Knochenreplantation
Ist der resezierte Tumorabschnitt noch tragfähig, die Destruktion durch den Tumor noch nicht zu fortgeschritten, besteht die Möglichkeit ihn nach Zerstörung der Tumorzellen wieder zu replantieren. Er entspricht dann einen Allograft, also fremden avitalen Knochen, da mit dem Tumor ja auch jede andere Körperzelle zerstört wurde. Im Gegensatz zum Allograft ist er jedoch sofort verfügbar und paßt genau. Prinzipiell werden zur Devitalisierung des Resektates, die ja absolut sicher sein muß, sonst käme es sofort zum Tumorrezidiv, zwei Verfahren eingesetzt, die Autoklavierung oder die Bestrahlung (Siehe Tabelle). An unserem Schwerpunkt wurde anfänglich die Autoklavierung durchgeführt. Die Stabilität des Knochens leidet unter diesem Verfahren jedoch nachweisbar erheblich. Eingesetzt wurde deshalb in der Folge eine Bestrahlung mit 300 Gy, aktuell weniger. Der Tumor wird reseziert, es werden auf einen gesonderten Tisch eine Entnahme repräsentativer Gewebeabschnitte für die Histologie vorgenommen, das Präparat für eine Replantation vorbereitet. Das Resektat wird nun steril mehrfach verpackt und in die Strahlentherapie gesandt. Das an der Vorbereitung und Verpackung beteiligte Team wechselt komplett die sterile Arbeitskleidung um jegliche Kontamination mit Tumorzellen zu vermeiden. In der Strahlentherapie erfolgt dann eine einzeitge Bestrahlung im Sinne einer Devitalisierung, so daß das Replantat nach ca. 30-45 Minuten nach Abtötung aller humaner Zellen wieder verfügbar ist. Es kann direkt implantiert werden.
Diese Art der Bestrahlung darf keinesfalls mit einer konventionellen Strahlentherapie verwechselt werden. Die applizierte Strahlendosis entspricht ein Mehrfaches jener der maximalen Toleranz humaner Zellen. Trotzdem behält das Transplantat biomechanisch weitesgehend seine Stabilität. Es wird nun entweder mit Metallimplantaten zur langfristigen Sicherung verstärkt, oder als Manteltransplantat verwendet.
Manteltransplantate
Basierend auf Arbeiten von Manfrini aus Bologna sind dies Kombinationen aus Allografts (oder sterilisierten Autografts als Replantation) und einen gefäßgestielten Fibulatransplantat. Das Allograft wird ausgehölt oder geschlitzt und um das Fibulatransplantat "wie ein Mantel" gelegt. Der Vorteil der Kombination liegt auf der Hand. Anfänglich übernimmt das noch stabile Allograft die Last, die vergleichsweise dünne Fibula wäre hierzu noch nicht in der Lage. Im Laufe der Zeit wird das Allograft zunehmend resorbiert, die autologe Fibula ist jetzt aber eingeheilt und belastbar. Sie nimmt deutlich an Dicke zu. Nachteile sind die komplexe Rekonstruktionsmethode sowie das relativ große Volumen des Gesamttransplantates (mit Osteosynthese). Manchmal kann dies lokal zu Weichteilproblemen führen. In selektierten Fällen ist das Verfahren jedoch eine ausgezeichnete Kombination aus zwei verschiedenen Methoden, die sich ideal ergänzen.