Tumororthopädie
Warum spezialisierte Tumororthopädie?
Patienten mit Tumoren des Bewegungsapparates bieten oft komplexe diagnostische und therapeutische Probleme. Am Klinikum der LMU steht deshalb ein erfahrenes Team aus Tumororthopädie, Plastischer Chirurgie, Chirurgie, Radiologie, (Kinder-)Onkologie, Strahlentherapie und Pathologie zur Verfügung, welches modernste operative und onkologische Verfahren anbieten kann. Die bösartigen Formen, die Knochen- und Weichteilsarkome, stellen einen vergleichsweise geringen Anteil an allen Krebserkrankungen, gerade diese bedürfen aber der spezialisierten Expertise des Zentrums.
Knochen- oder Weichteiltumoren können aufgrund ihres Wachstums mit fortschreitender Knochenzerstörung nicht nur zu Schmerzen und zum Bruch des Knochens sondern auch zum Tode führen. Jegliche unklare Schwellung oder Schmerzen der Extremitäten und Wirbelsäule sollten auch an einen Tumor denken lassen. Aufgrund der relativen Seltenheit der Läsionen bedarf es allerdings der großen Erfahrung eines in Klassifikation und Therapie spezialisierten Expertenteams. Gerade die gravierenden Folgen einer Fehlinterpretation mit der Gefahr einer falschen oder ungünstigen Behandlung lassen Diagnostik und Therapie von Knochen- und Weichteiltumoren an großen Zentren angeraten erscheinen. Die Behandlung aller bösartigen Erkrankungen des Bewegungssystems setzt dabei die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Orthopäden, Radiologen, Pathologen, Onkologen und Strahlentherapeuten zwingend voraus. Durch regelmäßige Besprechungen der komplexen Fälle in einer gemeinsamen Tumorkonferenz aller beteiligten Kliniken und Institute wird so nicht nur die im Einzelfall optimale Therapieentscheidung, sondern auch die rasche logistische Bereitstellung von Behandlungsplätzen ermöglicht. Dies ist oder sollte Standard in allen zertifizierten Tumorzentren der Deutschen Krebsgesellschaft (Weichteil und Knochen) sein, die vergleichsweise hohe Fallzahl in unserem Zentrum (siehe unten) belegt dies aber noch einmal klar.
Tumore des Bewegungssystems stellen insgesamt eines der schwierigsten Erkrankungsbilder sowohl in diagnostischer als auch in therapeutischer Hinsicht dar. Durch moderne diagnostische Verfahren, wie die hochauflösende Magnetresonanztomographie, neuere Implantate, wie die mehrachsigen modularen Tumorprothesen, Weiterentwicklungen der operativen Technik insbesondere im Bereich der gefäßgestielten Knochentransplantation und der minimalinvasiven CT-gesteuerten Tumorablationen läßt sich in der Regel nicht nur eine weite Entfernung des Tumors erreichen, sondern, anders als in früheren Jahren, der Erhalt und die Funktionsfähigkeit der Extremität sichern. Die Amputation, die noch bis in die 70er Jahre hinein das häufigste Therapieverfahren bei bösartigen Knochentumoren war, ist heute nur noch in Einzelfällen notwendig. Der Erhalt der Extremität in ihrer Funktion ist deshalb neben der Heilung eines der wichtigsten Ziele der Behandlung.
Generell sollte der Patient bereits frühzeitig mit einer spezialisierten Klinik in Kontakt treten. Insbesondere operative Maßnahmen, wie auch schon die Biopsie des Tumors, bedürfen der sorgsamen Planung und sollten dort durchgeführt werden, wo letztlich auch die endgültige Therapie erfolgen kann. Es hat sich bewährt, bereits schon zur Therapieplanung alle ärztlichen Disziplinen einzubinden.
Weitere Infos
Findet sich eine scheinbar bösartige Läsion des Skelettsystems, handelt es sich in weitaus den meisten Fällen um eine Tochterabsiedlung (Metastase) eines anderen nicht im Knochen liegenden Tumors. Durch die hochentwickelten onkologischen Therapieansätze nimmt die Überlebenszeit der Tumorpatienten in den letzten Jahren kontinuierlich zu. Eine Folge dieser Entwicklung ist daher auch eine gestiegene Anzahl an Patienten mit Tochtergeschwülsten im Skelettbereich.
Inzidenz typischer Krebsarten in der Bundesrepublik (Aus: Krebsregister des Saarlandes)
Die weitaus meisten Tumore oder tumorähnlichen Läsionen des Bewegungssystems sind jedoch gutartig, viele von ihnen bedürfen keiner besonderen Therapie oder Überwachung. Eine große Anzahl nicht tumoröser, tumorähnlicher Läsionen wie Zysten oder die Fibröse Dysplasie müssen in der diagnostischen Überlegung mit berücksichtigt werden. Letztlich kann bereits ein Großteil dieser Befunde durch sorgfältige Beurteilung der bildgebenden Untersuchungen sicher diagnostiziert, der durch die Diagnose eines “Tumors” im Skelettsystem verunsicherte Patient beruhigt werden.