Wachstumsprothesen
Muß bei Kindern gerade an den sehr stark wachsenden Skelettabschnitten rund um das Kniegelenk eine Tumorprothese als Gelenkersatz eingesetzt werden, kommt es zwangsläufig zur Beinverkürzung. Das gesunde Bein wächst weiter, das mit der Tumorprothese versorgte Bein macht dies nicht oder weniger stark. Das Ausmaß der Beinverkürzung ist dabei von dem noch zu erwartenden Längenwachstum abhängig und bei jüngeren Kindern mit großen Eltern naturgemäß am größten. Generell wird man versuchen durch die Vermeidung eienr Schädigung der benachbarten Wachstumsfuge, zum Beispiel am oberen Schienbein durch einen glatten dünnen Prothesenschaft, die Wachstumshemmung auf das minimal mögliche Maß zu reduzieren. Trotzdem entstehen oft Beinlängendifferenzen von einigen Zentimetern. Da der einfache Beinlängenausgleich mit Schuhzurichtungen hier nicht mehr ausreicht, muß man sich Alternativen überlegen. Wird das Kind erwartungsgemäß eher groß, kann man das gesunde Bein durch Verklammerung der Wachstumsfugen am Wachstum hintern. Die Beine bleiben so nahezu gleichlang, allerdings auf Kosten der Körperlänge, die einige Zentimeter kleiner bleiben wird. Dies ist jedoch die einfachste und recht unproblematistische Möglichkeit, die wir in eneger Zusammenarbeit mit den Kollegen der Kinderorthopäde stets in Betracht ziehen.
Beinverlängerungen durch Knochenverschiebungen sind ebenfalls möglich, typischerweise nach Ausheilung der Sarkomerkrankung im Erwachsenenalter durchgeführt, aber vergleichsweise aufwendig und komplex.
Eine Neuerung der letzten Jahre sind "mitwachsende" Prothesen. Es gibt unterschiedliche Modelle basierend auf unterschiedlichen Techniken der Verlängerung. Das von uns favorisierte Modell der Fa. Implantcast, "MUTARS®-EXPAND", arbeitet mit einen Elektromotor der seine Energie über eine kleine auf die Haut aufgelegte Spule erhält. der Empfänger ist im Unterhautfettgewebe implantiert und mit einen Kabel mit der Prothese verbunden. Eine Verlängerung um max 12 cm ist so möglich. Problematisch bleiben die für den kindlichen Knochen angefertigten dünnen Schäfte. Da der Knochenmarkraum ja im Wachstum größer wird, ist hier die Gefahr einer Lockerung oder auch eines Bruches gegeben. Ein Wechsel auf eine "Erwachsenenprothese" muß deshalb nach Wachstumsabschluß diskutiert werden. Sollte das Hüftegelenk, das proximale Femur, ersetzt werden müssen, kann die größer werdende Hüftpfanne im Verlauf zu Problemen führen.
11-jährige Patientin mit Osteosarkom des distalen Femurs. Chemotherapie, Tumorresektion und Implantation einer Wachstumsprothese (MUTARS®-EXPAND, Fa. Implantcast).
12-jähriger Patient mit ausgedehnten Osteosarkom des distalen und mittleren Femurs rechts. Chemotherapie, Resektion und Rekonstruktion mit einer Wachstumsprothese und Spezialschaft, da der verbliebene Oberschenkelknochen sehr kurz ist.