Septische Chirurgie
Im Bereich Wundchirurgie widmen wir uns der Behandlung von komplizierten Wunden im Bereich der unteren Extremitäten. In enger Zusammenarbeit mit anderen Disziplinen, beispielsweise mit den Kollegen der Inneren Medizin, der Angiologie, Rheumatologie und Gefäßchirurgie, entwickeln wir ein für den Patienten speziell zugeschnittenes Behandlungskonzept. Die Therapie erfolgt ambulant und, wenn notwendig, stationär. Viele Wunden können durch eine konservative Therapie zur Abheilung gebracht werden. In manchen Fällen ist aber auch eine operative Therapie notwendig.
Unsere Leistungen
- Wunden bei diabetisch-neuropathischem Fuß
- Wunden bei chronisch venöser Insuffizienz (in Zusammenarbeit mit Angiologie und Gefäßchirurgie)
- Wunden bei peripherer arterieller Verschlusskrankheit (in Zusammenarbeit mit Angiologie und Gefäßchirurgie)
- Wunden bei Autoimmunerkrankungen (z.B. Vaskulitis, Pyoderma gangränosum, in Zusammenarbeit mit Rheumatologie)
Ausgewählte Krankheitsbilder
Die Weltgesundheitsorganisation bezeichnet als diabetisches Fußsyndrom eine Ulzeration und/oder Zerstörung tiefen Gewebes, die mit Störungen der Nerven oder einer Durchblutungsstörung in den Beinen einhergeht. Prinzipiell kann man als diabetisches Fußsyndrom die Folgen des Diabetes am Fuß bezeichnen.
Störungen der Nerven und deren Folgen
Ein länger bestehender Diabetes führt zu einer sogenannten Neuropathie. Die Nerven werden geschädigt. Am Anfang sind die am weitesten vom Stamm entfernten Nerven, typischerweise im Bereich der Zehen und des Vorfußes, betroffen. Im weiteren Verlauf steigt die Neuropathie dann immer weiter auf. Der Patient bemerkt ein herabgesetztes Empfindungsvermögen. Druck, Vibration, Kälte und Wärme können nicht mehr gefühlt werden. Durch den Verlust des Empfindungsvermögens besteht eine erhöhte Verletzungsanfälligkeit. Der Neuropathiker stößt sich vermehrt, läuft sich Wunden und nimmt, weil er keine Schmerzen verspürt, schwere Infektionen und Durchblutungsstörungen nicht richtig wahr. Außer dem Empfindungsvermögen gehen auch Muskelnerven zu Grunde. Dies führt unter anderem zur Bildung von Hammerzehen, einem Spreizfuß oder einem Hallux valgus. Diese normalerweise eher harmlosen Fußfehlstellungen können beim Neuropathiker fatale Folgen haben. Durch die Fehlstellungen können durch einen vermehrten Knochendruck von innen auf die Haut Druckgeschwüre entstehen. Diese Druckgeschwüre können, wenn sie sich mit Bakterien infizieren, schwere Fußinfektionen hervorrufen. In diesem Stadium ist eine Amputation manchmal nicht umgänglich. Im Rahmen der Neuropathie kommt es auch zum Auftreten des sogenannten - Charcot-Fußes.
Das Eintreten einer Neuropathie lässt sich nur durch eine sehr gute Einstellung des Blutzuckers verzögern. Patienten mit einer Neuropathie kann zur Vermeidung von schweren Komplikationen mit konservativen Maßnahmen wie entsprechendem Schuhwerk oder kleineren korrigierenden Operationen geholfen werden. Beim Eintritt schwerer Fußinfektionen bedarf es zur Rettung des Fußes der Behandlung durch Spezialisten. Das Ziel der Therapie ist es, den Fuß soweit wie möglich zu erhalten. Dies setzt Kenntnisse in der Infektionschirurgie und Erfahrung in der Wiederherstellung eines tragfähigen Fußes voraus.
Störungen der Blutversorgung beim diabetischen Fußsyndroms und deren Folgen
Aufgrund des Diabetes treten Gefäßveränderungen, typischerweise im Bereich der Unterschenkelgefäße auf. Über einen langen Zeitraum verengen sich die Arterien, bis sie schließlich ganz verschlossen sind. Diese Veränderungen sind vergleichbar mit einem Raucherbein, bei dem es ebenfalls zu einem Verschluss wichtiger großer Arterien kommt. Durch den Gefäßverschluss wird der Fuß nicht mehr ausreichend mit Blut versorgt. Im schlimmsten Fall kommt es zum Absterben von Zehen oder Fußteilen. Auch eine schlecht heilende Wunde kann als Ursache eine schlechte Durchblutung haben. Zur Therapie des diabetischen Fußsyndroms gehört deshalb immer eine Untersuchung der Bein- und Fußarterien. Sollten entsprechende Veränderungen vorhanden sein, so lässt sich die Durchblutung häufig durch eine Aufdehnung des Gefäßes oder durch einen Gefäßersatz verbessern. Andernfalls droht die Amputation.
Die Therapie des Diabetischen Fußsyndroms
Um einen Patienten mit einem diabetischen Fußsyndroms erfolgreich zu behandeln, bedarf es spezieller Voraussetzungen. Neben entsprechender Erfahrung auf diesem Gebiet und speziellen räumlichen und logistischen Voraussetzungen, sollte die Therapie immer interdisziplinär erfolgen. Es bedarf vieler Spezialisten wie Diabetologen, Angiologen, Gefäßchirurgen, Radiologen, Orthopädietechniker usw. um die Patienten optimal zu versorgen. Die Vermeidung von Komplikationen wie Druckgeschwüre oder Fußinfektionen durch konservative Maßnahmen muss oberstes Ziel sein. Die Behandlung der Komplikationen gehört in die Hände von Spezialisten. Dadurch lässt sich ein Großteil unnötiger Amputationen vermeiden.
Das Pyoderma gangränosum ist eine seltene Erkrankung, bei der es zum Untergang der Haut und des darunterliegenden Gewebes kommt. Die Ursache dieser Gewebszerstörung ist nach wie vor unklar. Man geht aber davon aus, dass es sich dabei um eine Autoimmunerkrankung handelt. Das körpereigene Immunsystem richtet sich gegen sich selbst. In der Hälfte der Fälle findet man sogenannte assoziierte Erkrankungen. Das sind Erkrankungen, bei denen das Pyoderma gehäuft auftritt. Dazu gehören entzündliche Darmerkrankungen, rheumatologische Erkrankungen und verschiedene Arten von Krebs.
Die Diagnose Pyoderma gangränosum ist schwer zu stellen, da es keine Laborwerte und auch keine speziellen Gewebsveränderungen gibt, die zu einer eindeutigen Diagnose führen würden. Im Vorfeld müssen andere Erkrankungen, die solche Geschwüre verursachen können, ausgeschlossen werden.
Die Therapie solcher Geschwüre ist problematisch. Durch medikamentöse Unterdrückung des Immunsystems lässt sich der entzündliche Prozess stoppen. Diese Medikamente können jedoch die Wundheilung hemmen und führen zudem zu einer herabgesetzten Abwehr gegenüber Bakterien und Pilzen. Bei kleinen Wunden ist dies unproblematisch. Diese heilen unter der immunsuppressiven Therapie ab. Bei großen Wunden besteht die Gefahr der Verschleppung von Keimen in den Körper. Dies kann über eine Blutvergiftung bis zum Tod führen.
Ein weiteres Problem ist die Größe des Defektes. Der Körper kann diese nur schwer oder gar nicht von selbst wieder verschließen, besonders wenn tieferliegende Strukturen wie Sehnen, Knochen oder Gelenke mit betroffen sind. Bisher war man mit chirurgischen Maßnahmen zurückhaltend, da eine Verletzung der Haut ebenfalls zum Fortschreiten der Erkrankung oder zur Entstehung neuer Geschwüre führen kann. Neurere Untersuchungen haben jedoch gezeigt, dass unter ausreichender medikamentöser Unterdrückung des Immunsystems auch bei Patienten mit einem Pyoderma gangränosum Operationen wie eine chirurgische Wundreinigung oder eine Hautverpflanzung durchgeführt werden können.