Wirbelsäuleneingriffe
Primäre Knochentumoren an der Wirbelsäule sind selten. Tumoröse Knochendestruktionen und pathologische Wirbelfrakturen sind daher meist Knochenmetastasen oder Läsionen bei Multiplen Myelom. Im Vordergrund stehen die Schmerzsymptomatik, die Frakturgefahr, sowie die drohende oder bereits vorhandene Schädigung des Rückenmarkes oder der intraduralen Nervenfasern durch die Tumorkompression.
Das führende Symptom bei allen Knochentumoren der Wirbelsäule ist der Schmerz, der typischerweise über der Läsion lokalisiert angegeben wird. Eine Ausstrahlung längs der Rippen ist bei BWS-Tumoren typisch, in eines oder beide Beine bei Tumoren der LWS, aber auch bei BWS-Läsionen. Eine tastbare Weichteilschwellung ist sehr selten. Während der Schmerz häufig lange besteht, können neurologische Ausfälle, wie Gefühlstörungen oder Lähmungen zum Teil innerhalb von 24 Stunden bis zum kompletten Querschnitt fortschreiten. Je akuter sie auftreten, desto eher werden sie sich verschlechtern. Ein konsequentes und rasches Eingreifen ist deshalb bei progredienter Neurologie wesentlich. Die Prognose hängt dabei vom Ausmaß der präoperativen neurologischen Ausfälle und der Dauer ihres Bestehens ab.
Insgesamt sollte wegen der teils aufwendigen und vielfach nur operativ möglichen Therapie, soweit in der zur Verfügung stehenden Zeit machbar, eine umfassende Abklärung vor Beginn therapeutischer Maßnahmen stehen. Typischerweise bedeutet dies ein MRT der Wirbelsäule, zusätzlich ggf. die CT-Untersuchung sowie, wenn Zeit dafür vorhanden ist, ein komplettes Tumorstaging. Das Ziel bei primär malignen Knochentumoren der Wirbelsäule ist die möglichst vollständige Resektion des betroffenen Wirbelsäulenabschnittes. Ziel der Behandlung von Metastasen ist es Schmerzen zu reduzieren und neurologische Ausfälle zu verhindern oer zu bessern. Dazu muß eine Dekompression des Spinalkanales und ggf. eine Stabilisierung der Wirbelsäule erfolgen.
Aufgrund der Anatomie sind an der Wirbelsäule der Radikalität von Resektionsmaßnahmen Grenzen gesetzt. Die onkologisch weite Resektion ist nur möglich bei fehlendem Tumoreinbruch in den Spinalkanal und geringer Ausdehnung in die angrenzenden Weichteile. Meistens werden intraläsionale oder marginale Verfahren verwandt. Metastasen sind häufig in den Spinalkanal eingedrungen und werden auch aufgrund der Prognose der Patienten nur intraläsional soweit entfernt, dass eine ausreichende Dekompression erzielt wird. Die vorhergehende (neoadjuvante) oder nachfolgende (adjuvante) Therapie in Form der Bestrahlung und/oder Chemotherapie ist deshalb besonders wichtig.
MRT der Wirbelsäule bei einer Patientin mit Multiplen Myelom mit Tumordestruktion des 5. Brustwirbelkörpers und Vorwölbung der Wirbelhinterkante in den Spinalkanal.