anderem Menschen mit
- Cerebralparese
- Meningomyelocele (MMC)
- Kongenitaler Myopathie
- Arthrogryposis multiplex congenita
- Duchenne Muskeldystrohpie
- Spinaler Muskelatrophie (SMA)
- Hereditärer motorischer und sensibler Neuropathie (HSMN) etc.
Bei diesen Erkrankungen treten, je nach Schwere und Lokalisation der Gehirnschädigung häufig verschieden stark ausgeprägte spezielle orthopädische Probleme auf. Dazu gehören zum Beispiel Verkrümmungen der Wirbelsäule (Skoliose), Hüftgelenks(sub)luxationen, Fußfehlstellungen, Veränderungen des Gangbildes, Muskelverkürzungen, Gelenkkontrakturen, Deformitäten und daraus resultierende Mobilitätseinschränkungen etc.
Besonders im Vordergrund steht in der Neuroorthopädie das spezialisierte Arbeiten und die interdisziplinäre Zusammenarbeit. Zur Diagnostik können wir ein besonderes Setting anbieten, darunter zum Beispiel eine funktionelle Ganganalyse mit und ohne Hilfsmittel, MRT Untersuchungen in Narkose und sehr niedrig dosierte Röntgenuntersuchungen in einer speziellen unterstützenden Sitzvorrichtung.
Die neurogene Schädigung ist nicht heilbar, aber die fortschreitenden Auswirkungen behandelbar. Das Ziel ist klar: Eine Verbesserung der Lebensqualität durch Schmerzfreiheit, soziale Teilhabe und Autonomie durch die Behandlung von Bewegungs-, Haltungs- und Greifstörungen. Dies wird ermöglicht durch die
- Verordnung von Heilbehandlungen (Physio- und Ergotherapie, Logopädie, therapeutisches Schwimmen, tiergestützte Therapie etc.)
- Verordnung von Hilfsmitteln (Funktions-/Lagerungsorthesen, Geh-/Steh-/Sitz-/Bewegungshilfen, Korsett, Rollstuhl etc.)
- Durchführung von orthopädischen Operationen (minimalinvasiv, knöchern, weichteilig)
- Interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Spezialisten anderer medizinischer Fachrichtungen (Pädiatrie, Neurologie, Physikalische Medizin und Rehabilitation, Allgemeinmedizin, Schmerztherapie, Kinderintensivstation, Palliativmedizin, Therapeuten, Techniker etc.)
Dabei stehen immer die Wünsche der Patientinnen und Patienten sowie deren Angehöriger im Vordergrund.
Unsere Fachkompetenz teilen wir im Rahmen enger Kooperationen mit dem iSPZ im Hauner’schen Kinderspital, dem kbo Kinderzentrum in der Heiglhofstraße, dem Integrationszentrum für Cerebralparesen (ICP) München sowie dem Medizinischen Zentrum für Erwachsene mit Behinderung (MZEB) in Giesing
Fallbeispiel
Intraoperatives Bild des Knorpel-Knochendefektes. Der Knochendefekt wurde mit körpereigenem Knochen aus dem Schienbeinkopf aufgefüllt. In der gleichen Sitzung wurden Knorpelzellen aus einem nicht lasttragenden Teil des Kniegelenkes entnommen, im Labor angezüchtet und 3 Wochen später arthroskopisch als Gel in die knorpelige Gelenkfläche des Sprungbeins eingebracht.
Vollständige Wiederherstellung von Sprungbein und Knorpeloberfläche 2 Jahre nach dem Eingriff. Die Patientin ist vollständig beschwerdefrei und uneingeschränkt sportfähig.
Im Kindesalter spielen im Bereich des Kniegelenkes insbesondere zwei Erkrankungen eine wesentliche Rolle. Die sogenannte Patellaluxation (= Ausrenkung der Kniescheibe). Weiterhin ist die sogenannte Osteochondrosis dissecans eine relativ häufige Erkrankung. Bei letzterer kommt es zu einer Durchblutungsstörung des subchondralen Knochens und somit zu einer Erweichung des darüber liegenden Gelenkknorpels. Hier kann es schlimmstenfalls zu einer Loslösung eines freien Gelenkkörpers kommen.
Sämtliche Erkrankungen des Kniegelenks im Kindesalter können bei uns behandelt werden. Wir können hier bei komplizierteren Fällen mit unseren Kollegen der Kniesprechstunde kooperieren.
Patellaluxation:
Bei der Patellaluxation muss man mehrere Begriffe unterscheiden.
- Angeborene Patellaluxation: Hier wird das Kind bereits mit einer ausgerenkten Kniescheibe geboren.
- Chronische Patellaluxation: Hier ist die Kniescheibe ständig aus ihrem Gleitlager heraus luxiert.
- Habituelle Patellaluxation: Hier renkt sich die Kniescheibe bei jeder Kniebeugung aus und danach ggf. wieder ein.
- Rezidivierende Patellaluxation: Hier erkennt sich die Kniescheibe nicht bei jeder Bewegung aber immer wieder mal aus.
- Einmalige Patellaluxation: Vor allem im Pubertätsalter kommt es zu einer Ausrenkung der Kniescheibe. Die erste Patellaluxation ist meist konservativ (= ohne Operation) behandelbar.Die Behandlung der Patellaluxation ist komplex. Es müssen hier nicht nur Faktoren wie die Ausprägung des Gleitlagers (z.B. Trochlea-Dysplasie), die Form der Kniescheibe (z.B. Jägerhut-Patella) und der Muskelzug der knieumgreifenden Muskulatur berücksichtigt werden. Es müssen zusätzlich die Rotation der gesamten unteren Extremität unter deren Achse (X- oder O-Bein) überprüft werden. In unserer Klinik können wir alle Eventualitäten adressieren und auf sämtliche Methoden zurückgreifen. Die Achse kann beispielsweise mittels einer temporären Epiphysiodese (siehe wachstumslenkende Verfahren) adressiert werden. Ebenso ist bei uns die Trochleaplastik zur Vertiefung des Gleitlagers etabliert. Im Speziellen haben wir eine Methode entwickelt in dem die hälftige Patellazügelung mittels einem minimal-invasiven Verfahren möglich ist (Mini-Goldthwait-OP). Diese Methode ist insbesondere bei Kinder anzuwenden um die noch vorhandenen Wachstumsfugen nicht zu verletzen.
Auch schwere Deformitäten wie sie zum Beispiel bei Patienten mit Zerebralparese vorkommen werden bei uns standardisiert behandelt. Eine Beugekontraktur kann bei ausgiebigen Fehlstellungen nicht nur durch eine Weichteilrelease angegangen werden. Auch wenn damit ein größerer Eingriff verbunden ist, kann eine knöcherne Umstellung sinnvoll sein. Diese kommt auch zur Anwendung, wenn man zum Beispiel die ohnehin schon schwache Muskulatur nicht noch weiter schwächen möchte. Hier können aber auch Wachstumslenkende Verfahren zum Einsatz kommen.
Fallbeispiele
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Dieser 12-jährige Junge mit Morbus Down wurde uns mit einer chronischen Patellaluxation vorgestellt. Die ersten Ausrenkereignisse waren im Kleinkindesalter aufgetreten. In den folgenden Jahren war es zu immer häufigeren Ereignissen gekommen, so dass es dann im weiteren Verlauf zu einer zunehmende Einschränkung der Gehstrecke, Treppenmobilität und beim Fahrradfahren gekommen war. Seit einigen Monaten war die Kniescheibe dauerhaft außerhalb der Gleitrinne.
Durch einen komplexen Eingriff (modifizierte OP nach Stanisavljevic, laterales Release, mod. OP nach Goldthwait, Trochleaplastik, Quadrizeps-MPFL-Plastik, mediale temporäre Epiphyseodese des rechten Oberschenkelknochens, Wachstumslenkung auch am linken Oberschenkelknochen zur Beinverkürzung) konnte die Kniescheibe in das neu geschaffenen Gleitlager gebracht und dort sicher stabilisiert werden.
Nach 2 Jahren ist es zu keinen erneuten Ausrenkungen der Kniescheibe gekommen, der Patient ist im Alltag beschwerdefrei, hat eine uneingeschränkte Gehstrecke, ist wieder treppenmobil und wird zunehmend sportfähig.
Im Hinblick auf akute Verletzungen im Kindesalter wie etwa Knochenbrüche arbeiten wir sehr eng mit unseren Kollegen der Kinderchirurgie am Dr. von Haunerschen Kinderspital zusammen. Es besteht hier unter anderem ein gemeinsames Dienstmodell für einen 24-stündigen kindertraumatologischen Dienst zur Akutversorgung von verletzten Kindern. Auch schwerverletzte Kinder mit Schädel-Hirn-Trauma, Bauch und Thoraxverletzungen werden im Rahmen der Kooperation behandelt. Dahinter steht zusätzlich die langjährige Erfahrung der Kinderintensivstation mit schwerstverletzen Kindern. Insbesondere bei Wirbelsäulenverletzungen arbeiten wir mit den Kollegen der Wirbelsäulenchirurgie unseres Muskuloskelettalen UniversitätsZentrums zusammen. In der kinderorthopädischen Ambulanz werden vor allem die Langzeitfolgen nach Trauma behandelt. Hierbei handelt es sich z.B. um chronische Instabilitäten von Gelenken wie etwa dem Sprunggelenk und Ellenbogeverletzungen welche in einer falschen Position zusammengewachsen sind oder als Deformitäten der Beine. Hier haben wir Fälle in der Rubrik „Chronische Deformitäten - Fallbeispiele “ zusammengefasst. Wir haben ebenso die Erlaubnis Schul- und Kindergartenunfälle (sog. BG-Fälle) zu behandeln.
Das Schöne an der Kindertraumatologie ist, dass in vielen Fällen keine Operation notwendig ist. Und wenn, dann ist der Heilverlauf in der Hand von Spezialisten meist exzellent.