Gelenkerhaltende Chirurgie an Becken und Hüftgelenk
Probleme am Hüftgelenk – Arthroskopie oder offene Operation?
Die Arthroskopie hat sich in den vergangenen Jahren zu einer etablierten Therapie von Erkrankungen und Verletzungen des Hüftgelenkes entwickelt. Gleichzeitig haben sich neue Therapieansätze durch dieses Verfahren ergeben. Viele angeborene bzw. erworbene Formveränderungen und Fehlstellungen am Hüftgelenk lassen sich durch einen arthroskopischen Eingriff schonend beheben.
Fakten Check Arthroskopie am Hüftgelenk
- Eine Arthroskopie des Hüftgelenks bedarf einer sorgfältigen Vorbereitung und Lagerung des Patienten auf einem Extensionstisch. In der Regel sind zwei, bei Labrumrissen drei kleine, zirka 1 cm große Schnitte notwendig.
- Je nach Komplexität des Eingriffs dauert die Operation zirka 1 – 2 Stunden. Der Krankenhausaufenthalt beträgt je nach Ausmaß der arthroskopischen Operation etwa 2 Tage.
- Nach der Operation wird eine Teilbelastung des Beines an Gehstützen für mind. 2 Wochen empfohlen. Dann kann bereits wieder belastet und mit Radfahren und Schwimmen begonnen werden.
Liegen ausgeprägte Formveränderungen des Hüftgelenkes vor, stößt die Arthroskopie nicht selten an ihre Grenzen. In solchen Fällen sollten offene Verfahren bevorzugt werden. Auch diese können in der Regel in minimal-invasiver Technik angeboten werden. Die offene chirurgische Hüftluxation nach Ganz, welche über einen etwas größeren Hautschnitt am seitlichen Oberschenkelaspekt durchgeführt wird, bleibt der Beseitigung von speziellen Problemen am Hüftgelenk vorbehalten.
Fakten Check Offene Operation am Hüftgelenk
- Durch einen kleinen Schnitt am vorderen Aspekt des Oberschenkels („mini-open“ anteriorer Zugang zum Hüftgelenk) lassen sich offen oder arthroskopisch-gestützt Eingriffe durchführen, die rein arthroskopisch unter Umständen nicht mehr möglich sind.
- In manchen Fällen ist zur Korrektur einer Fehlstellung am Becken eine Osteotomie notwendig. Hierbei wird das Becken um die Hüftpfanne herum an verschiedenen Stellen durchtrennt (z.B. Periazetabuläre Osteotomie nach Ganz). Die Hüftpfanne wird dann in korrigierter Orientierung über dem Hüftkopf verschraubt.
- Je nach Komplexität des Eingriffs kann die Operation mehrere Stunden dauern. Der Krankenhausaufenthalt beträgt je nach Ausmaß der Operation etwa 3-7 Tage. Eine mehrwöchige Teilbelastung des operierten Beines an Unterarmgehstützen wird empfohlen.
Sehr gerne stehen wir Ihnen für eine ausführliche Beratung und Untersuchung vor Ort zur Verfügung. Bitte vereinbaren Sie hierzu einen Termin in unserer Hüftsprechstunde oder in unserer Privatsprechstunde.
-
Das Muskuloskelettale Universitätszentrum München hat sich zum Ziel gesetzt, möglichst viele entwicklungsbedingte, überlastungsbedingte oder traumatologisch-bedingte Erkrankungen der Hüfte evidenzbasiert und entsprechend den neuesten medizinischen Standards gelenkerhaltend zu behandeln. Dabei ist es uns wichtig, die Lebensqualität unserer Patienten langfristig zu verbessern.
Die Hüftgelenksydysplasie und deren Folgen kann Patienten jeglichen Alters betreffen. Um nicht nur Erwachsenen sondern auch Kindern und Säuglingen gerecht zu werden und diese bzw. deren Eltern umfassend hinsichtlich eines hüftgelenkserhaltenden Eingriffes beraten zu können, haben wir ein Team aus Spezialisten aus den Bereichen Kinderorthopädie, Beckenchirurgie und Sportorthopädie zusammengestellt. So können wir Sie unter Rücksicht auf Ihr Alter sowie auf Ihre beruflichen und sportlichen Ansprüche individuell beraten. Minimal-invasive Herangehensweisen haben hierbei natürlich den Vorrang, sofern sie medizinisch sinnvoll sind und zu einer nachhaltigen Besserung der Beschwerden führen.
Prof. Dr. med. Boris Holzapfel, PhDDirektor, Lehrstuhl OrthopädieProf. Dr. med. Thomas NiethammerLeitung Knie und Sport, HauptoperateurDr. med. Christian ZieglerLeiter Schwerpunkt Kinder-, Jugend- und Neuroorthopädie -
Bei der entwicklungsbedingten Hüftdysplasie (engl. "developmental dysplasia of the hip") sowie der Hüftluxation im Neugeborenenalter handelt es sich um eine Reifungsverzögerung der Hüftpfannen, welche eine Minderüberdachung und ggf. eine Dezentrierung des Hüftkopfes zur Folge haben. Wird dieser Zustand dauerhaft belassen, kommt es frühzeitig zu einem Knorpelschaden und einer Abnutzung des Hüftgelenks (zur sog. Hüftgelenksarthrose). In den fortgeschrittenen Stadien ist diese meist nur noch mit einer Hüftendoprothese behandelbar.
Die bereits im Säuglingsalter erkannte Hüftdysplasie kann meist durch eine Schienen- oder Bandagenbehandlung (Tübinger-Schiene oder Pavlik-Bandage) konservativ und somit ohne operative Maßnahmen behandelt werden.
Daher findet in Zusammenarbeit mit unserer geburtshilflichen Abteilung schon in den ersten Lebenstagen eine standardisierte Ultraschall-Untersuchung der Hüften von Neugeborenen mit Hoch-Risikoprofil statt. Ein erhöhtes Risiko für eine Hüftdysplasie haben zum Beispiel Kinder, welche im Mutterbauch in einer speziellen Lage (Beckenendlage) positioniert waren oder deren Eltern ebenfalls unter einer Hüftdysplasie litten.
-
Leider ist es bei der Hüftdysplasie im Kindesalter so, dass tatsächliche Beschwerden oft erst spät auftreten, und die fehlgestaltete Pfanne und die daraus folgende Minderüberdachung des Hüftkopfes lange unentdeckt bleiben. Dies ist umso bedauerlicher, da die Behandlungsmaßnahmen in der frühen Kindheit relativ einfach gestaltet sind.
Besteht die Dysplasie unerkannt weiter, und erfolgt keine frühzeitige konservative Therapie, kommt es zur Überlastung der zu steil stehenden Hüftpfanne mit nachfolgender Dezentrierung des Hüftkopfes und Destruktion des Gelenkes. Dies kann schon im jungen Erwachsenenalter zu einer fortgeschrittenen Arthrose mit Gelenkzerstörung führen und einen Ersatz des Gelenkes durch eine Prothese notwendig machen. Je nach Ausprägungsgrad der Dysplasie und der Degeneration im Gelenk, kann das Beschwerdebild von belastungs- und bewegungsabhängigen Beschwerden in der Leiste bis hin zu Ruheschmerzen reichen.
-
Im Neugeborenen- und frühen Säuglingsalter ist die Ultraschalluntersuchung nach Graf der Goldstandard. Diese Untersuchungsmethode kommt ohne Röntgenstrahlung aus. In manchen Fällen ist schon in jungem Alter eine Kernspintomographie (MRT), zum Beispiel zur Verifikation des Behandlungsergebnisses, sinnvoll. Mit etwa 18 bis 24 Lebensmonaten ist dann in der Regel eine Röntgenaufnahme aussagekräftiger.
Trotz zunächst erfolgreicher Behandlung im Säuglingsalter sollten sämtliche Kinder mit Hüftgelenksdysplasie bis zum Abschluss des Wachstums nachuntersucht werden, um bei Bedarf frühzeitig therapeutisch intervenieren zu können. Sollte die Erkrankung erst im jungen Erwachsenenalter entdeckt werden, ist in vielen Fällen eine Rotationsanalyse der unteren Extremität mittels MRT oder "low dose"-CT sinnvoll. Auch die genaue Pfannenmorphologie und -Position kann so exakt dargestellt werden. In verschiedenen Forschungsprojekten unserer Klinik versuchen wir, Ultraschall als eine strahlenreduzierte diagnostische Methode einzusetzen, um Formveränderungen des Hüftgelenks im Kindes- und Erwachsenenalter ohne Röntgenstrahlen feststellen zu können. Der Einsatz vieler neuer diagnostischer Methoden erfolgt in enger Zusammenarbeit mit der Klinik für Radiologie am Klinikum der Universität München. So können Formveränderungen des Hüftgelenkes und deren strukturelle Folgen in einer früher nie geglaubten Auflösung und Genauigkeit dargestellt und sichtbar gemacht werden. In diesem Zusammenhang kommt zunehmend das sog. EOS-Imaging zum Einsatz, mit dem durch eine geringere Strahlendosis die Rotation der unteren Extremität und das individuelle Spino-Pelvine Alignment bestimmt werden kann (sog. biplanare Radiographie). Als neueste Errungenschaft steht uns ein hochauflösendes Traktions-MRT der Hüfte und ein Bone-like-MRT ("CT-like bone contrast imaging") zur Verfügung. Zum einen können hier in der Regel nur schwer beurteilbare Strukturen wie der Knorpel und das Pfannenlabrum gut dargestellt werden, zum anderen können hier gleichzeitig auch die Knochenstruktur abgebildet und 3-dimensional rekonstruiert werden. Letzteres ist auf herkömmliche Weise nur durch eine CT Untersuchung zu erreichen.
Links: Ultraschalluntersuchung eines altersentsprechend normal entwickelten Hüftgelenkes. Rechts: Neugeborenes in einer sog. Tübinger Schiene zur nicht-operativen Behandlung der Dysplasie
EOS Low-dose Stehendaufnahme des Beckens und der unteren Lendenwirbelsäule eines Patienten, der sich aufgrund einer Beinlängendifferenz vorstellte. Als Zufallsbefund zeigte sich eine Minderüberdachung des Hüftkopfes, welche durch den sog. CE-Winkel quantifiziert werden kann. In der modernen Analyse der Hüftgelenksdeformität spielt die Beckenkippung im Verhältnis zum Hüftkopf eine wichtige Rolle. Dies kann durch Parameter wie die sog. Pelvic Incidence (PI) und den Pelvic Tilt (PT) genauer beurteilt werden.
Links und Mitte zeigen einen Knorpeldefekt mit beginnender Zystenbildung (blauer Pfeil) in der Hauptbelastungszone des Hüftgelenkes bei einer 25-jährigen Patientin mit Borderline-Hüftdysplasie. Bei schwerer Hüftdysplasie kann es schon frühzeitig zu einer Zystenbildung und somit zu einer Arthrose kommen (Rechts das Beispiel eines 10-jährigen Jungen, roter Pfeil).
-
-
Bei Kleinkindern hat sich die sog. Beckenosteotomie nach Salter bewährt, bei der eine technisch relativ einfache Durchtrennung (=Osteotomie) des Darmbeins (=Ileum) und ein „Nachuntenklappen“ der Pfanne erfolgt. Die Korrektur wird mit sogenannten „Salter-Stäben“ gehalten. Diese Stäbe werden nach etwa 6 Wochen in einem kleinen ambulanten Eingriff wieder entfernt.
Ein Beckenbeingips, in welchem das Kind vollständig fixiert ist, ist in den meisten Fällen nicht notwendig und auch der Gelenkheilung nicht zuträglich. Zur Ruhigstellung und Schmerztherapie haben sich individuell angepasste Lagerungselemente bewährt, in welchen die Kinder nach der Operation liegen und früh ab dem 1. Tag physiotherapeutisch beübt werden können. Eine Belastung der Beine ist jedoch, je nach Alter, erst nach 4 – 6 Wochen möglich.
(a) zeigt einen 9-jährigen Patienten mit beidseitiger Minderüberdachung des Hüftkopfes und Steilstellung der Schenkelhälse. (b) zeigt den Zustand nach beidseitiger Beckenosteotomie nach Salter und Umstellungsosteotomie am proximalen Femur. Da der Eingriff in zwei Etappen erfolgte (zunächst auf der linken Patientenseite und dann rechts) sind rechts noch Salter-Stäbe einliegend. Zum Vergrößern auf das Bild klicken.
-
Bei sehr geringer Überdachung und kurzer Pfannenkonfiguration hat sich die Dega-/Pemberton-Acetabuloplastik bewährt. Dabei wird das Pfannendach mehr oder weniger „Nach unten gebogen“ und ein Knochenkeil eingeklemmt. In den meisten Fällen ist keine Metallentfernung notwendig.
Wir behandeln in vielen Fällen Patienten mit Cerebralparese (=CP). Diese leiden nicht selten unter einer komplexen Fehlstellung bzw. Luxation des Hüftgelenkes. Hier kann eine zusätzliche Umstellungsosteotomie des proximalen Femurs (=Oberschenkel) sinnvoll sein. Ein Beckenbeingips ist auch hier selten notwendig und sinnvoll. Das Ziel muss in diesem Zusammenhang die möglichst frühe Mobilisierung des Patienten sein.
Links zeigt eine chronisch luxierte (= ausgerenkte) Hüfte auf der rechten Seite eines 5-jährigen Patienten. Rechts zeigt sich der Zustand nach Acetabuloplastik und Varisationsosteotomie am proximalen Femur (= Schenkelhals). Dadurch wird eine korrigierte Überdachung und Zentrierung des Hüftkopfes erreicht. Zum Vergrößern auf das Bild klicken.
-
Bei Erwachsenen hat sich zur Behandlung der Hüftgelenksdysplasie die periacetabuläre Osteotomie nach Ganz (PAO) bewährt. Hierdurch können die meisten Fehlstellungen der Pfanne und Überdachungsstörungen des Hüftkopfes adressiert werden. Die PAO hat den Vorteil einer sicheren und schnellen Heilung der Osteotomieflächen (= im Rahmen der Operation durchtrennte Knochenanteile) und somit einer schnelleren Erholungsphase. Im Vergleich zur Tripleosteotomie nach Tönnis muss hier das Sitzbein nicht über einen separaten Schnitt von hinten (Gesäß) durchtrennt werden. In vielen Fällen kann die PAO über eine kosmetisch günstige Bikini-Inzision erfolgen. Zur individuellen Planung der PAO stehen uns modernste radiologische Methoden (digitales Röntgen, MRT, CT und EOS) zur Verfügung. Durch diese Verfahren kann auch eine sog. Versionsstörung der Pfanne entdeckt werden, die nicht selten eine Ursache für ein femoroazetabuläres Impingement (FAI) darstellt und ebenfalls durch eine PAO behoben werden kann. Während des Eingriffs kann eine gleichzeitige Schenkelhals-Retaillierung vorgenommen werden, sofern ein behandlungsbedürftiges sog. CAM-Impingement vorliegt. In seltenen Fällen kann auch eine gleichzeitige Umstellung des Schenkelhalses notwendig sein.
Bei älteren Kindern muss oft die Pfanne in Ihrer gesamten Zirkumferenz mobilisiert werden. Da die Wachstumsfugen in diesem Bereich noch geschont werden müssen, ist die klassische PAO in diesen Fällen zu vermeiden. Die Mobilisierung der Pfanne in ihrer Gesamtheit kann jedoch durch die traditionelle Tripleosteotomie nach Tönnis erfolgen. Hier wird das Becken an drei Stellen (Darmbein, Schambein, Sitzbein) durchtrennt. Dadurch kann eine Korrektur der Pfanne in sämtlichen Ebenen erfolgen ohne die Wachstumsfugen zu beeinträchtigen. Sollten es die anatomischen Begebenheiten des Patienten erlauben, kann dies ebenfalls über einen einzigen Hautschnitt durch die sogenannte "Bernese-type Tripleosteotomy" erfolgen. Der zusätzliche Zugang über das Gesäß kann bei dieser Operationstechnik entfallen.
Bei der PAO erfolgen drei Osteotomien (blau gestrichelte Linien). Zunächst erfolgt die hälftige Durchtrennung des Sitzbeines (A), dann die Durchtrennung des Schambeines und zuletzt die gewinkelte Osteotomie des Darmbeines (B&C). Die Pfanne kann dadurch geschwenkt und mit 3 - 4 Schrauben in der richtigen Position stabil fixiert werden (D). Zum Vergrößern auf das Bild klicken.
(A) zeigt eine bereits korrigierte Hüftpfanne rechts und eine noch dysplastische Hüfte mit verminderter Hüftkopfüberdachung links. (B) zeigt schließlich beide Seiten nach erfolgter Korrektur. (C) zeigt den Endzustand nach Entfernung der Schrauben. Zum Vergrößern auf das Bild klicken.
-
Bei einer höhergradigen Dysplasie empfehlen wir die Durchführung eines arthroskopischen Eingriffes mit Labrum- bzw. Knorpelchirurgie nicht. Bei der sog. Borderline-Dysplasie kann eine Arthroskopie unter Umständen zur temporären Besserung von Beschwerden führen, sie stellt jedoch lediglich eine symptomatische Behandlung dar. Es können typischerweise Begleitzustände der Dysplasie, wie ein CAM-Impingement oder eine Labrumläsion, durch eine Arthroskopie gut behandelt werden.
Die der Problematik zugrunde liegende Formstörung des Hüftgelenkes kann jedoch durch eine Arthroskopie nicht behoben werden. Hierzu muss die periazetabuläre Osteotomie nach Ganz Verwendung finden. Sollte vom Patienten dennoch der kleinstmögliche Eingriff als symptomatische Behandlung gewünscht werden, muss die Indikationsstellung zur Arthroskopie streng erfolgen und nur nach exakter Analyse von bestimmten radiologischen Parametern (z.B. FEAR-Index), welche eine Einschätzung bzgl. einer weiteren Dezentrierung bzw. Destabilisierung des Gelenkes ermöglichen.
-
-
Durch eine Formveränderung des Gelenkes im Bereich des Oberschenkelknochens und/oder der Hüftpfanne ist dessen Beweglichkeit eingeschränkt und es kommt zu einem Anschlagen des Oberschenkelknochens an der Hüftpfanne (mechanischer Konflikt). Eine solche Formveränderung kann sowohl jüngere Personen als auch Erwachsene betreffen. Die Beschwerden werden häufig in der Leistengegend oder im Bereich des Gesäßes angegeben und treten nicht selten beim tiefen Sitzen oder bei Beugung des Hüftgelenkes auf. Vor allem die Innendrehfähigkeit im Hüftgelenk ist eingeschränkt.
-
Es stehen uns eine Reihe klinischer Tests zur Verfügung bei denen es v.a. bei Beugung und Innendrehung des Hüftgelenkes zur Schmerzprovokation kommt (Impingement-Tests). Eine Röntgenuntersuchung (hoch eingestellte Beckenübersichtsaufnahme und eine axiale Aufnahme des Hüftgelenkes) ist notwendig um sich eine Gesamtübersicht über den Ausprägungsgrad der Formveränderung zu verschaffen. Anhand dieser Untersuchungen wird eine sog. Coxometrie durchgeführt, bei der das Hüftgelenk in digitaler Form vermessen wird. In der Regel wird zusätzlich eine spezielle Magnetresonanztomographie (hochauflösende MRT-Untersuchung mit radiärer Schichtführung durch den Schenkelhals und die Pfanne) durchgeführt, welche die dreidimensionale Darstellung der Formveränderung und die exakte Lokalisation eines begleitenden Labrumschadens möglich macht. Eine Infiltration des Gelenkes mit einem Schmerzmittel kann dazu dienen, einen Gelenkschmerz von anderen Schmerzursachen zu differenzieren, welche außerhalb des Gelenkes liegen. Eine Ultraschalluntersuchung kann das Vorliegen eines Leistenbruches ausschließen, welcher ähnliche Symptome verursachen kann wie ein mechanischer Konflikt im Hüftgelenk.
An der Hüfte werden zwei verschiedene Arten von Impingement-Syndromen unterschieden. In beiden Fällen kommt es zu einer Einklemmung der knorpeligen Lippe, dem sogenannten Labrum, am Kopf-Schenkelhals-Übergang. Dies geschieht typischerweise bei starker Beugung und Innendrehung des Hüftgelenkes. Als Folge eines Impingements kommt es in vielen Fällen zur Schädigung des Labrums. Sehr häufig liegt eine Mischform der im Folgenden beschriebenen Impingement-Typen vor.
Cam-Impingement
Beim Cam-Impingement, der Begriff stammt von dem englischen Wort für Nockenwelle, fehlt die normalerweise vorhandene Taillierung des Schenkelhalses, so dass der Schenkelhals bei entsprechenden Bewegungen an das Labrum stößt und Schmerzen verursacht. Als mögliche Ursachen werden ein unentdecktes Abrutschen der Wachstumsfuge des Hüftkopfes während des Heranwachsens, eine Anlagestörung bzw. eine Überlastung des Gelenkes in der Wachstumsphase diskutiert. Eine genetische Veranlagung wird angenommen. Häufig tritt diese Art des Impingements bei Personen auf, welche im Jugendalter sportlich sehr aktiv waren.
Pincer-Impingement
Beim Pincer-Impingement, nach dem englischen Wort für Kneifzange, kommt es zu einem Übergreifen der Hüftgelenkspfanne über den Hüftkopf bei normal konfiguriertem Schenkelhals. Die Hüftgelenkspfanne nimmt bei dieser Form den Hüftkopf im wahrsten Sinne des Wortes „in die Zange“, wodurch es bei entsprechenden Bewegungen zu einem Anschlagen des Pfannenrandes am Schenkelhals kommt.
-
Nicht jedes Impingement-Syndrom muss operativ versorgt werden. Solange kein höhergradiger Schaden am Knorpel bzw. der Gelenklippe eingetreten ist, können gezielte Trainingsprogramme zur Stabilisierung der hüftumfassenden Muskulatur und Kräftigung der Rumpfmuskulatur die Schmerzen lindern. Auch Gelenkinfiltrationen und eine gezielte Schmerztherapie können zielführend sein. Sollte jedoch bereits ein Schaden des Knorpels oder der Gelenklippe vorhanden sein, sollte zu einer operativen Behandlung geraten werden. Diese kann eine weitere Gelenkzerstörung verhindern. Formveränderungen die am vorderen Aspekt des Gelenkes lokalisiert sind, lassen sich technisch einfach über eine arthroskopische Operation oder über einen Mini-Zugang (minimal-invasiver, direkter vorderer Zugang zum Hüftgelenk) adressieren. Dies führt neben einem deutlich geringeren Schaden an den Muskeln auch zu einem geringeren Risiko einer Durchblutungsstörung am Hüftkopf und einer schnelleren Wiedereingliederung des Patienten in sein gewohntes tägliches Leben. Ein Impingment-Syndrom, welches durch eine Versionsstörung der Pfanne verursacht wird, sollte durch eine Pfannen-Reorientierung (Periacetabuläre Osteotomie nach Ganz, PAO) behandelt werden. In seltenen Fällen bei denen die Formveränderung gesäßseitig lokalisiert ist oder die gesamte Pfannenzirkumferenz betroffen ist, muss diese über ein offenes Vorgehen im Sinne einer chirurgischen Hüftluxation nach Ganz adressiert werden.
-
Labrumläsionen sind meist Folge einer Formveränderung des Hüftgelenkes mit Impingement-Syndrom, können jedoch auch nach einem Trauma auftreten. Somit sind die beklagten Beschwerden ähnlich.
-
Das Labrum an der Hüfte ist eine knorpelige Lippe, welche die Hüftgelenkspfanne begrenzt und damit die Gelenkfläche vergrößert. In der Folge eines Impingement-Syndroms oder nach Verletzungen kann es zu einer Schädigung oder sogar einem teilweisen Abriss des Labrums kommen. Zur Diagnose eines Labrumschadens sollte eine hochauflösende Magnetresonanztomographie (MRT-Untersuchung mit radiärer Schichtführung) erfolgen. Hierbei kann es notwendig sein, Kontrastmittel (zusammen mit einem Schmerzmittel) in das extendierte Hüftgelenk (Traktions-MRT) zu infiltrieren, um die Bildauflösung zu verbessern und damit die Darstellungsgenauigkeit einer Labrumläsion zu erhöhen.
-
Je nach Ort der Schädigung und der Gewebequalität kann das Labrum wieder in seiner normalen Position fixiert werden. Dazu wird der knöcherne Pfannenrand mit einer Fräse angefrischt und es werden Fadenanker eingebracht, mit denen das Labrum gefasst und wieder befestigt werden kann. Bei einer diffusen Schädigung und Ausfransung muss der beschädigte Anteil ggf. sogar entfernt werden, um die Schmerzen zu beseitigen und einen weiteren Schaden am Gelenk zu verhindern. Bei größeren Defekten kann das defizitäre Labrum durch körpereigenes Gewebe (z.B. Tractus iliotibialis) ersetzt werden. Bei einer Refixierung ist für ca. sechs Wochen eine Beugung über 90° zu vermeiden (also kein ganz tiefes Sitzen), um ein Anheilen des Labrums zu ermöglichen. Belastet werden darf das Bein in der Regel nach 2 Wochen.
-
Häufig kommt es neben einer Bewegungseinschränkung zu lageabhängigen, plötzlich auftretenden Schmerzen und einem „Einklemmungsgefühl“ im Hüftgelenk.
-
Wie an allen Gelenken kann es auch an der Hüfte vorkommen, dass sich Teile des Knorpels aus ihrem Verbund lösen und lose im Gelenk liegen. Man spricht in diesem Fall von „freien Gelenkkörpern“, welche durch ihre Einklemmung zwischen den Gelenkflächen plötzlich auftretende Schmerzen und Blockierungen des Gelenks verursachen können. Als weiterer Effekt kommt es durch das Einklemmen zu zusätzlichen Schäden an der Knorpeloberfläche und damit zu einer langfristigen Schädigung des Gelenks. Freie Gelenkkörper können auch als Folge einer Störung der Gelenkinnenhaut entstehen, die an ihrer Oberfläche kleine Knorpelinseln bildet und diese in das Gelenk hinein abstößt. Als Folge kommt es zu einer Ansammlung vieler, häufig etwa reiskorngroßer freier Gelenkkörper im Gelenk, man spricht dann von einer Chondromatose
-
Freie Gelenkkörper können über eine Arthroskopie rasch, sicher und ohne eine ausgedehnte Öffnung des Hüftgelenks entfernt werden. Sollte sich während der Operation eine Chondromatose zeigen, so ist eine Entfernung der veränderten Gelenkinnenhaut während der Arthroskopie ebenfalls problemlos möglich.
-
Ist das Hüftgelenk entzündet, so ist vor allem die Gelenkinnenhaut betroffen und es kommt zu einer Synovialitis. Zu einer Entzündung des Hüftgelenkes kann es durch unterschiedliche Erkrankungen kommen. Durch eindringende Bakterien kann eine akute Infektion des Hüftgelenkes entstehen mit Fieber und allgemeinem Krankheitsgefühl sowie Schmerzen in der Hüfte. Durch eine länger andauernde Reizung des Hüftgelenkes kann eine chronische Entzündung des Hüftgelenkes entstehen, die nicht durch Bakterien verursacht ist. Dies kann beispielsweise bei rheumatischen Erkrankungen auftreten oder durch eine mechanische Überlastung oder beispielsweise durch freie Gelenkkörper.
-
Für die Diagnose ist eine gründliche Untersuchung notwendig. Zusätzlich wird in der Regel eine Röntgenuntersuchung und evtl. eine Ultraschalluntersuchung bzw. sogar eine MRT Untersuchung benötigt. Durch eine Punktion des Hüftgelenkes kann die Diagnose gesichert werden. Hierdurch können sowohl die Gelenkflüssigkeit untersucht als auch antientzündliche Medikamente in das Hüftgelenk gespritzt werden.
-
Eine Operation ist vor allem bei einer durch Bakterien ausgelösten Synovialitis notwendig, da es durch die Bakterien zu einer Zerstörung des Gelenks und unter Umständen zu einer Ausbreitung der Bakterien in andere Bereiche des Körpers kommen kann. Durch eine Arthroskopie ist es möglich, die entzündete Gelenkinnenhaut zu entfernen und das Gelenk gründlich zu spülen. Dieses minimal-invasive Vorgehen führt zu geringeren Schmerzen und einer rascheren Mobilisierbarkeit nach der Operation.
-
Die Schleimbeutelentzündung der Hüfte, Läsionen der Glutealsehnen sowie das externe Gelenkschnappen werden auch unter dem Begriff „peritrochantäre Schmerzsyndrome“ zusammengefasst. Dabei empfinden Patienten Schmerzen seitlich der Hüfte im Bereich des Trochanter majors. Überwiegend tritt das peritrochantäre Schmerzsyndrom bei Frauen auf.
Während reine Schleimbeutelentzündungen im Rahmen von Überlastungssyndromen oder nach einem Unfall auftreten können, treten Schleimbeutelentzündungen auch häufig bei Verletzung der Glutealmuskulatur auf. Die Glutealmuskulatur kann im Rahmen einer degenerativen Veränderung geschädigt werden, was auf Dauer zu einer Ruptur am Sehnenansatzes der Glutealmuskulatur am Trochanter major führt. Eine Schädigung der Glutealmuskulatur tritt auch häufig nach Implantation einer Hüfttotalendoprothese auf, insbesondere bei einem seitlichen Zugang, da hierbei die Sehne am Trochanter major geschädigt werden kann. Letzteres ist auch ein Grund weshalb wir zur Implantation einer Hüftendoprothese keinen seitlichen Zugang mehr verwenden, sondern den direkten, minimal-invasiven anterioren Zugang bevorzugen.
-
Neben der klinischen Untersuchung, die einen Druckschmerz im Bereich des Trochanter majors zeigt, kann in der Ultraschalluntersuchung ein entzündeter Schleimbeutel festgestellt werden. Bei fortgeschrittener Schädigung der Glutealmuskulatur kann eine Veränderung des Gangbildes festgestellt werden. Bei chronischen Verläufen kann anhand einer MRT Untersuchung eine Läsion der Glutealsehnen bzw. eine Verfettung und sogar eine Retraktion der Glutealmuskeln festgestellt werden. Eine Röntgenuntersuchung ist zum Ausschluss einer knöchernen Ursache der Beschwerden erforderlich.
-
Handelt es sich um eine reine Schleimbeutelentzündung, so kann durch eine Infiltration mit antientzündlichen Medikamenten eine Schmerzlinderung und durch eine konservative Therapie mit Krankengymnastik und evtl. Stoßwellentherapie eine Ausheilung herbeigeführt werden. Bei chronischen Verläufen nach 3-6 Monaten kann dann eine operative Therapie mit Entfernung des Schleimbeutels erfolgen. Besteht hingegen eine fortgeschrittene Läsion der Glutealsehnen mit einer muskulären Schwäche, so ist eine operative Therapie mit Refixation der Glutealsehnen am Trochanter major erforderlich. Nach Einheilung der Sehne am Trochanter major ist eine vorsichtige Nachbehandlung mit mehreren Wochen Teilbelastung notwendig, wodurch es zu einer Besserung der Beschwerden kommt.
-
Beim Gelenkschnappen der Hüfte (Coxa saltans) unterscheidet man zwischen einem internen und einem externen Gelenkschnappen. Für das interne Gelenkschnappen ist meistens die Sehne des M. Psoas verantwortlich. Diese springt bei Bewegung der Hüfte, was Patienten mit spürbarem Schnappen und zum Teil mit Schmerzen wahrnehmen. Andere Ursachen für das interne Gelenkschnappen ist das Springen einer Schleimhautfalte (Plica) oder Anteile der Gelenklippe (Labrum). Beim externen Gelenkschnappen springt der Tractus iliotibialis außerhalb des Hüftgelenkes über den Trochanter major. Gerade bei Sportlern und jungen weiblichen Patienten tritt das Gelenkschnappen auf und kann zum Teil auch beidseitig zu Problemen führen.
-
Meist kann das Gelenkschnappen durch eine sorgfältige Untersuchung festgestellt werden. Insbesondere bei Innenrotation und Beugung der Hüfte kann das Schnappen durch den Untersucher provoziert werden. Zum Teil kann es auch von Patienten selbst ausgelöst werden. Durch eine Ultraschalluntersuchung kann eine Entzündung der Sehne oder des Schleimbeutels festgestellt werden. Anhand der Röntgenuntersuchung können bereits eintretende knöcherne Veränderungen festgestellt werden, die das Gelenkschnappen begünstigen. Intraartikulär kann eine entzündliche Veränderung der Sehnen anhand einer MRT Untersuchung festgestellt werden. Durch eine Injektion mit lokalen Betäubungsmitteln kann die Diagnose gesichert werden.
-
Hier sollte eine konservative Therapie mit Dehnungen und manueller Therapie erfolgen, nur in ganz seltenen, hartnäckigen Fällen kann eine Operation notwendig werden und sinnvoll sein.
Beim internen Gelenkschnappen kann durch eine Hüftgelenksarthroskopie die Sehne des M. Psoas eingekerbt werden, was das Gelenkschnappen verhindert. Auch bei liegender Hüftprothese können die Sehnen eingekerbt oder gelöst werden und damit die Ursache für das oft schmerzhafte Schnappen beseitigt werden.
Beim externen Gelenkschnappen kann die übermäßige Spannung im Tractus iliotibialis und das Springen über den Trochanter major durch eine minimalinvasive offene Operation behoben werden. Dabei kann der Tractus ilitobialis gespalten oder neu fixiert werden um so das Springen der Sehne zur Vermeiden. Welches Verfahren gewählt wird, muss individuell mit dem Patienten entschieden werden.