Sprechstunde und Tagesklinik für Fibromyalgie
Informationen Fibromyalgie
Fibromyalgie bedeutet übersetzt Faser-Muskel-Schmerz. Damit ist das Krankheitsbild allerdings noch nicht ausreichend beschrieben.
Beim Fibromyalgie-Syndrom handelt es sich um eine eigenständige Krankheit. Sie äußert sich durch chronische Schmerzen in vielen Körperregionen, Schlafstörungen mit nicht erholsamen Schlaf und eine ausgeprägte körperliche und/oder geistige Erschöpfungsneigung. Diese Kernsymptome treten bei 97% aller Fibromyalgie Patienten auf. Zusätzlich kann eine Vielzahl anderer Krankheitszeichen bzw. -symptome vorliegen.
Die Krankheit betrifft 2-4% der Bevölkerung. Unter den Hilfe suchenden Betroffenen liegt das Verhältnis zwischen Frauen und Männern bei 6-20 Frauen zu 1 Mann. Bei symptombasierter Diagnosestellung liegt das Verhältnis aller Betroffenen bei 1,2 Frauen zu 1 Mann.
Patientinnen und Patienten mit Fibromyalgiesyndrom haben einen hohen Leidensdruck und waren oft bereits bei vielen Ärzten, ohne dass eine umfassende Erklärung für die Schmerzen und die Erschöpfung gefunden wurde. Belastendend wird dabei von vielen empfunden, dass sie sich nicht ernst genommen fühlen mit Ihren Beschwerden, die häufig zu ausgeprägten Einschränkungen bei Aktivitäten des täglichen Lebens führen, auch wenn keine Strukturschädigungen oder andere schädigenden Veränderungen nachgewiesen werden konnten.
Die ausgeprägten Schmerzen treten in vielen Körperregionen auf, entlang der Körperachse, den Armen und Beinen. Im Bereich der Muskulatur/ Sehnenansätze finden sich häufig sehr druckempfindliche Stellen, sogenannte "Tender Points". Die Schmerzen werden typischerweise durch Einflüsse wie Stress, Kälte, Wetterwechsel sowie körperliche und psychische Überlastung verstärkt. Dahingegen wirken leichte Bewegung, Wärme (z.B. warme Bäder oder Sauna), Entspannung, die bewusste Wahrnehmung angenehmer Dinge sowie ein erholsamer Schlaf bei FibromyalgiepatientInnen in der Regel beschwerdelindernd.
Typisch sind außerdem Schlafstörungen, nicht erholsamer Schlaf (viele fühlen sich am Morgen "wie gerädert") und daraus resultierend eine Morgen- und Tagesmüdigkeit mit oft ausgeprägter körperlicher und/oder geistiger Erschöpfungsneigung mit Einschränkungen beim Denken, Konzentration und Gedächtnis.
Zu weiteren typischen Fibromyalgie-Symptomen gehören kalte Hände und Füße, Mundtrockenheit, vermehrtes Schwitzen, Zittern, leichte Reizbarkeit, Ängste, depressive Stimmung, Steifigkeitsgefühle (besonders morgens) sowie Schwellungsgefühle, Kribbeln oder Brennen an Armen oder Beinen. Außerdem beklagen viele Patienten Magen-Darm-Beschwerden, Herzstolpern und Herzrasen sowie Atemnot, ohne dass entsprechende Untersuchungen eine krankhafte Veränderung als umfassende Erklärung dafür nachweisen konnten.
Die positive Nachricht für die PatientInnen mit dieser Erkrankung ist, dass keine gefährlichen Strukturveränderungen zu erwarten sind und die Lebenserwartung nicht reduziert ist. Allerdings können die Beschwerden in der Regel nicht komplett beseitigt, allerdings die Lebensqualität durch eine leitlinienbasierte Therapie meist gebessert werden.
Patientinnen und Patienten mit Fibromyalgie-Syndrom leiden häufig - aber nicht immer - unter Begleiterkrankungen. Dazu gehören entzündlich-rheumatische Erkrankungen (z.B. Rheumatoide Arthritis), Kopfschmerzerkrankungen (z.B. Migräne oder Spannungskopfschmerz) und psychologisch-psychiatrische Erkrankungen (z.B. Depressionen oder Angststörungen). Auch wenn Depressionen bei Fibromyalgie Patienten 3-4 mal häufiger auftreten als bei Menschen ohne Fibromyalgie, leidet nicht jede FibromyalgiepatientIn unter einer Depression. Wichtig ist deshalb Begleiterkrankungen auch zu erfassen und zu behandeln.
Die Diagnosestellung bedeutet bei viele Fibromyalgie Patienten endlich ernst genommen zu werden. Mit der Diagnosestellung kann eine energieraubende "Odyssee" aus Arztbesuchen beendet werden. Dadurch wird Zeit und Energie für andere Lebensbereiche und für Aktivitäten gewonnen, die gut tun und die Lebensqualität verbessern.
Die Diagnose wird anhand der für die Krankheit charakteristischen Kombination von Krankheitszeichen gestellt.
In den S3-Leitlinien zum Fibromyalgiesyndrom ist festgelegt, wie die charakteristischen Symptome systematisch erfasst werden sollen, um die Diagnose Fibromyalgie-Syndrom stellen zu können. Außerdem wird beschrieben, wie mögliche Begleiterkrankungen und mögliche Differentialdiagnosen erfasst oder ausgeschlossen werden sollten und welche Aktivitätseinschränkungen im täglichen Leben erfasst werden müssen, um maßgeschneiderte Therapieempfehlungen geben zu können.
In unserer Klinik bieten wir Arzttermine zur Einordnung der vorhandenen Beschwerden bei Schmerzen in vielen Körperregionen an. Sollten wir abschließend die Diagnose eines Fibromyalgie-Syndroms stellen, erfolgt die Erstellung eines individuellen Therapieplans.
Voraussetzung dafür ist, dass uns der - mit folgendem Link abzurufende - Fragebogen inklusive Kopien zu verschiedensten Berichten bereits durchgeführter Diagnostik zugesendet wird. Nach postalischen Eingang des Fragebogens erfolgt eine möglichst rasche Terminvergabe.
Der Leidensdruck durch das Fibromyalgie-Syndrom ist hoch, doch durch das Fibromyalgie-Syndrom kommt es nicht zur Zerstörung von Körperstrukturen. Daher ist die Lebenserwartung von Fibromyalgie Patientinnen nicht verringert und es kommt nicht zum Verlust der Körperfunktionen. Die Information, dass der Erkrankung keine gefährlichen Veränderungen zugrunde liegen, kann beruhigen und die anstrengende "Odyssee" aus Arztbesuchen beenden.
Die psychischen und sozialen Folgen der Fibromyalgie sind für die Patientinnen und Patienten und ihre Angehörigen jedoch oft schwerwiegend. In Studien konnte gezeigt werden, dass Fibromyalgie Patienten eine ähnlich starke Behinderung im Alltag aufweisen wie Patienten mit einer entzündlichen Rheumaerkrankung (rheumatoide Arthritis). Die psychische Belastung durch die Beschwerden ist dabei meist noch größer.
Die Beschwerden durch das Fibromyalgie-Syndrom schränken das private und berufliche Leben ein und die Leistungsfähigkeit ist oft herabgesetzt.
Eine Heilung des Fibromyalgie-Syndroms ist in der Regel nicht möglich.
Wir können jedoch durch Informationen und individuelle Therapieempfehlungen, dann eigenverantwortlich von den PatientInnen eingesetzte Therapiestrategien fördern und körperliche und soziale Aktivitäten im Alltag sowie die Lebensqualität verbessern.
Das Ziel ist die Aufmerksamkeit auf schöne Dinge zu lenken, indem individuelle Stärken gefördert werden. So kann größtmögliche Freiheit für Aktivitäten, die einem wichtig sind, gewonnen werden. Teilhabe am Leben und Lebensqualität werden gefördert.
Diese ganzheitliche und zugleich individuelle Behandlung für einen Gewinn in allen Lebensbereichen (bio-psycho-sozial) ist Kern unseres Fachgebietes Physikalische und Rehabilitative Medizin (PRM) und unser großes Anliegen besonders auch für unsere FibromyalgiepatientInnen.
Um unsere Patientinnen und Patienten auf ihrem Weg zu unterstützen, erstellen wir einen persönlichen Therapieplan. Die Therapieempfehlungen sind an die S3-Leitlinien zum Fibromyalgiesyndrom angelehnt und werden an die individuellen Fähigkeiten und Stärken, aber auch an die Einschränkungen sowie Begleiterkrankungen angepasst. Sollte dies medizinisch sinnvoll und notwendig sein – dies wird von uns im Rahmen einer Assessmentuntersuchung geprüft - eine Teilnahme an unserer Tagesklinik für Fibromyalgie München geplant.
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Seit 1999 wurden bereits über 3000 Fibromyalgie Patientinnen und Patienten in unserer Fibromyalgie Tagesklinik behandelt. Die Behandlung findet als 4-wöchige (20 Behandlungstage, 5 Tage/Woche) teilstationäre Gruppentherapie statt. In kleinen Gruppen können Fibromyalgie Patienten Erfahrungen sammeln, üben, trainieren, Schulung und Information zum Umgang mit ihrer Erkrankung erhalten und sich austauschen.
Das intensive Tagesklinikprogramm wurde speziell für Fibromyalgie Patienten entwickelt. Ein ganzheitlicher Therapieansatz unter Berücksichtigung des bio-psycho-sozialen Schmerzmodells mit Information zum Fibromyalgiesyndrom und dem Schwerpunkt Anleitung zur Selbsthilfe soll die Betroffenen zu mehr Lebensqualität und Lebensfreude führen.
Mehr Informationen zur Tagesklinik für Fibromyalgie finden Sie in unserem Flyer, den Sie hier herunterladen können.
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PhysiotherapieEin zielgerichtetes Training kräftigt die Muskulatur und verbessert Ihre Ausdauer sowie die Gelenkbeweglichkeit und -stabilität. Das Ausdauer-, Koordinations- und Gleichgewichtsvermögen wird gesteigert. Die Gangsicherheit wird gefördert. Einer schmerzbedingten Schonhaltung wird vorgebeugt. Während und am Ende der Tagesklinik erhält jeder Patient ein persönliches Heimübungsprogramm.PsychologieEine chronische Erkrankung, insbesondere das Fibromyalgiesyndrom, bringt häufig Veränderungen im Alltag mit sich, die eine deutliche Minderung der Lebensqualität und der Lebensfreude bedeuten können. Hier lernen Sie Eigenverantwortung zu übernehmen und erlernen Selbsthilfestrategien und Entspannungstechniken, die Ihnen eine flexible Anpassung an die Lebenssituation mit der Erkrankung ermöglichen. Zentral ist zudem das Thema Schmerzakzeptanz, was bedeutet, den Schmerz beobachten zu lernen und anzunehmen, gleichzeitig aber auch Möglichkeiten zu finden, von dem Schmerz nicht vereinnahmt zu werden und dennoch ein zufriedenstellendes Leben zu führen.ErgotherapieHier lernen Sie im Rahmen einer strukturierten Schulung Fehlbelastungen und Überlastungen der Gelenke und Muskeln in Ihrem Alltag zu vermeiden sowie Strategien für den verbesserten Umgang mit körperlicher und/oder geistiger Erschöpfung. Zudem werden Ihnen unterschiedliche ergonomische Funktionshilfen vorgestellt, die Ihren Alltag erleichtern können.BäderabteilungZur Linderung Ihrer Schmerzen und zur Aktivierung Ihrer Sinne erlernen Sie verschiedene passive Maßnahmen aus den Bereichen Hydrotherapie (= Therapie mit Wasser) und Thermotherapie (= Therapie mit Wärme und Kälte), die Sie selbständig im Alltag umsetzen können. Einige Fibromyalgie Patienten lernen bei Offenheit für Erfahrungen mit verschiedensten Reizen (auch für vermeintlich unangenehme Reize wie lokale Kälte oder Strom) damit neue Strategien bzw. Werkzeuge zur Selbsthilfe kennen.Ärztliche Informationen
Durch ausführliche Informationen über das Krankheitsbild, medikamentöse und nicht-medikamentöse Therapiemöglichkeiten lernen Sie, Ihre Erkrankung besser einzuschätzen und mit ihr umgehen zu können. Spezifische Probleme können sie in Einzelgesprächen und Untersuchungen mit unseren Ärzten klären.
Außerdem wird auf Beschwerden des Reizmagens/-darms eingegangen sowie dabei auf Einflussfaktoren auf verschiedenen Fibromyalgie-typische Symptome und Einflussmöglichkeiten durch eine bewusste Ernährung mit Genuss.
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Ziele des Programms sind es, die Lebensqualität und die Lebensfreude zu steigern. Die Aufmerksamkeit wird auf die individuellen Stärken gelenkt. Außerdem werden durch Informationen und Erfahrungen mit bisher unbekannten Reizen neue Kraftquellen erschlossen. Das Erlernte soll nach der Anleitung in unserer Tagesklinik eigenverantwortlich und bewusst für einen verbesserten Umgang mit den Beschwerden eingesetzt werden.
Unter anderem möchten wir Freude an Bewegung vermitteln und dabei die Gelenkbeweglichkeit und -stabilität verbessern, die Muskulatur kräftigen und die körperliche Fitness und Ausdauer steigern.
Außerdem gilt es auch zu lernen, inne zu halten, zum Beispiel, indem kurze Pausen in den Alltag eingebaut werden. Diese Pausen sollen bewusst genutzt werden, um sich Gutes zu tun, zu entspannen und zu genießen.
Darüber hinaus soll die Schmerzakzeptanz gefördert werden, was sich positiv auf die Schmerztoleranz auswirkt. Hierzu erfolgen gezielte Schulungen zur Verbesserung des Umgangs mit der Erkrankung und zum Erlernen von Selbsthilfemaßnahmen.
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Fragebogen zur Anmeldung:
Den Fragebogen für die Anmeldung zur Terminvergabe können Sie hier herunterladen . Weitere Informationen zum Anmeldevorgang finden Sie unter dem Reiter Anmeldung.
Fragebögen zur Qualitätssicherung:
Im Rahmen der Tagesklinik erhalten Sie zu unterschiedlich festgelegten Zeitpunkten Fragebögen zu Ihrer Erkrankung, zu Symptomen und den Krankheitsfolgen. Dies dient für Sie persönlich dazu, ein möglichst genaues Bild über Ihre Krankheit, deren Folgen und die Veränderungen nach der Teilnahme an unserem Therapieprogramm zu bekommen. Zudem können wir hierdurch Anregungen für eine Weiterentwicklung des Therapieprogramms gewinnen und es wissenschaftlich begleiten.
Ihre Angaben werden vertraulich behandelt und sind vor dem Zugriff unberechtigter Personen geschützt.
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Vor der Teilnahme an der Fibromyalgie Tagesklinik muss eine ambulante oder teilstationäre Vorstellung in unserer Spezialsprechstunde für Fibromyalgie erfolgen.
Der Ablauf zur Anmeldung ist wie folgt organisiert:
1. Kontaktaufnahme: Dies kann per E-Mail über das Sekretariat der Tagesklinik für Fibromyalgie erfolgen.
2. Fragebogen ausfüllen: Nach der Kontaktaufnahme senden wir Ihnen gerne einen Fragebogen mit Rücksendecouvert zu. Alternativ können Sie den Fragebogen direkt hier herunterladen.
3. Ausgefüllten Fragebogen zurücksenden: Sie senden uns den ausgefüllten Fragebogen und Kopien Ihrer Arztberichte und Befunde zu.
4. Terminvergabe: Nach Durchsicht des Fragebogens und der Arztberichte nimmt das Sekretariat Kontakt mit Ihnen auf, um mit Ihnen einen passenden Arzt-Termin zu vereinbaren.
5. Ambulanter oder teilstationärer Arzt-Termin: In einer ausführlichen ärztlichen Untersuchung, gegebenenfalls gemeinsam mit den Physiotherapeuten und Psychologinnen, wird nach der Diagnosestellung Fibromyalgie-Syndrom geprüft, ob ein teilstationäres Tagesklinikprogramm medizinisch sinnvoll ist.
6. Terminvereinbarung Tagesklinik: Sollte die Teilnahme an unserer Tagesklinik für Fibromyalgie sinnvoll sein, vereinbart unser Sekretariat einen Termin mit Ihnen.
Weitere Infos
Zertifikate & Auszeichnungen
Fibromyalgie Vortrag: Symptome und Diagnosestellung
Fibromyalgie Vortrag: Therapie
Termin und Ort der Informationsveranstaltungen können hier angesehen werden.