Erfahrungsbericht PD Dr. med. Constance Weismann
Man sagt, wer die medizinische Ausbildung bis zum Facharzt durchläuft, braucht Ausdauer – wer forscht, braucht Leidenschaft – und wer das Ganze mit Familie kombiniert, braucht ein unterstützendes Umfeld und sollte gleichzeitig die eigene Karriere nicht allzu ernst nehmen. Carpe Diem!
Von Göttingen über New York bis München: Meine Reise durch Studium, Forschung und Klinik
Ein Start in Göttingen
Mein Weg in die Medizin begann um die Jahrtausendwende an der Universität Göttingen. Schon während des Studiums erhielt ich als DAAD-Stipendiatin über das Biomedical Exchange Program die Möglichkeit, einen Forschungs- und Studienaufenthalt an der Mount Sinai School of Medicine in New York zu absolvieren. Letztlich interessierte mich mein Projekt in der Kardiogenetik derart, dass ich nicht mein ursprüngliches Doktorandenprojekt, sondern das dortige zum Char-Syndrom als Thema der Promotionsschrift wählte.
Weiterbildung und Inspiration in New York
Meine Weiterbildung setzte ich ebenfalls an der Mount Sinai School of Medicine fort. Hier entwickelte sich nicht nur meine klinische Expertise, sondern auch meine Begeisterung für die Forschung – geprägt durch eine inspirierende, selbstwirksamkeitsorientierte Atmosphäre. Auch der internationale Austausch faszinierte mich. Das Arbeitsumfeld in New York in Forschung und Klinik, das Eigeninitiative und kritisches Denken fordert und fördert, bestärkte meinen Weg in die Forschung.
Von Yale über Lund nach München
Nach der Weiterbildung nahm ich eine Position als Assistant Professor an der Yale School of Medicine an. Dort betreute ich u.a. Forschungsprojekte von Weiterbildungsassistenten und Kinderärzten in der kinderkardiologischen Ausbildung, aber auch Studenten. Mein Interesse an der vaskulär-ventrikulären Interaktion entstand aus meiner klinischen Arbeit heraus. Dank lokale Projektförderungen konnte ich erste Studien realisieren. Später ermöglichten mir nationale Fördermittel am Kinderherzzentrum in Lund umfassendere Forschungsprojekte. Auch in Großhadern arbeite ich nach wie vor gern mit intrinsisch motivierten jungen Forschern zusammen, die eigene Ideen einbringen. Es ist ein gegenseitiges Lernen.
Wissenschaftlicher Austausch und neue Impulse
Kongresse und wissenschaftliche Diskussionen sind für mich essenziell. Sie bieten nicht nur eine Plattform für den Wissenstransfer, sondern sind auch Orte, an denen Projektideen und Kollaborationen entstehen.
Familie und Wissenschaft – Ein Balanceakt
Drei Kinder in den USA zur Welt zu bringen, ohne relevante Elternzeit, war definitiv eine Herausforderung. Doch mit einem unterstützenden Ehemann, Flexibilität und einer guten Portion Hartnäckigkeit konnten wir diese Zeit meistern.
Habilitation und akademische Wurzeln in Deutschland
Bereits in den USA war ich Assistant Professor, später in Schweden Associate Professor. Ausschlaggebend waren dort Publikationen, Fördermittel und Lehre – nicht das Einreichen einer separaten Habilitationsschrift. Um auch in Deutschland akademische Wurzeln zu schlagen, habe ich nach dem Umzug nach München eine Habilitationsschrift an der LMU verfasst - die Motivation dazu kam eher extrinsisch. Die Habilitation war administrativ aufwendig, aber die Verteidigung selbst war eine bereichernde Diskussion auf Augenhöhe – so wie es sein sollte.
Wissenschaftliche Leidenschaft als Antrieb
Die Habilitation brachte mir zwei Buchstaben vor dem Namen, aber mein Antrieb bleibt die Leidenschaft für die Forschung und damit intrinsisch. Wissenschaft ist kein Titel, sondern eine Berufung und Titel sind eher ein notwendiges Übel.
Würdest du es wieder tun?
Wissenschaft ist eine Leidenschaft, die mich antreibt. Ja – ich würde es wieder tun.
Aktuelle Forschung und klinische Arbeit
Derzeit bin ich an drei Standorten aktiv: LMU München, Josefinum Augsburg und dem Kinderherzzentrum Lund in Schweden. Mein spezielles klinisches Interesse gilt der ganzheitlichen Prävention sowie der transthorakalen, transösophagealen und fetalen Echokardiographie. Meine aktuellen Forschungsprojekte beschäftigen sich mit Lebensstil, Psychokardiologie, gesundheitsbezogener Lebensqualität und kardiovaskulären Reaktionen auf normobare Hypoxie.
Blick in die Zukunft
Als Associate Professor in Schweden strebe ich danach, mich kontinuierlich weiterzuentwickeln. Ob mit oder ohne Professur in Deutschland: Am Ende zählt, was man bewirken kann – nicht der Titel, sondern die Leidenschaft und der Beitrag zur Wissenschaft.

Was rätst Du anderen ?
Folgt eurem Herzen. Wenn es für Forschung schlägt, geht dem nach.
